Solidarität mit LangzeitarbeitslosenDank Tamedia-Lesern – Abdi Gaal Hassan kommt zum Gabelstaplerschein
Die Geschichte des arbeitslosen Mannes löst eine Welle der Solidarität aus. Zahlreiche Leserinnen und Leser öffnen das Portemonnaie.

Die tiefste Arbeitslosenquote seit über zwanzig Jahren und akuter Personalmangel in zahlreichen Branchen: So einfach wie heute war die Stellensuche seit Jahrzehnten nicht mehr, könnte man meinen.
Doch das gilt längst nicht für alle, wie die Geschichten dreier Stellensuchender zeigen, die die «SonntagsZeitung» porträtiert hat. Sie gehören zu den rund 97’000 Arbeitslosen, die Ende Dezember bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren gemeldet waren.
Besonders viele Reaktionen löste die Situation des Langzeitarbeitslosen Abdi Gaal Hassan aus. Der Produktions- und Lagermitarbeiter ist seit Sommer 2021 ohne Job, was vor allem daran liegt, dass ihm ein viertägiger Kurs zum Gabelstaplerfahren fehlt.
Doch das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum in seinem Wohnkanton Luzern wollte die 1200 Franken Ausbildungskosten nicht übernehmen. Und Hassan kann sich die Kosten nicht leisten, wie er selber sagt.
«Es kann doch nicht sein, dass 1200 Franken der Grund sein sollen, dass Herr Hassan keine Chance hat, um eine Anstellung zu finden.»
Nun haben zahlreiche Leserinnen und Leser grosszügige finanzielle Unterstützung angeboten. Therese Zurbuchen aus Muttenz BL ist eine von rund einem Dutzend, die die Kurskosten übernehmen wollen. Sie sagt: «Es kann doch nicht sein, dass 1200 Franken der Grund sein sollen, dass Herr Hassan keine Chance hat, um eine Anstellung zu finden, womit er seine Familie ernähren kann.»
Wie Zurbuchen stören sich viele andere daran, dass das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum die Kosten nicht übernehmen will. Hanno Huber aus Sargans SG sagt: «Das wäre einiges billiger, als ihn über die Sozialwerke noch Monate oder Jahre zu unterhalten.»

Pascal Reichmuth aus Zürich hat am Sonntag kurzerhand ein Crowdfunding auf der Plattform «Go Fund Me» ins Leben gerufen. Dazu motiviert hat ihn eigentlich das Vorhaben, ein Gourmetrestaurant zu besuchen. «Dort bezahlt man gut 250 Franken fürs Essen. Dann las ich die Geschichte über Abdi Gaal Hassan – und realisierte, dass das für einige Menschen echt viel Geld ist.» Er war sich sicher, dass auch andere bereit dazu wären, auf ein teures Essen zu verzichten.
Innert fünf Stunden waren die erforderlichen 1200 Franken beisammen. Doch damit nicht genug: Da Reichmuth die Aktion weiterlaufen liess, sprachen die rund vierzig Spendewilligen bis zum Montagabend fast 3000 Franken. «Natürlich überweisen wir den gesamten Betrag an Abdi Gaal Hassan», sagt Reichmuth.

Der Beschenkte weiss gar nicht recht, wie ihm geschieht. «Das ist so schön, vielen Dank!», ruft Hassan ins Telefon. Und wird regelrecht euphorisch: «Wenn ich diesen Schein habe, finde ich sicher eine Arbeit.»
Doch warum will das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum die Kurskosten nicht übernehmen? Das für Hassan zuständige Luzerner Amt Wirtschaft Arbeit Soziales begründet, es arbeite mit zwei Anbietern von Staplerausbildungen zusammen. «Um dem Kurs folgen und ihn erfolgreich abschliessen zu können, sind gute Deutschkenntnisse notwendig», sagt Karin Lewis, Bereichsleiterin Arbeitsmarkt. Erforderlich ist das Niveau B1. Dieses habe der Langzeitarbeitslose nicht erreicht.
Bei anderen Anbietern sind die Hürden tiefer – somit steht dem Besuch der Gabelstaplerausbildung von Hassan nichts mehr im Weg.
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