Wirtschaftsforscher senken Konjunkturprognose
Wegen des Coronavirus korrigieren die Ökonomen die Aussicht für die Schweizer Wirtschaft. Und es könnte noch schlimmer kommen.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics tritt bezüglich Konjunkturaussicht für die Schweiz auf die Bremse. Das Institut geht noch von einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,3 Prozent aus. Dies teilte BAK Economics in einer Medienmitteilung mit. Damit korrigiert das Institut seine eigene Prognose vom vergangenen Dezember von 1,5 Prozent nach unten.
Der Grund ist klar: die Implikationen wegen des Ausbruchs des Coronavirus. In der Schweiz sei vor allem ein Dämpfer bei den Dienstleistungsexporten zu erwarten, da der Einbruch der Tourismusnachfrage sowie die Absagen von zahlreichen Grossevents Spuren hinterlassen würden, schreibt BAK Economics.
Für das Jahr 2021 geht das Institut davon aus, dass gewisse Aufholeffekte und somit ein Wachstum von 1,4 Prozent wahrscheinlich würden. Bisher ging das Institut von einem Wachstum von 1,3 Prozent aus. Voraussetzung sei, dass das Virus in den nächsten Monaten erfolgreich eingedämmt werde, schreibt BAK Economics. «Falls es dagegen ungebremst zu einer globalen Pandemie kommt, ist mit massiven Produktionsausfällen auch in Europa und den USA zu rechnen», heisst es weiter.
Seco warnt ebenfalls
Erst am 17. März veröffentlicht das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) seinen Ausblick für die kommenden Jahre. Im Dezember ging das Seco von einem Wachstum von 1,7 Prozent im Jahr 2020 und 1,2 Prozent im 2021 aus. Es ist zu erwarten, dass auch das Seco seinen Ausblick revidiert und nach unten anpasst.
Ein Ökonom des Seco sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AWP, dass sich die indirekten Effekte aus Massnahmen von Behörden «sehr gravierend» auswirken. Dies, falls etwa ganze Wirtschaftszentren stillgelegt werden müssten.
Auch ohne Corona ist gegen Ende des letzten Jahres die Schweizer Wirtschaft laut Seco nur sehr verhalten gewachsen. Das BIP stieg im letzten Vierteljahr um 0,3 Prozent. Im Quartal zuvor lag das Wachstum bei 0,4 Prozent. Für das Gesamtjahr 2019 meldet das Seco ein Wachstum von 0,9 Prozent. Im Gegensatz zum Vorjahr ein tiefer Wert: 2018 wuchs das BIP um 2,8 Prozent.
Gewinnwarnung bei Logitech
Konkrete Auswirkungen des Coronavirus zeigen sich bereits. So melden immer mehr Firmen in der Schweiz Kurzarbeit an. Unternehmen, welche auf intakte globale Lieferketten angewiesen sind, leiden zudem unter der Tatsache, dass in China die Wirtschaft nach dem Ausbruch der Krankheit nur stotternd in die Gänge kommt.
Etliche Schweizer Firmen warnen in ihren Ausblicken auf das anstehende Jahr davor, dass das Virus einen dämpfenden Effekt auf ihre Geschäfte haben wird. Der Schweizer Computerzubehör-Hersteller Logitech hat gar seine Prognose nach unten angepasst.
«Grösstes Risiko seit Finanzkrise»
Gewarnt, dass sich die Weltwirtschaft auf harte Zeiten einstellen muss, hatte am Montag auch die OECD. Laurence Boone, die Chefökonomin der Industriestaatenorganisation, sagte, das Coronavirus sei das grösste Wirtschaftsrisiko seit der Finanzkrise. Wenn das Virus sich noch stärker verbreiten sollte, sei gar eine Rezession nicht ausgeschlossen.
Die OECD geht von einem Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent aus, das ist ein halber Prozentpunkt weniger im Vergleich zum Vorjahr. Dies allerdings nur, falls sich der Ausbruch des Coronavirus ausserhalb von China als moderat herausstellt. In einem anderen Szenario geht die OECD von einem Plus von noch 1,5 Prozent aus.
Die Analysten der Zürcher Kantonalbank gehen wegen des Coronavirus davon aus, dass die globale Konjunktur «aller Voraussicht nach im ersten und wohl auch im zweiten Quartal deutliche Bremsspuren» aufweisen dürfte.
Kein koordiniertes Vorgehen
Um einer Krise entgegenzutreten, signalisieren Zentralbanken, dass sie notfalls eingreifen wollen, so etwa die Europäische Zentralbank, oder auch die britische und die japanische Notenbank. Das australische Pendant hat seinen Leitzins bereits auf ein Rekordtief gesenkt, wie es am Dienstag mitteilte.
Die G-7, die grössten Industriestaaten der Welt, wollen offenbar mit einer gemeinsamen Erklärung zum Coronavirus Ruhe in die Märkte bringen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, soll diese Erklärung am Dienstag oder Mittwoch veröffentlicht werden. Konkrete Forderungen nach Staatsausgaben zur Stützung der Wirtschaft oder gar koordinierte Zinssenkungen von Zentralbanken seien allerdings nicht Teil dieser Erklärung, wie Reuters weiter meldet.
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