Wachablösung beim Fest der Frühaufsteher?
Die letzten sieben Brünig-Austragungen endeten mit einem Berner Sieg. Am Sonntag könnte Joel Wicki die Serie der starken Berner Schwinger beenden.

Für den Brünigschwinget gilt: Wer früh aufsteht, kommt womöglich doch zu spät. 1000 Stehplatztickets werden am Sonntagmorgen ab 5 Uhr an der Tageskasse verkauft. Wer um 6 Uhr erscheint, demnach noch immer zu Bäckerszeiten aufgestanden ist, kann sich eines Tickets bereits nicht mehr sicher sein.
Und die gut 5000 Sitzplätze sind sowieso nur punkto Preis (35 Franken) erschwinglich. Sie gelangen gar nie in den Verkauf, werden vielmehr über Generationen weitergegeben. Diese Praxis verunmöglicht eine starke Durchmischung im Publikum. Sie sorgt auf der Passhöhe zwischen Obwalden und Haslital für eine Art geschlossene Gesellschaft.
Am Sonntag aber wird das prestigeträchtigste Bergkranzfest zum zweiten Mal nach 2015 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Das Schweizer Fernsehen überträgt die Jubiläumsausgabe des Klassikers. Für die 125. Austragung sind 22 «Eidgenossen» gemeldet. Obwohl deren 4 aus der Nordwestschweiz stammen, dürfte der Festsieger einmal mehr im Duell Berner gegen Innerschweizer ermittelt werden.
Der Blick in die Statistik belegt die Ausgeglichenheit: Seit 1943 haben sich die Berner auf dem Brünig 624 Kränze erkämpft – die Schwinger aus der Innerschweiz 628. Nur: Punkto Festsieg waren die letzten 20 Jahre geprägt von Einseitigkeit.
Hatte sich von 1997 bis 2008 nur ein einziges Mal ein Berner durchgesetzt (Urs Matter 1997), schlug das Pendel mit dem Triumph Christian Stuckis 2009 um. Seither haben die Berner mit einer Ausnahme (Martin Grab 2010) jedes Kräftemessen für sich entschieden.
Gewichtige Absenzen
Am Sonntag könnte die Serie zu Ende gehen, stellt sich doch Joel Wicki den starken Bernern entgegen. Der 21 Jahre alte Entlebucher hat in dieser Saison vier Kranzfeste für sich entschieden; er führt die Jahrespunkteliste der Fachzeitschrift «Schlussgang» an. Wicki schwingt mit beeindruckender Konstanz, und am «Innerschweizerischen» sorgte er im Schlussgang für Aufsehen, indem er den späteren Co-Sieger Christian Stucki gleich mehrfach in Bedrängnis brachte.
Wicki und Stucki sind denn auch die ersten Anwärter auf den Brünig-Sieg. Wicki trifft im Anschwingen auf Remo Käser, der vor drei Wochen das «Südwestschweizerische» für sich entschied. Stucki greift mit dem vierfachen «Eidgenossen» Christian Schuler zusammen, der seit Jahren einer der stärksten Innerschweizer ist.
Schuler sagt: «Wicki hat einen Lauf. Er ist für mich der Topfavorit.» Dagegen halten zwei Berner Schwingerkönige, die am Sonntag wegen Blessuren nicht antreten können. Matthias Sempach sagt: «Ja, Wicki hat zuletzt ausgezeichnet geschwungen. Aber ich tippe auf Stucki.» Und Matthias Glarner sagt: «In unserem Team gibt es fünf, sechs Schwinger, die selbst für einen Wicki in Topform nur sehr, sehr schwer zu bezwingen sind.»
Bleibt die beeindruckende Berner Brünig-Serie also bestehen? Oder gelingt den Innerschweizern dank Wicki die Wachablösung? Der Berner Teamchef Peter Schmutz sagt: «Wenn du gegen Wicki schön schwingen willst, dann verlierst du. Aber die Innerschweizer haben nicht nur ihn – und wir haben nicht nur Stucki. Es kommen auf beiden Seiten mehrere Schwinger für den Sieg infrage.»
Schmutz' Ziel ist klar: «Wir wollen das Fest gewinnen. Dafür braucht es eine Top-Teamleistung.» Umso mehr, als die Berner die Absagen von Sempach und Glarner zu verkraften haben. Zudem ist die Teilnahme von Simon Anderegg fraglich. Der «Eidgenosse» aus Unterbach könnte am Sonntag seinen 100. Kranz gewinnen.
Die Brünig-Spitzenpaarungen: Christian Stucki - Christian Schuler. Joel Wicki - Remo Käser. Kilian Wenger - Mike Müllestein. Benji von Ah - Nick Alpiger. Sven Schurtenberger - Patrick Räbmatter. Andi Imhof - Thomas Sempach. Matthias Aeschbacher - Philipp Gloggner. Florian Gnägi - Roger Erb.
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