Was geht? Unsere Ausgehtipps der WocheWenn Pflanzen sprechen könnten
In der neuen Kulturwoche steht die Natur im Fokus: Poet Kuno Roth liest «Klima-Gedichte», und im Schlachthaus-Theater kommt eine Pflanze zu Wort.
Eine Pflanze äussert sich: «Wallmapu ex sito: Territorio expandido»

Im Stück «Wallmapu ex sito: Territorio expandido» sprechen eine Pflanze, ein Panzer, ein Buch und ein ausgestorbenes Tier. Das ist aber kein Klamauk, sondern Bestandteil einer komplexen Recherche über ein Territorium in Chile, das vom dort ursprünglich ansässigen Mapuche-Volk Wallmapu genannt wird. Dieses Gebiet, heute sowohl auf chilenischem wie auf argentinischem Boden, war Schauplatz eines Territorialkonflikts, in den Schweizer Kolonialisten, ein Forstkonzern und die Rüstungsindustrie verstrickt waren. Die Berner Gruppe Trop cher to share zeigt «Wallmapu ex sito» als hybride Inszenierung zwischen Bühne und Livestream. (reg)
Schlachthaus-Theater, Freitag, 11. März, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: 12. und 13. März.
Klima-Poesie: Lesung mit dem Berner Lyriker Kuno Roth

«Erbsenzähler machen aus Mücken Elefanten, Grosskonzerne aus Elefanten Mücken.» Der Autor dieser Zeilen ist der Berner Autor Kuno Roth, der mit «Klima Vista. Die Schneefallgrenze steigt» (Verlag Pro Lyrica) seinen sechsten Gedichtband herausgegeben hat. Darin begegnet er mit viel Tiefsinn und Witz der grössten Herausforderung dieser Zeit. Kuno Roth würzt seine hintersinnigen Gedichte und Aphorismen über Natur und Technik, Liebe und Verlust mit einer Prise Heiterkeit und einem Körnchen Gesellschaftskritik. Die Texte verführen zur Einkehr und zur Einsicht – und sie lenken die Wahrnehmung auf das Wesentliche, das uns im Alltag nur allzu oft abhandenkommt. (lex)
Donnerstag, 10. März, 19.30 Uhr. Buchhandlung LibRomania, Länggassstrasse 12, Bern.
Die Uhr tickt: Videokunst von Peter Aerschmann

Hier verschwindet eine Raupe in einem Loch, dort löst sich eine Pusteblume in Rauch auf. Die Uhr tickt. «Verschwinden» heisst die Ausstellung von Peter Aerschmann in der Galerie da Mihi. In seinen hyperrealistischen Videoarbeiten und Tableaux vivants spielt er mit der Digitalisierung, indem er sich ihrer bemächtigt: Sind wir je gefragt worden, ob wir mit dem Internet einverstanden sind? Was macht es mit den Menschen, wenn sie mit dem Kopf stets an einem anderen Ort sind als mit ihrem Körper? Was macht das mit dem öffentlichen Raum? Verschwinden wir? Und doch schwingt bei Aerschmann auch immer der Optimismus mit, denn zum Verschwinden gehört für ihn auch immer das Wiederkommen. (xen)
Galerie da Mihi Bern, bis 8. April
Wie Paris im Frühling: Cédric Monnier solo am Klavier
Als würde man verliebt durch ein frühlingshaftes Paris (tauben)tänzeln. So leicht und zart und ein bisschen melancholisch klingen diese Klavierstücke von Cédric Monnier. Und wer jetzt gleich an Yann Tiersens Filmmusik zu «Die fabelhafte Welt der Amélie» denkt, liegt nicht ganz falsch. Tatsächlich haben Monniers Kompositionen auf seinem ersten Solo-Album «Mélodies d’un film perdu» etwas von der verträumt-romantischen Verspieltheit des Soundtrackklassikers. Man merkt dem Berner Pianisten seine französischen Wurzeln an. Es ist ihm ein bezauberndes, ein sinnliches, ein verführerisches Album gelungen. Monnier kennt man sonst vor allem als Pianist in Bands wie Lunik (und heute immer noch als Begleiter von Jael) oder Bonaparte. Nun also ist er für einmal solo am Klavier zu erleben: am Freitag in der Heiteren Fahne. (mbu)
Heitere Fahne, Wabern, Freitag, 11. März, 20 Uhr
Melodien im Industrial-Keller: Hackedepicciotto

Sie sind so etwas wie das Power-Couple der älteren deutschen Musik-Avantgarde: Alexander Hacke, Gründungsmitglied der Einstürzenden Neubauten, und Danielle de Picciotto, Mitgründerin der Berliner Love Parade. Auf mittlerweile vier Alben machen die Eheleute auch künstlerisch gemeinsame Sache, und zwar unter dem eigentlich nur logischen Bandwurmnamen Hackedepicciotto. Auf «The Silver Threshold», der neusten Veröffentlichung, stellen sie hymnische Melodien in den Industrial-Keller, koppeln folkloristisch-hypnotische Geigenklänge mit dumpfen Basslinien und raunende Obertongesänge mit einer geschmackssicheren elektronischen Düsternis. (reg)
Dampfzentrale Bern, Samstag, 12. März, 20.30 Uhr
Neue Saison – neue Musik: Ensemble Proton

Das Ensemble Proton listet in seinen bisher 128 Konzerten 207 Uraufführungen. Damit kann sich das Berner Kollektiv für zeitgenössische klassische Musik mit gutem Gewissen musikalischen Forschergeist auf die Fahne schreiben. Jede Saison schreibt das Ensemble mit dem Protonwerk einen Wettbewerb für junge Komponistinnen und Komponisten aus. In enger Zusammenarbeit mit dem Proton entstehen jeweils massgeschneiderte Kompositionen – so in diesem Jahr beispielsweise von der jungen Japanerin Sachie Kobayashi (geb. 1990). Mit dem Protonwerk Nr. 11 eröffnet das Ensemble Proton seine Konzertsaison 2022. Die Liste von Uraufführungen wird innert einem Konzert um ganze fünf Einträge länger. (mar)
Dampfzentrale Bern, Dienstag, 15. März, 19.30 Uhr
Grosser Rap aus Irland: Rejjie Snow
Rejjie Snow ist die Verkörperung eines modernen Conscious Rap, der in den Neunzigern mit den grossen Pionieren wie A Tribe Called Quest, De La Soul und später auch Mos Def einst seinen Anfang nahm. Vielschichtige, politische und sozialkritische Texte, warmer, leichtfüssiger Sound und jazzige, soulige, manchmal auch psychedelische Beats. Snow macht Hip-Hop, der etwas zu erzählen hat; der von Selbstreflexion, von Rassismuserfahrungen und der Liebe handelt. Damit ist Alexander Anyaegbunam, wie er bürgerlich heisst, zu einem der gefragtesten Hip-Hop-Künstler der Welt geworden. Auf seinem neuen Album «Baw Baw Black Sheep» blickt der 28-Jährige auf seinen bisherigen Weg und auf seine Kindheit zurück: als Schwarzer in einem fast gänzlich weissen Dublin. Wie gehaltvoller Hip-Hop aus Irland klingt? Zu erleben nächsten Mittwoch im Fri-Son. (mbu)
Fri-Son, Freiburg, Mittwoch, 16. März, 19.30 Uhr
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