Wer soll die Sanierung bezahlen?
Die Kirchgemeinde Worb steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das Kirchgemeindehaus in Rüfenacht muss für über 1,2 Millionen Franken saniert werden. Doch die Kirche weiss nicht, wie sie die Investitionen bezahlen soll.

Das Kirchgemeindehaus in Rüfenacht ist 30 Jahre alt. Einige der Fensterscheiben sind milchig, die Durchsicht getrübt. Teilweise dringt Wasser durch das Flachdach, und die Isolation muss erneuert werden. In den letzten Jahren sei in den Unterhalt zu wenig investiert worden, sagt der Worber Kirchgemeinderatspräsident Anton Stalder. Der Nachholbedarf für die Sanierung beträgt nun gut 1,2 Millionen Franken. Sanierungen im Innern des Gebäudes sind in diesen Ausgaben noch gar nicht enthalten. Ebenfalls unklar ist, was am Kirchgemeindehaus in Worb repariert und erneuert werden muss. Hier liegt noch gar keine Kostenschätzung vor. Stalder, der sein Amt vor rund einem Jahr antrat, sagt: «Ob der hohen Investitionskosten bin ich erschrocken.»
Zu wenig Geld vorhanden
Gemäss Stalder kann sich die Kirchgemeinde die anstehenden Investitionen gar nicht leisten. Das Budget der Kirchgemeinde beträgt rund 2,5 Millionen Franken. Die Rechnung 2009 wies zwar noch einen Gewinn von knapp 150'000 Franken aus. Gegenüber dem Vorjahr und gegenüber dem Budget ist dies eine Verbesserung von rund 230'000 Franken. Doch das gute Ergebnis täuscht. Wie Anton Stalder erklärt, ist der Gewinn auf zusätzliche Steuereinnahmen sowie auf die veranlassten Sparmassnahmen zurückzuführen. Der Finanzplan 2009 bis 2014 sieht ab 2013 einen Bilanzfehlbetrag vor. Kann die Kirchgemeinde nicht aufzeigen, wie sie die Verluste ausgleichen wird, droht ihr eine Zwangsverwaltung. Bilanzfehlbeträge müssen innert acht Jahren kompensiert werden. Das meldet die Worber Post, das offizielle Publikationsorgan der Gemeinde.
Der Kirchgemeinde Worb besitzt die beiden grossen Kirchgemeindehäuser in Worb und Rüfenacht, drei Pfarrhäuser sowie die Kirche. Die Brandversicherung beziffert den Wert der Liegenschaften ohne Boden auf rund 20,5 Millionen Franken.
Die Kirchgemeinde Worb will an ihrem Kirchgemeindehaus in Rüfenacht festhalten. «Das Haus erfüllt eine wichtige soziale Funktion und ist mehr als nur ein kirchliches Zentrum», sagt Präsident Stalder. Er belegt seine Aussage mit folgenden Zahlen: So wird das Kirchgemeindehaus in Rüfenacht jährlich rund 1000 Mal genutzt. 600 Mal jedoch nicht durch die Kirche, sondern durch Vereine oder Private. Auch das Kirchgemeindehaus in Worb weist ein ähnliches Verhältnis bei der Belegung aus: 600 kirchliche Nutzungen stehen 1000 privaten gegenüber. Deshalb plant Stalder, mit der politischen Gemeinde Verhandlungen über eine Kostenbeteiligung zu führen. «Wir bieten Lokalitäten an, über die die Gemeinde Worb gar nicht verfügt.»
Gemäss Worbs Gemeindepräsident Niklaus Gfeller dürfte es politisch schwierig sein, dass die Einwohnergemeinde der Kirchgemeinde finanziell unter die Arme greift. Die Einwohnergemeinde hat in absehbarer Zukunft keinen Bedarf für das Kirchgemeindehaus Rüfenacht, und eine «Quersubventionierung» lehnt der Gemeinderat aus prinzipiellen Überlegungen ab.
Höhere Tarife
Neben der politischen Gemeinde sollen auch Vereine und Private ihren Beitrag zu einer besseren Finanzlage der Kirchgemeinde leisten. Deshalb soll Anfang des kommenden Jahres der Gebührentarif für die Benutzung der Kirchgemeindehäuser nach oben angepasst werden. «Wir wollen jedoch auch weiterhin die Vereine fördern und sie nicht vergraulen», so Anton Stalder. Die Kirchgemeinde Worb setzt nicht nur auf der Einnahmeseite den Hebel an. Bereits veranlasst wurden verschiedene Sparmassnahmen. So wurde im vergangenen Jahr zum Beispiel im Bereich der Sozialdiakonie eine Teilzeitstelle abgebaut und die Zahl der Gottesdienste reduziert.
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