Widerstand gegen den Zürcher Auftritt von Anna Netrebko
Die Fotos der Sopranistin mit prorussischen Separatisten schlugen im Dezember hohe Wellen. Ab heute ist sie am Opernhaus zu sehen. Ein Verein protestiert gegen die «Botschafterin des Hasses».
Ab heute nimmt das Opernhaus Zürich «Anna Bolena», die Oper von Gaetano Donizetti, wieder auf. Die Hauptrolle spielt darin die Starsopranistin Anna Netrebko, deren Engagement heftigen Widerstand erregte, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
«Steuergeld für eine Botschafterin des Hasses?» titelte der Verein Schweiz - Ukraine bei einem Schreiben. «Neben ihrer öffentlichen Unterstützung der Aggression Russlands in der Ostukraine und pro ‹Neurussland› hat sie auch mehrfach mit ihren schwulenfeindlichen Aussagen zur entsprechenden russischen Gesetzgebung von sich hören lassen», schreibt der Verein über die Sängerin. Und weiter: «Es ist mehr als fragwürdig, unsere Steuergelder für eine solch zweifelhafte Künstlerin auszugeben.» Netrebko erhält angeblich für ihre vier Auftritte rund 80 000 Franken. Das Opernhaus selbst wird jährlich mit 80 Millionen Franken subventioniert.
Posieren mit dem prorussischen Separatistenführer
Hauptgrund für den Protest gegen die Russin ist ihre Aktion im vergangenen Dezember: Netrebko spendete dem Opernhaus von Donezk 15 000 Euro, da das Theater von der ukrainischen Zentralregierung keinen finanziellen Zuschuss mehr erhält. Für Netrebko nur ein geringer Betrag – dennoch bot sie für die Überreichung des Checks mehrere Journalisten auf und liess sich zusammen mit dem prorussischen Separatistenführer Oleg Zarjow fotografieren. Danach hielten sie die Fahne von Noworossija, von Neu- bzw. Grossrussland, hoch. Diese symbolisiert die Zugehörigkeit der Ostukraine zu Russland.
Zarjow ist eine politisch umstrittene Figur: Im Mai 2014 wurde er auf die Sanktionsliste der EU gesetzt, bevor er seine parlamentarische Immunität verlor und zur Verhaftung ausgeschrieben wurde. Seit Ende Juni 2014 tritt Zarjow als «Parlamentsvorsitzender» der «Union der Volksrepubliken Donezk und Luhansk» auf.
Bedeutung der Fahne nicht gekannt
Nachdem im Dezember im Internet ein Shitstorm losbrach und man zum Boykott von Netrebkos Auftritten aufrief, behauptete Netrebko kaum glaubwürdig, sie habe die Bedeutung der Fahne nicht gekannt. Mit ihrer Spende sei ausserdem kein politisches Statement verbunden gewesen. Angesprochen auf Netrebkos Aktion, betonte auch der Zürcher Opernhausdirektor Andreas Homoki an einer Finanzpressekonferenz im Januar: «Anna Netrebko hat gesagt, dass sie nicht wusste, welche Fahne sie in der Hand hielt.»
Hohe Wellen schlug Netrebkos Handlung vor allem in Österreich, wo die Sängerin die Staatsbürgerschaft besitzt: Als «absolut problematisch» bezeichnete damals das Aussenministerium ihren Auftritt. Und aus Angst vor einem Imageschaden beschloss die Fluggesellschaft Austrian Airlines, den Vertrag mit Netrebko als Werbebotschafterin nicht mehr zu verlängern.
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