Wenn Gamen zum Luxus wird
In der Marktgasse wird morgen eine Spielwelt für Virtual-Reality-Fans eröffnet. Der Eintritt ist nicht ganz billig. Das Angebot dürfte eher Firmen für Teamanlässe anlocken – und nicht die klassischen Gamer.

Die Mission ist fast geschafft. Diverse Fallen und Hindernisse hat das Abenteurergespann auf seinem Weg überwunden – nun steht es vor dem Ziel: der Entdeckung des lange Zeit verschollenen Diamantenschädels der Maya. Ein letzter verwinkelter Höhlengang, erleuchtet vom Feuer der Fackel, steht noch bevor. Dann hat das Team die Aufgabe bestanden, der Schatz ist gefunden. Die Brillen dürfen abgesetzt werden. Und die Teilnehmer sehen wieder den abgedunkelten Raum an der Berner Marktgasse vor sich.
Eine Etage über dem Migros-Restaurant öffnet morgen die virtuelle Welt der «Fusion Arena» ihre Türen. Was beim Betreten noch als farbloser kleiner Raum daherkommt, wird dank moderner Technologie zu einem mehrdimensionalen Spielzimmer. Die Virtual-Reality-Brillen teleportieren die Gäste direkt auf die Fantasieebene. An den Händen und Füssen tragen die Teilnehmer Sensoren, deren Bewegungen von speziellen Kameras erfasst und direkt ins Spiel übertragen werden.
Ist die Brille aufgesetzt, sieht man die Mitspieler in futuristische Rüstungen eingekleidet. Ein bebender Boden, Liftfahrten und Höhenangst: In der virtuellen Realität ist dies möglich, obwohl man sich stets im selben Raum hin und her bewegt. Die Spielfläche an der Marktgasse ist nur gerade zehn mal zwanzig Meter gross.
Bald gehts ins Wankdorf
Die Betreiberin Pandally AG betreibt seit einem Jahr eine Spielarena in Zürich und expandiert jetzt nach Bern. «Via Bern möchten wir auch die Brücke in die Romandie schlagen», sagt Ronny Tobler, Chef der Pandally AG. Weltweit gesehen bewegt sich das Unternehmen derweil in einem exklusiven Kreis. Bern wird einer von nur zehn Orten sein, an denen das Virtual-Reality-Gaming als Ganzkörpererlebnis möglich ist, also mit Einbezug der Hände und Füsse. Der Raum an der Marktgasse dient dabei lediglich als Provisorium.
Sobald die Bewilligung eingetroffen ist, beginnt der Bau des Spielgeländes im Wankdorf-Center. Spätestens Anfang 2020 soll der Umzug erfolgen. Mit 650 Quadratmetern ist der Platz dort viel grösser als in der Innenstadt – und bietet die Möglichkeit, auch einen Gastronomiebereich zu betreiben.
Letzteres ist laut Tobler vor allem in der Weihnachtszeit sehr gefragt: Im vergangenen Dezember habe das Team in Zürich die Öffnungszeiten deutlich verlängern müssen, um der starken Nachfrage gerecht zu werden. Auch sonst sei das Angebot sehr beliebt. Aber nicht unbedingt in dem Segment, in dem man es erwarten würde.
50 Franken pro Spiel
Virtual Reality, kurz VR, hat in der Gamebranche lediglich eine Nischenposition und steht noch am Anfang ihrer Entwicklung. VR ist raumintensiv, die Ausrüstung teuer. Tobler sagt: «VR ist bisher nicht abgehoben, weil es zu Hause nicht funktioniert.» Die klassischen Gamer zählen für die «Fusion Arena» somit nicht direkt zur Zielgruppe. Es ist eher eine Aktivität mit Eventcharakter – kein Ort, den man wöchentlich aufsuchen würde. «Wir bieten ein Luxusprodukt an», räumt Tobler ein, «der hohe Preis schreckt jüngere Leute eher ab.» Tatsächlich ist es ein kostspieliges Erlebnis. Eine Mission, die 20 bis 30 Minuten dauert, kostet pro Person 50 Franken.
«Zurückhaltende Leute blühen bei uns vielfachregelrecht auf.»
Die «Fusion Arena» bietet zwar auch ein Spiel aus der allgemein sehr populären Kategorie Shooter an. Darin müssen die Spieler im Team gegen Zombies ankämpfen. Weitaus beliebter sind aber die Abenteuerspiele, die sich als Teambuilding-Anlass eignen. Die Games sind so aufgebaut, dass die Missionen nur dank Kooperation in der Gruppe erfüllt werden können.
Wenn eine Gruppe Menschen, die sich aus dem Arbeitsalltag kennt, gemeinsam in eine virtuelle Welt eintaucht, kann Erstaunliches geschehen. Die VR-Brille gibt allen Teilnehmenden ein Stück Anonymität. «Viele zurückhaltende Leute blühen bei uns regelrecht auf», sagt Tobler.
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