Wengi verkauft als erste Gemeinde an GEBnet AG
Gestern übernahm die GEBnet AG das Elektranetz von Wengi. 23 Berner und Solothurner Gemeinden sollen folgen. Sie könnten als Aktionäre weiter über ihr Tafelsilber bestimmen. Die Alternative ist ein Verkauf ohne Mitsprache.
Einen Umsatz von 17 bis 18 Millionen Franken will die im Sommer zusammen mit der BKW gegründete GEBnet AG spätestens 2014 erzielen. Bis dahin haben die 24 bisher in der Genossenschaft Elektra Bucheggberg vereinigten Berner und Solothurner Gemeinden Zeit, sich für einen Beitritt zu entscheiden. Für den Alleingang sind die meisten nach der Strommarktliberalisierung zu klein. Beim Verkauf ihres Tafelsilbers, wie die Elektranetze oft bezeichnet werden, an einen andern Anbieter kassieren sie zwar kurzfristig viel Geld, müssen es aber im Finanzausgleich wieder mit andern teilen und verlieren ihr Mitspracherecht.
Sonderfall Wengi
Gestern übergaben Rudolf Schneider, Genossenschaft Elektra, und Gemeindepräsidentin Christine Roder das Verteilnetz von Wengi symbolisch an die GEBnet AG. Wengi ist ein Sonderfall: Hier gehörte das Elektranetz nicht der Gemeinde, sondern einer Genossenschaft, und die verkaufte es bereits vor einem Jahr an die BKW. Mit dem Erlös konnten unter anderem die Steuern gesenkt werden. Dadurch hat Wengi in der GEBnet allerdings kein Recht auf Mitsprache und Dividende mehr.
Ab 2010 mindestens drei
Wengi hat jedoch für 23 andere Gemeinden den Anstoss zu einer zukunftsgerichteten Lösung gegeben. Im Kanton Bern sind dies: Seewil, Rapperswil, Diessbach, Oberwil, Rüti, Arch und Leuzigen. Im Kanton Solothurn sind es: Schnottwil, Biezwil, Lüterswil-Gächliwil, Gossliwil, Aetigkofen, Hessigkofen, Mühledorf, Tscheppach, Brügglen, Kyburg-Buchegg, Küttigkofen, Lüterkofen, Nennigkofen, Lüsslingen sowie Lohn-Ammannsegg. Tscheppach und Aetigkofen haben den Beitritt auf den 1.Januar 2010 bereits beschlossen. Mehrere Gemeinden traktandieren diesen Entscheid für die kommenden Versammlungen.
Einheitliche Stromtarife
Mit dem gestrigen Tag wird die GEBnet AG operativ tätig. Die Stromversorgung soll mit diesem Modell soweit wie möglich in der öffentlichen Hand bleiben. Stromlieferant bleibt die BKW. Sie ist an der GEBnet AG zu 34 Prozent beteiligt. Die Gemeinden bringen ihre Netze, Zähler und Strom-Infrastruktur ein. 30 Prozent übernimmt die BKW. Das bringt Geld in die Gemeindekassen. Der Rest wird in Aktien umgewandelt und dafür eine Dividende in Aussicht gestellt. Die Netze werden einheitlich bewertet. Sie sollen rund 22Millionen Franken wert sein.
Neu wird nicht mehr jede Gemeinde ihre eigenen Strompreise festlegen können. Laut Verwaltungsratsvize Hansruedi Wüthrich gelten einheitliche Tarife «im unteren bis mittleren Mittelfeld». Die Verrechnung erledigt die GEBnet. Geschäftssitz bleibt wohl Lohn-Ammannsegg – sofern die Gemeinde nicht zu einem anderen Anbieter abspringt. Die GEBnet zahlt nach eigenen Angaben Steuern von mehreren hunderttausend Franken und will bis zu acht neue Arbeitsplätze schaffen.
Mitsprache wird garantiert
«Unser Modell steht auch anderen Stromversorgern offen», sagt Wüthrich, «wir wollen aber nicht aggressiv werben.» Kein anderer Anbieter könne jedoch annähernd soviel Mitspracherecht garantieren, ist Wüthrich überzeugt.
Ist die GEBnet gross genug? Geschäftsführer Christian Berger sagt: «Ja, wir werden so gross sein wie die Werke Lyss oder Burgdorf.» Eine Gefahr, von der BKW geschluckt zu werden, sieht er keine: «Kundennähe und Flexibilität sind wichtig.»
Ganz auf die Gemeinden soll die GEBnet laut Berger abgestützt sein: «Die Bürger sollen mitwirken können.» Mit der neuen Firma verschwinde ein Teil unseres bewährten Milizsystems. Das sei zwar sehr schade, aber nebenamtliche Funktionäre seien heute schlicht überfordert.
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