Wieder früh gescheitertWas ist los mit Belinda Bencic?
Fünf Turniere und nur drei Siege – die St. Gallerin steckt seit Januar in der Resultatkrise. Trotzdem gibt es für sie Grund für Hoffnung und Zuversicht.

Ihre Augen sind wässrig beim letzten Seitenwechsel. Kurz darauf ist Belinda Bencic auch am grossen Sandturnier von Stuttgart frühzeitig ausgeschieden. Das 1:6, 5:7 gegen die Russin Jekaterina Alexandrowa (WTA 34) im Achtelfinal verlängert ihre Serie enttäuschender Resultate. Schon nach 21 Minuten ist der erste Satz weg, verlässt die St. Gallerin die leere Halle, in der es so still ist, dass jedes Hüsteln zu hören ist.
Abends sei es «noch schlimmer», ohne Zuschauer zu spielen, sagt die Weltnummer 12, «aber man gewöhnt sich an alles, und hier ist alles viel einfacher als in Australien.» Sie steckt resultatmässig in einem Tief, hat seit der Finalniederlage in Adelaide nur drei Partien gewonnen und stets gegen schlechter Klassierte verloren: gegen Madison Keys (19) in Doha, Anastasia Potapowa (88) in Dubai, Marketa Vondrousova (20) in Miami, Paula Badosa (71) in Charleston und nun Alexandrowa. Das reicht in der Saisonwertung nicht für die Top 20.
Aber trotzdem hat die frühere Weltnummer 4 den Spass an ihrem Sport und die Zuversicht behalten. «Im Tennis muss man halt manchmal untendurch und das Momentum finden», sagt sie am späten Donnerstag, nach dem Aus in Stuttgart. «Dieser Sport ist sehr unberechenbar, und manchmal geschieht es, dass man aus dem Nichts heraus ein Turnier gewinnt.»
Auch in dieser Baisse zeigt die 24-Jährige, dass sie Fortschritte darin gemacht hat, ihre Emotionen zu kontrollieren und das grosse Bild im Auge zu behalten. Zu diesem gehört der unglückliche Saisonstart in Australien, wo sie nach der Ankunft zwei Wochen Quarantäne absolvieren musste. Wie unter anderem auch Angelique Kerber; die Wimbledonsiegerin von 2018 sagte in Stuttgart, dass sie diese Zwangspause etwa zwei Monate zurückgeworfen habe.
«Die zwei Wochen Quarantäne machten einen Riss in die ganze Planung.»
Bencic teilt diese Einschätzung. «Einige Leute denken, zwei Wochen Pause würden nicht viel ändern. Aber sie machten einen Riss in die ganze Planung, während die meisten anderen ohne Unterbruch weiterarbeiten konnten. Es braucht schon seine Zeit, diesen Rückstand aufzuholen, aber insgesamt geht es mir tennismässig immer besser.» Sie habe die Situation akzeptiert, versuche, das Beste herauszuholen, und wolle auch nicht den Eindruck erwecken, «dass ich nicht mehr Tennis spielen kann, weil ich in der Quarantäne war».

Auch nach ihrer achten Saisonniederlage (bei acht Siegen) wirkt Bencic zuversichtlich und glaubt an sich. Nachdem sie 2020 sehr lange auf Sand spielte und trainierte, ist sie überzeugt, dass an den für sie verbleibenden Sandturnieren in Madrid, Rom und Paris einiges möglich ist. Sie freue sich auf diese Turniere; Stuttgart sei ja auch kein typisches Sandturnier: «Für mich ist das ein extrem kompliziertes Turnier, weil es gar keinen richtigen Sand hat und darunter eine Art Hartplatz liegt. Es ist sehr rutschig. Und wenn jemand so schnell spielt wie Alexandrowa, gibt es gar keine langen Ballwechsel.» Gleich mehrmals rutschte Bencic in der Porsche-Arena aus und fand sich am Boden wieder.
Auffallend ist, dass sie in den vergangenen Wochen viele enge Partien verlor, in Dubai, Miami und Charleston verlor sie in drei Sätzen. «Ich verliere lieber knapp als wie in Melbourne gegen Mertens 2:6, 1:6», sagt die Ostschweizerin. «Seit Australien geht es mir tennismässig immer besser, vor allem im Training. In den Matches zeigt sich das noch nicht richtig, aber das Wichtigste ist, dass mein Gefühl stimmt.»
Für den Freund hat jetzt das Studium Vorrang
Sie freue sich darauf, nach den Turnieren von Madrid und Rom wieder einmal etwas länger – maximal zwei Wochen – zu Hause zu sein, nachdem das French Open um eine Woche verschoben worden war, sagt Bencic. Vier Monate sei sie nun mit ihrem Vater und Coach Ivan und ihrem Freund und Fitnesstrainer Martin Hromkovic unterwegs gewesen, «nonstop», sagt sie und lacht. «Aber nun hat Martin seine Abschlussarbeiten für den Master. Während der Sandsaison muss er mehr oder weniger zu Hause bleiben und sich darauf konzentrieren.» Er wolle das Studium unbedingt beenden – das finde sie super.
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