Warschau höhlt seine Armee aus
Entlassungen und Strategieentscheide haben die polnische Armee in Aufruhr versetzt. Ex-Offiziere beschuldigen Verteidigungsminister Antoni Macierewicz der Zusammenarbeit mit Moskau.

Polens Verteidigungsminister Antoni Macierewicz hat seit Donnerstag eine neue Pressesprecherin: Anna Peziol-Wojtowicz. Sie wird viel zu tun haben, denn seit Regierungsbeginn der Partei Recht und Gerechtigkeit (PIS) im Herbst 2015 baut der Hardliner Macierewicz Polens Armee radikal um. 80 Prozent des Heereskommandos sind bislang gegangen, freiwillig oder unfreiwillig. Rund vierzig Generäle sind darunter.
Macierewicz verkauft dies als Erfolg seiner neuen Linie, alte Kader seien schliesslich durch die kommunistischen Zeiten belastet. Doch darunter sind vor allem Offiziere mit Nato-Kontakten. General Waldemar Skrzypczak, der als Berater des polnischen Technikinstituts im Februar gefeuert wurde, erklärte, dass durch den Kauf veralteter Ausrüstung das polnische Militär geschwächt werde.
Skrzypczak gehört zu den wenigen entlassenen Offizieren, die offen die Vorgänge im polnischen Militär kritisieren. Die internationalen Verbündeten würden sich abwenden, westliche Waffenkonzerne wie Geheimdienste Polen misstrauen, sagt Skrzypczak.
Vertrauensverlust im Westen
Tatsächlich macht derzeit die Zusammenfassung eines angeblichen Berichts des britischen Auslandsdiensts MI6 die Runde in Polens Medien: «Polen ist dabei, in die Hände Russlands zu fallen, und beginnt eine Bedrohung für Europa zu werden.» Nach Aussage der liberalen Zeitschrift «Polityka» sorgt sich der britische Dienst darum, dass durch die Massenentlassungen das Militär leicht von russischen Diensten infiltriert werden könnte.
Auch Macierewiczs Vorgänger Tomasz Siemoniak äusserte sich offen darüber, dass er den Verteidigungsminister auf der Gehaltsliste des Kremls sieht.
Nach Recherchen der «Polityka» sei Polen innerhalb der Nato zunehmend isoliert. So sei es dem polnischen Verteidigungsminister noch nicht gelungen, einen Termin mit dem amerikanischen Verteidigungsminister zu arrangieren. Noch vor Regierungsantritt der PIS soll Polen zu den «Big Six» des Militärbündnisses gehört haben.
Präsident Duda greift ein
Dabei gibt es kaum einen polnischen Politiker, der als antirussischer gilt als der 68-jährige Macierewicz, der den Nachbarn Russland für den Absturz der polnischen Präsidentenmaschine 2010 bei Smolensk verantwortlich macht. Oder mit einer von ihm gegründeten Freiwilligenarmee das Einsickern russischer Speznaz-Truppen wie auf der Krim vereiteln will.
Doch die Entlassungen reissen nicht ab. Derzeit betrifft es die polnische Spezialeinheit Grom, die kürzlich durch einen Abgang von 74 Soldaten deutlich geschwächt worden sein soll.
Mittlerweile hat sich Staatspräsident Andrzej Duda eingeschaltet. In einem Brief an Macierewicz verlangt Duda nun unter anderem eine Erklärung zur Degradierung einer SKW-Offizierin, die sich durch Enttarnung mehrerer russischer Spione verdient gemacht haben soll.
Jaroslaw Kaczynski, PIS-Parteichef und die graue Eminenz des Landes, lobte hingegen Macierewicz für die konsequente Umformung des Militärs.
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