Keine generelle Erhöhung im ÖV 2021 – Neue Angebote sollen den ÖV wieder in Fahrt bringen
Keine generelle Erhöhung im ÖV 2021 – Neue Angebote sollen den ÖV wieder in Fahrt bringen
Die Branchenorganisation Alliance Swisspass informierte über die Entwicklung nach Corona im öffentlichen Verkehr. Wir berichteten live.
Das Wichtigste in Kürze:
- Dem öffentlichen Verkehr fehlen bis Ende Jahr 1,5 bis 1,8 Milliarden Franken.
- Die grosse Frage wird sein, wie man die Bevölkerung wieder zurück in den ÖV bringen kann. Dabei soll die Eintrittshürde für ein GA gesenkt werden.
- Reisende haben künftig einen Anspruch auf Entschädigung bei Verspätungen von über einer Stunde am Reiseziel.
- Kinder fahren zukünftig bis zum 6. Geburtstag auch unbegleitet gratis, danach bis zum 16. Geburtstag ebenfalls neu unbegleitet für maximal 19 Franken pro Tag. Das kommt einer Erhöhung um 3 Franken gleich.
- Gekippt wird aber das Studenten-GA.
Die Medienkonferenz ist zu Ende. Das Fazit: Dem öffentlichen Verkehr weht ein rauer Wind entgegen. 1,5 -1,8 Milliarden Franken fehlen bis Ende Jahr. Noch ist unklar, wie dieses Loch gefüllt werden soll. Der Bundesrat wird aber wohl bald über das Thema diskutieren. Eine mögliche Lösung: Bund, Kantone und auch bis zu einem gewissen Grad die Unternehmen, teilen sich das anfallende Minus. Eine andere Frage ist, wie die Leute wieder zurück in den ÖV gebracht werden können. In diesem Zusammenhang hat die Branche Anpassungen an den Angeboten vorgebracht.
Diese wurden aber nicht konkret im Zusammenhang mit der Coronakrise eingeführt. Trotzdem erhofft sich die Branche mit Anpassungen wie der längeren Gültigkeitsdauer des Angebots Seven25 einen Effekt. Das Ziel der Sortimentsanpassungen ist es, die Eintrittshürde für junge Erwachsene zu senken. Hingegen wurde das beliebte Studenten-GA gekippt: Gerade für preisaffine Studierende ein gewichtiger Nachteil.
Wie viel weniger Abos werden bis Ende Jahr im Umlauf sein? Eichhorn spricht von 6 Prozent bei den GA und 1 Prozent bei den Halbtax, die bis Ende Jahr weniger im Umlauf sein werden. Alleine mit dem Rückgang bei den GA rechnet man damit mit einem Minus von über 115 Millionen Franken, wie die «SonntagsZeitung» berichtete.
Nun geht es los mit den Fragen: Kann eine Maskenpflicht helfen, die Auslastung wieder zu erhöhen? Es wäre eine Stigmatisierung des öffentlichen Verkehrs, wenn eine Maskenpflicht nur dort gelten würde, sagt Guillelmon, und nicht überall, wo grosse Menschenmengen zusammenkommen. Man werde diese aber umsetzen, wenn sie eingeführt werden sollte vom Bund.
Bernard Guillelmon spricht nun über die neuen Passagierrechte. Neu soll es eine Entschädigung geben, wenn der Zug Verspätung hat. Ab einer Verspätung von einer Stunde gibt es neu 25 Prozent zurück. Ab zwei Stunden gibt es 50 Prozent. Die aber nur, wenn die Beträge über 5 Franken liegen.
Kinder bis zum 6. Geburtstag durften bisher nicht alleine gratis mit dem ÖV fahren. Das wird nun geändert. Neu sollen alle unbegleitet gratis fahren. Dies aber erst ab Dezember 2021. Zudem gibt es neue Angebote für Kinder im Alter zwischen 6 und 16 Jahren. Sie fahren neu unbegleitet für 19 Franken am Tag in der 2. Klasse.
