Wie der Gemeinderat die Zukunft der Stadt Thun plant
Wie soll die Stadt Thun in Zukunft aussehen? Das Stadtentwicklungskonzept liefert Antworten auf diese Frage. Der Gemeinderat hat das Konzept verabschiedet, das ein Wachstum um 5000 Einwohner vorsieht.

Konzept – das klingt erst mal nach staubtrockener Materie. Doch was der Thuner Gemeinderat an seiner gestrigen Medienkonferenz vorgelegt hat, wird die Zukunft der Stadt entscheidend mitprägen: Das Stadtentwicklungskonzept 2035, kurz Stek genannt, das die Regierung nach monatelanger Vorarbeit verabschiedet hat. Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) und Gemeinderätin Marianne Dumermuth (SP) sprachen beide von einem «Meilenstein».
Dumermuth ist bis Ende Jahr für die Stadtentwicklung zuständig; nach ihrem Ausscheiden aus dem Gemeinderat übernimmt Lanz diese Aufgabe. Das Stek bildet die strategische Grundlage für die Entwicklung der Stadt – auf ihm werden das künftige Baureglement und der Zonenplan aufbauen.
«Die Stadt kann sich nur entwickeln, wenn sie lebendig ist», betonte Dumermuth. Und: Alles umkrempeln wolle der Gemeinderat nicht, «die bestehenden Qualitäten sollen erhalten bleiben».
5000 Einwohner mehr
Die Regierung hat fünf strategische Schwerpunkte festgelegt und dort aufgrund der im Sommer durchgeführten Mitwirkung Anpassungen vorgenommen.
Wohnen: Für die heutige und die künftige Bevölkerung der Stadt soll Wohnraum in lebendigen, durchmischten und vielfältigen Quartieren geschaffen werden. «Unser Ziel ist es, das Potenzial für ein Bevölkerungswachstum um 5000 Personen zu schaffen», sagte Raphael Lanz. Verordnen lasse sich das nicht, «aber wir können die Grundlagen schaffen, damit diese Entwicklung möglich wird».
Arbeiten: Dasselbe gelte für die Arbeitsplätze. Hier ist bis 2035 ein Plus von 3500 Stellen vorgesehen. Emissionsarme Arbeitsnutzungen sollen in Mischgebiete mit Wohnen und Arbeiten eingegliedert werden. So liessen sich an attraktiven und gut erschlossenen Lagen Gewerbe- und Dienstleistungsflächen anbieten.
«Wir denken da etwa an die sogenannte Automeile an der Gwattstrasse», erläuterte Dumermuth. Aufgrund von Kritik in der Mitwirkung wurde das Expo-Areal aus dieser Kategorie rausgenommen. Lanz ergänzte, dass explizit keine laute Industrienutzungen für diese Mischzonen vorgesehen sind – dafür sind reine, entsprechend erweiterte Arbeitszonen geplant.
Zentren und Urbanität: Das Stek zeigt auf, an welchen Lagen das Potenzial für städtisches Wohnen und ein Nebeneinander diverser Nutzungen geschaffen werden soll. Solche urbanen Zentren befinden sich nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Wohnquartieren.
Landschaft: Das dichter werdende Siedlungsgebiet soll es ermöglichen, die umliegende Landschaft zu bewahren. Zudem sind Grün- und Freiräume im Innern des Siedlungsgebietes zur Kompensation vorgesehen.
Stadtraum und Mobilität: Gemäss dem Mobilitätsreglement soll zusätzlicher Verkehr primär über den öffentlichen, den Fuss- und Veloverkehr abgewickelt werden. Dies ist im ebenfalls am Dienstag vorgelegten Gesamtverkehrskonzept GVK festgelegt. Gleichzeitig werde der öffentliche Raum vermehrt als Lebensraum mit hoher Aufenthaltsqualität gestaltet.
Bewahren – und erneuern
Ein mögliches Bevölkerungswachstum soll im bestehenden Siedlungsgebiet aufgefangen werden – mit Ausnahme der Einzonung des Siegenthalerguts am Stadtrand. Dabei gelten drei Ansätze – unter der Prämisse, dass laut Dumermuth «in der Stadt nicht überall dasselbe passiert».
Bewahren: «In Gebieten mit grossem Charakter soll das Gesamtbild bestehen bleiben», sagte die Vorsteherin der Direktion Stadtentwicklung. Beispiele sind die Altstadt, aber etwa auch das Seefeld-Quartier. Mit entsprechenden Vorschriften sollen Bauten bewahrt, eine Entwicklung aber nicht verhindert werden.
Neuorientieren: Zusätzliches Potenzial sollen das Erneuern von bestehenden Bebauungen und die Entwicklung schlecht genutzter Areale bringen.
Weiterentwickeln: Eine optimale Nutzung der Flächen soll ermöglicht werden – etwa, indem in den hier zugeordneten Gebieten höher gebaut werden kann.
«Richtiges an richtigem Ort»
Diametral auseinander gingen in der Mitwirkung die Meinungen zur städtischen Wohnbauförderung: Auf linker Seite wurde ein Ausbau propagiert, Bürgerliche wollen keine direkte Unterstützung.
«Die Stadt fördert den preisgünstigeren Wohnungsbau, indem sie keinen zu teuren Baurechtszins verlangt», betonte Marianne Dumermuth. Und sie nahm ein Stichwort auf, das ebenfalls bürgerliche Parteien in der Mitwirkung eingebracht hatten: «Wir möchten auch gute Steuerzahler.»
Um all dies zu ermöglichen, müsse «das Richtige am richtigen Ort» umgesetzt werden. Werde etwa dereinst Land im Bereich Entwicklungsschwerpunkt Bahnhof überbaut, sei dies womöglich ein Ort, um die Steuerkraft zu stärken. Stapi Lanz fügte an, dass Wohnbaugenossenschaften sicher wichtige Partner sein werden. «Dass die Stadt selber grosse Areale überbaut, ist hingegen eher fraglich.»
Und wie geht es nun weiter? In einem nächsten Schritt sollen die Strategien des Stadtentwicklungskonzepts mit konkreten Artikeln im Baureglement und klar zugeordneten Flächen im Zonenplan umgesetzt werden.
«Im Herbst 2019 ist die öffentliche Mitwirkung zu Baureglement und Zonenplan vorgesehen», blickte Marianne Dumermuth in die Zukunft – die allerdings im Gemeinderat ohne sie über die Bühne gehen wird.
Unter www.thun.ch/STEK2035 ist das Konzept für alle einsehbar.
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