Die Berner KulturwocheWas ein ghanaischer Groovemeister von kultureller Aneignung hält
Ende der Siebzigerjahre nahm der Ghanaer Funky Rob zwei gloriose Afro-Funk-Alben auf. Danach galt er als verschollen. Die Geschichte einer wundersamen Auferstehung.

In den späten Siebzigerjahren war Robert Roy Reindorf einer der hippsten Typen des afrikanischen Kontinents. Er trug Schlaghosen, die unten so breit waren wie Haifischflossen, und seine Sonnenbrillengläser erreichten Untertassen-Dimensionen. Und wenn er hüftbetont über die Bühne tänzelte, gerieten die Damen scharenweise ins Kreischen. Doch die Launen des Lebens wollten es, dass er dies nur genau einmal erleben durfte, an einem Festival in Ghana im Jahr 1978. Nach diesem Konzert war jählings Schluss mit hüftbetonter Bühnentänzelei und Karriere. Doch dazu gleich mehr.
Funky Rob, wie sich der Mann nannte, hatte den Funk für sich entdeckt, was im Afrika der 70s indes noch kein Alleinstellungsmerkmal war. Doch die beiden Alben, die er 1977 und 1978 auf dem damals florierenden afrikanischen Label Essiebons veröffentlichte, waren sonderbar verschroben, teils fast schon Dub-artig entschleunigt. Und wenn er den Funk-Disco-Joker zog, dann groovte das auf schon fast unanständige Weise.
In Ghana, wo der Mann 1949 geboren wurde, zählte er bald zu den rätselhaftesten Figuren der Musikszene. Man hatte ihn irgendwie nicht auf der Rechnung gehabt. Es schien, als sei er aus dem Nichts auf die Showbühne katapultiert worden. Dies hing mitunter damit zusammen, dass er das musikalische Handwerk an einer Musikschule in Benin erlernte und hernach auf seiner Lebensbahn einige sonderbare Haken schlug.
Erfolg mit einer Militärband
Nach der Ausbildung schloss er sich kurz dem berühmten beninischen Orchestre Poly-Rythmo an, unternahm einen Abenteuerausflug nach Hamburg, den er sich bis heute nicht so recht erklären kann, beschloss dann aber, nach Ghana zurückzukehren, eigene Songs zu schreiben und eine Band zu suchen, die über einen fetten Bläsersatz verfügte.
Fündig wurde er in der westghanaischen Stadt Takoradi, wo ihm eine Militärband auffiel, die nicht nur kernige Bläser in ihren Reihen hatte, sondern auch das hippste Equipment, das damals im Land zu kriegen war: Yamaha Synthesizer, Hofner-Gitarren und Artverwandtes.
Die beiden Alben, die er mit der Kriegskapelle einspielte, wurden wohlwollend aufgenommen. Mit «Funky Rob Way» gelang ihm gar ein fast schon discoesk groovender und doch von knisternder Afro-Funkyness getriebener Mini-Hit. Doch davon bekam kaum jemand etwas mit.
Denn als der grosse Durchbruch ausblieb, liess ihn das Label fallen: keine Alben und keine Konzerte mehr. Als die Zahltage immer schmächtiger ausfielen und das Interesse am afrikanischen Funk welkte, verschwand Funky Rob von der Bildfläche, wie er auf dieser aufgetaucht war: urplötzlich. Zwar nahm er kurz darauf noch ein ebenso wunderliches Disco-Album auf, doch beklagenswerterweise gingen die Originalbänder bei seinem neuen nigerianischen Klein-Label verloren und wurden erst wiedergefunden, als der Disco-Boom schon wieder am Abflauen war.
Wiedergeburt in den USA
Funky Rob wandte sich frustriert von der Musik ab und eröffnete einen Imbiss namens Chicken Pepper. Doch dann geschah etwas, von dem Funky Rob erst gar nichts mitbekam: Seine Alben wurden an europäischen Plattenbörsen auf einmal zu astronomischen Preisen herumgeboten und drehten auf den Plattentellern angesagter DJs, die sich auf afrikanische Vintage-Groovemusik spezialisierten.
Der amerikanische Hip-Hopper J Dilla sampelte einen Extrakt aus Robs Song «Make It Fast, Make It Slow», und 2011 wurde sein Debütalbum auf dem Retro-Label Analog Africa neu aufgelegt. Der Ghanaer war auf einmal wieder in aller Munde, und die Frauen tanzten wieder zu seiner Musik.
Und so sollte es also doch noch losgehen mit der Musik- und Bühnenkarriere des Funky Rob. Als musikalische Tourbegleitung hat er sich die norwegische Flammer Dance Band ausgeguckt, Spezialisten auf dem Gebiet des Nachbauens authentischer 70s-Sounds.
Dass er von einer weissen Band begleitet wird, stört den Herrn, der von den Diskussionen um kulturelle Aneignung vernommen hat, übrigens nicht im Geringsten: «Wir haben die gleichen Beine, Arme und Haare – warum sollen Weisse also keine Schwarze Musik spielen? Das ist funny talk», erklärte er kürzlich in einem Interview.
Bad Bonn Düdingen, Samstag, 28. Januar, 21 Uhr
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