«Empusion» von Olga TokarczukWenn die Welt den Atem anhält
Eine Antwort auf Thomas Mann, ein Stück Natur- und Kur-Horror und eine Kritik philosophisch-literarischer Frauenfeindschaft: Tokarczuks neuer Roman ist grandios.

Sie kennen den Titelbegriff «Empusion» nicht? Können Sie auch nicht. Es ist ein Kunstwort, das Olga Tokarczuk erfunden hat, abgeleitet von den Empusen, antiken Schreckgestalten, die sich von Männerblut ernähren. Sie müssen auch den «Zauberberg» nicht parat haben, um den neuen Roman der polnischen Nobelpreisträgerin schätzen und geniessen zu können. Aber ein Stück Extragenuss verschafft die Kenntnis von Thomas Manns Davoser Sanatoriumsgeschichte bei der Lektüre schon. Denn in manchem wirkt das Werk der polnischen Nobelpreisträgerin wie eine hintersinnige, leicht parodistische Antwort darauf.