Der Leader abgeschossenWenn es auch für den EHC Biel zu viel wird
Die Seeländer überzeugen diese Saison trotz vieler Verletzten mit attraktivem Spiel. In Davos beim Spitzenkampf sind sie lange ebenbürtig, verlieren am Ende zwar verdient, aber viel zu hoch 0:8.

Begegnungen zwischen Davos und Biel sind gerade aus Sicht der Bündner wie ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit früheren Kollegen. Sieben Bieler spielten früher für Davos, vier gingen den umgekehrten Weg. Und wenn man die Bieler inklusive Trainer Antti Törmänen durchaus als die speziellste, weil mit den am meisten Nonkonformisten gespickte Mannschaft der Liga bezeichnen kann, dann hat das auch mit vielen früheren erfolgreichen Davoser Charakterköpfen in der Verteidigung zu tun: Beat Forster, Noah Schneeberger, Robin Grossmann.
Wobei Grossmann nach seinem Ausfall am Abend zuvor verletzt fehlt, genauso wie Lauri Korpikoski. Der finnische Stürmer wurde erst kürzlich wegen Verletzungssorgen verpflichtet, nun fällt auch er aus. Generell, die Verletzungen, sie sind ein besonderes Thema in Biel.
Bislang wurde in Biel fast alles kompensiert
Zum einen, weil die Seeländer diese Saison so hart wie kaum ein anderes Team getroffen werden. Dank der «NHL-Abgang-Regel» dürften sie wie Zug und der ZSC wegen Janis Moser eigentlich fünf statt vier Imports einsetzen – in Davos stehen aber nur zwei gesunde zur Verfügung.
Zum anderen aber auch, weil die Bieler bislang entgegen dem Trend, dass die Verletztenliste meist grossen Einfluss auf den Tabellenstand hat, sich bislang kaum anmerken liessen, wie sehr sie eigentlich personell am Limit sind. Antti Törmänen dürfte eines der routiniertesten Teams der National League trainieren, bei Ausfällen scheut er sich dennoch nicht, Junge und Unerfahrene einzusetzen. Ein typisches Beispiel: Für den verletzten russischen Verteidiger Alexander Yakolenko, eine der grossen Entdeckungen der Saison, steht der 19-jährige Noah Delémont nicht bloss auf dem Papier im Lineup, sondern auch in der 2. Powerplay-Formation.
Törmänen verteilt die Eiszeiten wie sein Gegenüber Christian Wohlwend äusserst ausgeglichen, nur bei Ambri werden Einzelspieler ligaweit derart ähnlich wenig forciert. Auch das ist ein Mittel, um solche personellen Engpässe relativ unbeschadet zu überstehen, der Unterschied beispielsweise zu Servette mit seinen ebenfalls vielen verletzten, dafür auch massiv forcierten gesunden Spielern ist frappant.

Doch irgendwann sind es auch beim EHC Biel schlicht zu viele der Ausfälle. Auch, weil mit Verteidiger Kevin Fey kurz vor Spielhälfte auch noch ein siebter Leistungsträger verletzt ausscheidet. Und so gibt es in Davos am Ende eine Kanterniederlage, die sich aber erst mit einem Bieler Einbruch gegen Spielende ergibt. Die Seeländer haben einerseits Pech, auf einen äusserst spielfreudigen und effizienten HCD zu treffen.
Und sie haben generell Pech. Das Spiel ist zwei Drittel lang nicht nur temporeich sowie hochstehend mit vielen Chancen und technischer Brillanz, sondern vor allem auch ausgeglichen. Dies liegt auch daran, dass Törmänen trotz aller verletzten Stammspieler nichts davon hält, vom klar offensiven Spielkonzept abzuweichen. Das kommt Davos, dem besten Konterteam der Liga, auch entgegen.
Beim HCD spielt zudem Goalie Sandro Aeschlimann gross auf, er macht nebst der Special Teams, vor allem des Powerplays (vier von fünf verwertet!), den Unterschied aus. Und die Davoser, wie Biel ausgestattet mit hochbegabten Künstlern, die auch mal zu Risiko im Spiel mit dem Puck neigen, begehen ein paar Fehler weniger. Klar ist der Davoser Sieg verdient – mit 8:0 fällt er indes viel zu hoch aus.
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