Weisser Polizist nach Todesschüssen entlassen
Durch dramatische Videoaufnahmen ist ein weisser Polizist in South Carolina offenbar der Lüge überführt worden. Zu sehen ist, wie er einen Schwarzen hinterrücks erschiesst.

Nach den tödlichen Schüssen auf einen Schwarzen in South Carolina ist der des Mordes beschuldigte Polizist gefeuert worden. Dies teilte der Bürgermeister von North Charleston, Keith Summey, mit. Die Stadt werde aber weiter die Krankenversicherung des Polizisten bezahlen, weil dessen Frau im achten Monat schwanger sei. Sumney nannte den Fall eine Tragödie für zwei Familien. Der Polizist hatte den 50-Jährigen am Samstag nach einer Verkehrskontrolle getötet. Der Beamte selbst sprach von Notwehr. Ermittler werfen ihm jedoch Mord vor, weil er den fliehenden Mann in den Rücken geschossen haben soll. Dies legt das Video eines Zeugen nahe.
Walter Scott fällt hin, während der Polizist langsam zu ihm hingeht und ihm Handschellen anlegt. Dann geht er weg und spricht in sein Funkgerät, während der 50-Jährige regungslos am Boden liegt. Anschliessend ist zu sehen, wie der Polizist etwas neben dem Körper des Angeschossenen fallen lässt.
Scott war zunächst bei einer Verkehrskontrolle wegen eines defekten Bremslichts gestoppt worden, wie die Polizei mitteilte. Der Mann sei bereits vor den im Video zu sehenden Szenen von einer Betäubungswaffe getroffen worden, hiess es. Das Video wurde der Familie des Opfers von einer nicht bekannten Person zur Verfügung gestellt. Scott war Vater von vier Kindern, verlobt und bislang nicht durch Gewalttaten aktenkundig geworden. Der Schütze war seit fünf Jahren bei der Polizei in North Charleston. Wenn er verurteilt wird, droht ihm eine lebenslange Haft.
«Eine schlechte Entscheidung»
Nach den tödlichen Schüssen haben am Mittwoch einige Dutzend Menschen vor dem Rathaus von North Charleston protestiert. Die 40 bis 50 Demonstranten kritisierten Polizeigewalt und beklagten, diese könne im Prinzip jeden Schwarzen jederzeit treffen. Einige sprachen von «Polizeiterror». Im Fall des getöteten Schwarzen nahmen die Bundespolizei FBI und das US-Justizministerium Ermittlungen auf.
Der Bürgermeister von North Charleston, Keith Summey, besuchte am Mittwoch gemeinsam mit Polizeichef Eddie Driggers die Eltern des Opfers im nahen Charleston, um sein Beileid zu übermitteln. Der Schütze war seit fünf Jahren bei der Polizei in North Charleston. Wenn er verurteilt wird, droht ihm eine lebenslange Haft.
Die Debatte über unverhältnismässige Gewalt zumeist weisser Polizisten gegen Schwarze hält in den USA an, seit im vergangenen Sommer der unbewaffnete Teenager Michael Brown in der Kleinstadt Ferguson in Missouri von einem jungen Polizisten erschossen wurde. Dass der Beamte nicht angeklagt wurde, führte zu landesweiten Protesten.
«Danke, Gott!»
Einer der Brüder des Erschossenen sagte am späten Dienstagabend, seine Familie sei dankbar, dass es das Video von den Schüssen gebe. Ohne die Aufnahme hätte es für die Tat keine Gerechtigkeit gegeben, sagte er. «Wenn wir das Video nicht gesehen hätten, hätten wir dann die Wahrheit gewusst?» Die Mutter des Getöteten rief auf einer Pressekonferenz «Danke, Gott!» und «Halleluja!». Laut Angaben des Familienanwalts L. Chris Stewart wollen die Angehörigen gegen die Polizeibehörde von North Charleston klagen.
Die Familie des Erschossenen und ihr Anwalt riefen zu ruhigen und friedlichen Protesten auf. Sie sagten, die Mordanklage zeige, dass das Justizsystem in diesem Fall funktioniere. Anwalt Stewart sagte, wegen des Videos hätten die Behörden schnell reagieren müssen. «Was wäre, wenn es keinen Zeugen – oder einen Helden, wie ich ihn bezeichne – gegeben hätte, der sich gemeldet hat?»
AFP/AP/chk/bru
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