Wenn jeder macht, was er gut kann
Töpfern, Hanfseile herstellen, Käse essen oder ein Steinmandli bauen. Dies und noch mehr können Touristen im Kambly-Erlebnis buchen. Neun Anbieter taten sich zu einer Zweckgemeinschaft zusammen.

Ernst Ulmann beherrscht die Kunst, gewöhnliche Steine so aufzutürmen, dass sich im Bachbett von Ilfis oder Emme Mandli um Mandli erhebt. Gestern erklärte er, wie das geht.
Dass er jeweils bis zu einer halben Stunde suche, bis er das passende Fundament gefunden habe: einen Stein, der auf keinen Fall wackeln darf. Dann stellt er den ersten darauf. Mit viel Fingerspitzengefühl tastet er nach der richtigen Position. «Man muss dem Stein die Möglichkeit geben, dorthin zu gehen, wo er will. Dann kann man ihn ziemlich stark belasten», erklärt er.
Schon ist das dritte Stück an der Reihe. Doch Eile wird nicht zum Ziel führen, im Gegenteil: «Das Wichtigste ist, die Geduld nicht zu verlieren», betont Ernst Ulmann, der unter dem Titel Aschis Steinkunst in Trubschachen ein touristisches Angebot geschaffen hat.
Wenn er allein sei, könne er sich bis zu drei Stunden mit einem Steinmandli beschäftigen.Gestern hatte Ernst Ulmann keine drei Stunden Zeit, denn nebst seinem sollten weitere Angebote vorgestellt werden, die Touristen in Trubschachen buchen können.
Etwa die Entdeckungstouren, die Landwirt Armin Kunz unter dem Namen Naturerlebnis Heidbühl anbietet. Sowie den Ropetrail der Drahtseilfabrik Jakob AG, kreative Stunden in der Töpferei Aebi, kulinarische Erlebnisse im Café-Restaurant Töpferei, Käsedegustationen in der Käserei Hüpfenboden, ein Besuch im Heimatmuseum Hasenlehn und schliesslich das Käsen über offenem Feuer auf der Alp Gmünden der Stiftung Lebensart Bärau.
Jedem das Seine
Die Anbieter wissen, wie mit Steinen, Seilen und Käse umzugehen ist, und lassen interessierte Gäste gerne an ihrer Leidenschaft teilhaben. «Aber sie verfügen über kein Reservationsmanagement und wissen nicht, wie man Werbemittel gestaltet», sagte Jan Cermak, als er gestern das Projekt «Ächts Ämmital erläbe» vorstellte.
Cermak leitet den touristischen Bereich der Biskuitfabrik Kambly, die mit dem Kambly-Erlebnis jedes Jahr über 400 000 Besucherinnen und Besucher nach Trubschachen zieht. Das Kambly-Erlebnis ist ebenfalls Teil der Zweckgemeinschaft, die diese neun Anbieter gegründet haben. Unter dem Titel «Erlebnisattraktionen rund um das Kambly-Erlebnis» kreierten sie einen gemeinsamen Prospekt. «Doch das ist nicht das Innovative», betonte Cermak.
Der Mehrwert, den die Gäste von der Zusammenarbeit hätten, bestehe darin, dass die verschiedenen Angebote jetzt buchbar seien. Vorher hätten auf den einzelnen Websites wichtige Angaben wie Daten, Zeitdauer oder Preis gefehlt.
Auch hätten die einzelnen Interessierten selber im privaten Umfeld Gruppen zusammentrommeln müssen, wenn sie bestimmte Attraktionen hätten buchen wollen. Jetzt können sich auch Einzelne für – zum Beispiel – eine «Nacht der Fledermäuse» anmelden. Im Kambly-Erlebnis werden die Buchungen entgegengenommen und gemanagt.
Je mehr, umso besser
Mit «Ächts Ämmital erläbe» habe die Gruppe bewusst einen Namen gewählt, der es zulasse, später auch Angebote von ausserhalb der Gemeinde Trubschachen zu integrieren, sagte Cermak. Bei den ersten Gesprächen für die Zusammenarbeit seien auch Anbieter aus Trub dabei gewesen. Doch dann hätten sie sich zurückgezogen, weil sie sich finanziell nicht hätten beteiligen wollen.
«Wir können alle bloss profitieren, wenn wir mehr Angebote zusammenbringen.»
«Jeder der neun Anbieter zahlt einen Beitrag nach eigenem Ermessen, je nachdem, was ihm das Projekt wert ist», erklärt Cermak. Für weitere Anbieter sei «die Türe nicht zu». Allerdings sei es nicht an der Firma Kambly, zu entscheiden, wer weiter von ihrer Buchungsplattform profitieren solle. «Dieser Entscheid wird in der Gruppe gefällt.»
Cermak ist überzeugt: «Wir können alle bloss profitieren, wenn wir mehr Angebote zusammenbringen.» Er nennt das Beispiel des Kambly-Erlebnisses, das Backworkshops anbietet, die von je höchstens 15 Personen besucht werden können. «Manchmal kommen aber Cars mit 30 Schülern, von denen dann die Hälfte anderthalb Stunden anderweitig beschäftigt werden muss.»
Indem sie die anderen Angebote kennen, müssen diese Gäste in der Wartezeit nicht bloss Güezi essen. Sie können sich zum Beispiel an der nahen Ilfis an einem Steinmandli die Zähne ausbeissen.
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