Warum das Landei in der Stadt wohnt
Für die BZ-Sommerserie Stadt-Land schreiben drei Redaktorinnen über ihren Wohnort. Heute Claudia Salzmann über die Stadt Bern.
Ich bin auf einem Bauernhof im Emmental aufgewachsen. Im Sommer habe ich in der Emme gebadet, falls man das überhaupt Baden nennen kann. Vor 14 Jahren bin ich in die Stadt gezogen. Als ich das erste Mal im Eichholz aus der Aare stieg, bluteten meine Knie. Doch ich wusste: Bern ist ein Ort zum Bleiben.
Besonders die Lorraine hat es mir angetan. Je weiter hinten, desto verschworener die Gemeinschaft. Man grüsst einander. Manche Haustüren stehen immer offen. Es ist wie ein Dorf, nur in der Stadt, urban unter der SBB-Brücke gelegen und mit einem farbigen Chaos an Mitmenschen, Mietzekatzen und Mutter Natur.
In meine Wohnung verliebte ich mich auf der Stelle. Sie befindet sich in einem der ersten Minergiehäuser in Bern, gebaut auf einem Grundstück, das vorher besetzt war. Deshalb ist das Haus bis heute umstritten. Im ehemaligen Arbeiterquartier steigen mit jedem Neubau die Wohnungspreise an. All das wusste ich nicht, als ich einzog. Ich geniesse die verschiedenen Facetten, allein die Palette an Restaurants und Shops der Lorrainestrasse, die mich an die Strassen in New York und Berlin erinnern.
Es soll Lorraine-Bewohner geben, die das Quartier kaum je verlassen, nie in die Innenstadt gehen, weil es hier alles gibt, was man braucht. Auch mein eigener Lebensradius ist klein, ich wohne hier, die Redaktion befindet sich in der vorderen Lorraine, mein Fitnessstudio – das ich seit Monaten nicht mehr von innen gesehen habe – ist ebenfalls hier.
Und das Beste daran? Die Aare ist nie weit entfernt. Es ist nur ein kurzer Fussweg zum Fluss. Klettert das Thermometer über 30 Grad, sitzt man in Badekleidern draussen, trinkt Bier und raucht selber gedrehte Zigaretten. Und hier fliesst die Aare so langsam, dass man sich bestimmt nie blutige Knie holt.
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