Weitere Supermarkt-Dachteile eingestürzt
Die Hoffnung auf weitere Überlebende sinkt mit jeder Stunde: Am zweiten Tag nach dem Einsturz eines Supermarkts in Riga haben sich weitere Dachteile gelöst. Die Retter haben ihre Arbeit unterbrochen.
Wegen Einsturzgefahr sind die Rettungsarbeiten nach dem Dacheinsturz eines Einkaufszentrums in Riga unterbrochen worden. «Um die Rettungsarbeiten fortsetzen zu können, müssen wir die Sicherheit der Helfer gewährleisten können», sagte der Leiter des lettischen Rettungsdienstes bei einer am Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.
Zuvor war während der Sucharbeiten ein weiterer Teil des Daches eingestürzt. Verletzt wurde dabei niemand. Die Arbeiten sollen nun am Sonntagmorgen fortgesetzt werden, sagte eine Staatssekretärin vom Innenministerium.
Die Zahl der gefundenen Toten stieg inzwischen auf 52, darunter auch drei Feuerwehrleute. Zwei der Opfer waren noch immer nicht identifiziert. Das Dach des Einkaufszentrums war am Donnerstagabend eingestürzt. Die Hoffnung auf Überlebende sank während den Bergungsarbeiten mit jeder Stunde.
Keine Lebenszeichen
«Wir haben immer wieder beim Räumen innegehalten, um (Klopfzeichen) und andere Lebenszeichen zu hören» sagte ein Sprecher des Rettungsdienstes der lettischen Nachrichtenagentur Leta. «Aber in mehr als acht Stunden gab es keinerlei Lebenszeichen».
Angehörige von Vermissten, die seit Donnerstagabend versuchten, die Mobiltelefone ihrer Freunde oder Familienmitglieder zu erreichen, blieben ebenfalls ohne Antwort.
Wie viele Menschen noch unter den Trümmern des Gebäudes begraben sind, ist weiterhin unbekannt. Noch immer müssten etwa 300 Quadratmeter des insgesamt 1500 Quadratmeter grossen Geländes durchkämmt werden.
Zuletzt waren in der Nacht zu Freitag Verletzte gefunden worden. Insgesamt 29 Menschen seien verletzt, darunter 11 Rettungskräfte, twitterte der Rettungsdienst.
Staatstrauer in Lettland
«Dies war ein harter Tag für ganz Lettland», sagte Regierungschef Valdis Dombrovskis am Freitagabend im Fernsehen. Nach dem bislang schwersten Unglück seit der Unabhängigkeit Lettlands 1991 hat eine dreitägige Staatstrauer in dem baltischen EU-Land begonnen.
Landesweit wurde an allen Gebäuden die Nationalflagge mit Trauerflor auf halbmast gesetzt. Auch Fernsehkanäle und Internetseiten platzierten Trauerschleifen oder Kerzen neben ihrem Logo.
Die Solidarität in der Bevölkerung ist gross. Anwohner versorgten die Rettungskräfte und Angehörige von Vermissten, die an der Absperrung um den Unglücksort ausharren, mit Decken, heissem Tee und Essen.
Eine Hilfsaktion zugunsten der Opfer sammelte innerhalb von zwei Tagen umgerechnet mehr als 120'000 Euro. Auch den Aufrufen zu Blutspenden folgten viele der gut zwei Millionen Letten – in den Spendenzentren bildeten sich lange Schlangen.
Präsident fordert «angemessene Reaktion»
Die Unglücksursache war am Samstag weiterhin unklar. Das Gebäude war erst vor zwei Jahren errichtet worden.
Der Präsident Lettlands, Andris Berzins, forderte die Aufnahme von Mordermittlungen. «Dieser Fall muss wie ein Mord an zahlreichen hilflosen Menschen behandelt werden», sagte er im Fernsehsender LTV. Es sei «eine angemessene Reaktion» nötig.
Innenminister Rihards Kozlovskis hatte von möglichen Verstössen gegen Bauvorschriften gesprochen. Die am Bau des Einkaufszentrums beteiligten Firmen wiesen Vorwürfe über möglichen Pfusch zurück.
Sämtliche Baumassnahmen seien im Einklang mit lettischen Gesetzen erfolgt, teilten die fünf Unternehmen in einer Stellungnahme mit. Unabhängige Experten sollten eine «gründliche Untersuchung aller möglichen Ursachen für den Einsturz des Daches» durchführen.
Nach Angaben der Firmen seien zuletzt am 19. November – zwei Tage vor dem Einsturz - das Gebäude und das Dach überprüft worden. Dabei seien «keine Verstösse» festgestellt worden.
SDA/mw
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