Rad-Prominenz in BurgdorfWas da alles hätte passieren können
Einst drehte Radrennstar Fabian Cancellara seine Runden in Burgdorf. Daraus hätte eine ganz grosse Geschichte werden können. Für die Stadt.

Mitte Mai 2003 war in der «Berner Zeitung» zu lesen: «Ein Velorennen zum Plausch».
Es ging um das Radkriterium Burgdorf, ein Wettkampf für Amateure und Profifahrer. 2003 wurde der Anlass zum ersten Mal durchgeführt, organisiert vom Velo-Club (VC) Bärau. Über 20 Mal hatte das Rennen zuvor in Langnau stattgefunden. Weil dort das Publikum immer weniger geworden war, versuchte man, die Tradition in Burgdorf weiterzuführen. So jedenfalls begründete der OK-Chef den Umzug des Rennens.
Obwohl die erste Ausgabe ein Erfolg war – über 800 Zuschauerinnen und Zuschauer säumten die Strassen entlang der 800 Meter langen Runde im Bahnhofquartier – sollte es mit der Wiederbelebung nicht so recht gelingen. Nach wenigen Austragungen war auch im unteren Emmental Schluss. Und das ist schade, wie noch zu lesen sein wird.
Polizei und Stapi
Zuerst soll es jetzt aber um die Austragung 2003 gehen. Die BZ-Kollegin berichtete, ganz ihrem Auftrag entsprechend, vor allem vom «Behördenplauschrennen». Sie beobachtete etwa, dass sich die lokale Prominenz in lustige Kostüme gestürzt hatte. So trug der damalige Bezirkschef der Kantonspolizei einen «Häftlingsanzug» und hatte sich an sein Fahrrad gekettet.
Das Startzeichen zum Wettkampf, der übrigens zugunsten der Aktion «Denk an mich» durchgeführt wurde, gab Stadtpräsident Franz Haldimann. Von der Kollegin darauf angesprochen, warum er denn nicht selber in die Pedale trete, nannte er drei Gründe: «zu viel Arbeit, mangelndes Training und kein passendes Velo».
Der Star kam ganz am Schluss
Es folgten weitere Beobachtungen bis dann, gegen Ende des Textes, die Rede auf die Elite-Fahrer kam. Der letzte Satz schliesslich lässt einen 20 Jahre später ein bisschen erschaudern – wenigstens, wenn man ein Flair für den Radrennsport hat: «Gewonnen hat das Rad-Kriterium von Burgdorf Fabian Cancellara.»
Richtig. Fabian Cancellara, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister, Gewinner von Eintagesrennen wie Flandern, Mailand–San Remo oder Paris–Roubaix, «einer der weltweit erfolgreichsten Radrennfahrer des frühen 21. Jahrhunderts», wie im Online-Lexikon Wikipedia zu lesen ist.
Was wäre wenn…
Dieser Fabian Cancellara also hat 2003, in den Anfangsjahren seiner Profikarriere, in Burgdorf einen Wettkampf bestritten – und gewonnen. Der Grundstein für eine langjährige erfolgreiche Beziehung zur Emmestadt war quasi schon gelegt.

Denn wer weiss: Vielleicht wäre Cancellara jedes Jahr wiedergekommen, hätte die Schönheit der Stadt entdeckt, wäre hierhergezogen – und Burgdorf wäre nicht nur national als Velostadt-Pionierin bekannt, sondern auch auf internationalem Fahrrad-Parkett ein Begriff.
Doch dann verschwand das Radkriterium sang- und klanglos vom Rennkalender. Ende der Geschichte und der Träumerei.
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