Cancel-Culture im Kalten KriegWie aus einer Heimatdichterin eine Landesverräterin wurde
Helene Bossert war eine aufstrebende Autorin. Dann wurde sie Ziel einer Hetzkampagne, von der sie sich nie erholte. Nun laufen Bemühungen, sie zu rehabilitieren.

Zwei Gedichte, zwei Leben.
S git Blüemli am Wääg,
unschynber chlyy;
men achdet se chuum –
und goot dra verbyy.
So beginnt ein Gedicht, das 1942 erscheint, mitten im Zweiten Weltkrieg, in einem Büchlein, das von der Baselbieter Regierung unterstützt wird – und das Bossert in der Region bekannt macht. Das Büchlein ist voller solcher Gedichte. Es sind sanfte, unverfängliche Zeilen über die Landschaft, ihre Bewohner, die Natur. Harmlos. Das ist Helene Bosserts erstes Leben.