Finnischer Ex-Spion über RusslandWarum sehen die Russen die Welt so anders?
Mit dieser Frage hat sich Martti J. Kari ein Leben lang beschäftigt. Der frühere Oberst im finnischen Nachrichtendienst über 800 Jahre russische Autoritätsgläubigkeit.

Am 10. Oktober 2018 trat ein älterer, etwas untersetzter Mann ans Rednerpult der Cyber Security Nordic Konferenz in Helsinki. Das Publikum hatte bisher eher trockene Unternehmenspräsentationen gesehen, immer ging es um IT-Sicherheit, Cyberregulation, Datenüberwachung. Der Mann, der nun das Mikrofon ergriff, bat als Erstes darum, keine Fotos von der Präsentation zu machen, man könnte sie, aus dem Zusammenhang gerissen, falsch verstehen.
Der Vortrag trug den Titel «Russisches Denken». Es war eine illusionslose und zugleich sehr einfühlsame Schilderung der russischen Geschichte und Kultur – Kari hat russische Sprache und Literatur studiert –, in der er eindringlich davor warnte zu denken, Putin würde sich mit der 2014 annektierten Krim abfinden. Er schloss mit den Worten: «Wer glaubt, Russland wird sich ändern, darf das glauben, aber ich bin nicht dieser Meinung.»