Katastrophenfilm «Don’t Look Up»Warum Klimaforscher ihn lieben – und Filmkritikerinnen ihn hassen
Der Film «Don’t Look Up» ist nur mittelmässig, richtet die Kamera aber auf einen wunden Punkt unserer Gesellschaft.

Spätestens seit der Corona-Pandemie dürfte die Situation vielen bekannt vorkommen: Epidemiologinnen und Virologen warnen vor einer ernsthaften Gefahr für die Gesundheit, sprechen sich für das Tragen von Masken und für einen harten Lockdown aus, um das Schlimmste für die Bevölkerung und die Spitäler abzuwenden. Doch die Politik ignoriert die Warnungen weitgehend, schmust lieber mit der Wirtschaft und nimmt damit unnötig Todesopfer in Kauf.
Vor allem für Klimaforschende ist die Corona-Pandemie ein Déjà-vu. Sie warnen seit Jahrzehnten vor den dramatischen Folgen der menschgemachten Erderwärmung, vor zunehmenden Dürren und Starkregen, vor Meeresspiegelanstieg und Hitzestress. Aber viele Politiker und Teile der Bevölkerung hören eher auf einflussreiche Lobbyisten der fossilen Branche und lassen sich von deren Scheinargumenten benebeln.
Ähnlich äussert sich der renommierte Klimaforscher Michael Mann im «Boston Globe». Der Film erreiche sein Ziel, nicht weil er lustig und unterhaltsam sei, «sondern weil es sich um einen ernsthaften, soziopolitischen Kommentar handelt, der sich als Komödie präsentiert».
Auch wenn der Film trotz Starbesetzung mit Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Meryl Streep und Cate Blanchett wenig mehr bietet als Situationskomik, die zudem nur teilweise lustig rüberkommt, muss man ihm eines lassen: Er zeigt das Versagen von Politik, Wirtschaft und Medien in Anbetracht existenzieller Krisen schonungslos auf. Es ende tragisch für die Menschheit, so die Botschaft des Films, wenn die Wissenschaft von der Politik weitgehend ignoriert werde, wenn Wirtschaftsvertreter selbst in der grössten Krise nur das Geschäft witterten, wenn Medien keinen anderen Leitfaden kennten als die Einschaltquote und wenn den Menschen der Social-Media-Status über alles gehe.
Joachim Laukenmann ist Redaktor im Team Wissen. Seine Schwerpunkte sind Physik, Astronomie, Mobilität, Energie und Klimawandel. Er hat Physik studiert und in Kosmologie promoviert. 2008 erhielt er den Alstom Journalistenpreis. Er hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im Wissenschaftsjournalismus.
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