Das Studierenden-GA wird wie schon erwähnt abgelöst. Dies, weil es eine Ungleichbehandlung in dieser Altersgruppe darstelle. Inhaberinnen und Inhaber der alten GAs wird eine einmalige Gutschrift von 500 Franken gewährt.
Helmut Eichhorn, Geschäftsführer von Alliance Swisspass, spricht nun zu Anpassungen im Sortiment. Es sei bereits das vierte Jahr in Folge, in dem man keine generellen Preiserhöhungen macht, sagt Eichhorn. Ziel sei es mit neuen Angeboten, die Eintrittshürde für den ÖV möglichst zu senken. Zum Beispiel: Neu soll es eine GA-Monatskarte geben. Diese ersetzt die Monatskarte in Kombination mit dem Halbtax-Abo.
Bernard Guillelmon, Präsident Alliance Swisspass und BLS-Chef, sagt: «Im Ausflugsverkehr und im Ortsverkehr spüren wir einen Anstieg der Fahrgastzahlen.» Im öffentlichen Verkehr habe man fast zwei Drittel des Umsatzes in den letzten Monaten eingebüsst. Die Nachfrage werde sich dieses Jahr wohl aber nicht mehr erholen, sagt Guillelmon. Eine Normalisierung sei erst im nächsten Jahr erwartbar.
Es geht los. Thema werden, neben Details zu den Einbussen wegen Corona, vor allem Neuerungen im Sortiment sein.
Ein Auslöser der Mindereinnahmen: Der Verkauf von Einzelbilletten sei zeitweise fast komplett eingebrochen. Noch heute liegt er noch 60 Prozent unter dem Vorjahresniveau, heisst es von Seiten Alliance Swisspass.
Um den Übergang zwischen den günstigen GA für Junge unter 25 und dem Normalpreis preislich attraktiver zu machen, wird für alle 25-Jährigen ein GA für 3360 Franken angeboten- 500 Franken günstiger als normal. Hingegen fällt das GA für Studierende weg. Dieses Angebot galt gar bis zum 30. Lebensjahr für alle Studierenden. Sie müssen in Zukunft deutlich mehr zahlen.
Der ÖV soll nicht teurer werden auf den Fahrplanwechsel 2021. Dies obwohl ein riesiges Loch von 1,5 bis 1,8 Milliarden Franken besteht. Einige Angebote werden gar attraktiver. So gilt Seven25, das neue “Gleis 7” neu bis in die frühen Morgenstunden. Junge Nachtschwärmer können also auch noch am Morgen mit den ersten Verbindungen vom Ausgang nach Hause fahren
1,5 bis 1,8 Milliarden Franken: Es sind hohe Summen, die dem öffentlichen Verkehr in diesem Jahr entgehen. Corona führt zu einem Rückgang des Umsatzes um 25-30 Prozent, wie die «SonntagsZeitung» mit Verweis auf die Alliance Swisspass berichtete. Alliance Swisspass ist eine Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs und koordiniert unter anderem Tariffragen zwischen den angegliederten 250 Transportunternehmen und 17 Tarifverbünden.
Anders als andere Zweige der Wirtschaft hat der öffentliche Verkehr nicht nur mit weniger Einnahmen zu kämpfen, sondern hatte während der ganzen Zeit praktisch gleichbleibende Kosten. Während dem Lockup wegen Corona wurde der öffentliche Verkehr zwar reduziert, doch nicht im gleichen Ausmass, wie die Passagierzahlen zurückgingen. Und noch immer sind deutlich weniger Leute im öV unterwegs. Bis sich die Frequenzen auf ein Niveau von vor Corona erhöhen dürfte es noch eine zeitlang dauern. Was bleibt, ist ein geschwächter öffentlicher Verkehr mit einem Milliardenloch.
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