Foto-Adventskalender, Tag 20Vorsichtig fahren
In einer immer schnelleren Zeit muss man sich immer schneller bewegen, um noch etwas Zeit zu haben. Bilder von damals, als Bern Fahrt aufgenommen hat.

Der Berner Fotograf Carl Jost fotografierte diesen Unfall am 13. Mai 1935. Der Stadt Bern wurde in den 30er-Jahren klar, dass Autos nicht unbedingt die grosse Freiheit in die Stadt brachten, sondern vermehrt Gefahren und Verkehrsprobleme. Zwischen 1926 und 1937 gab es auf Stadtgebiet insgesamt 4871 Verkehrsunfälle. Dabei kamen 77 Personen ums Leben und 2871 wurden verletzt. In der Blumenbergstrasse gab es im gleichen Zeitraum achtzehn Unfälle mit sieben Verletzten. Am meisten Unfälle gab es am Bubenbergplatz (588), an der Freiburgstrasse (312) und am Bollwerk (310). Beunruhigend war vor allem die Zunahme der Unfälle insgesamt. Waren es 312 Unfälle im Jahr 1926, was etwa 62 Prozent aller Unfälle in der Stadt Bern entsprach, knallte es auf Berner Strassen elf Jahre später bereits 652 Mal, was 82 Prozent aller Unfälle bedeutete.

Holzfahrbahn auf der Kornhausbrücke
Es musste etwas getan werden. Nebst baulichen Massnahmen, Signalisation und Strassenmarkierungen, Einführung von Einbahnstrassen und Kreiselverkehr fing man auch an, die Bevölkerung zu schulen, wie man sich im Verkehr zu verhalten hatte. Zu den baulichen Massnahmen gehörte der Bau der Lorrainebrücke, welche die Unfallzahlen bei der Kornhausbrücke ab ihrer Eröffnung 1930 um zwei Drittel reduzierte, von fünfundzwanzig auf acht pro Jahr. Geholfen hat sicher auch, dass die Holzfahrbahn auf der Kornhausbrücke, die bei Nässe sehr rutschig war, durch eine Asphaltfahrbahn ersetzt wurde. Auf der Lorrainebrücke stieg die Zahl der passierenden Velos innert fünf Jahren um 97 Prozent an, nämlich von 4135 auf 8086, gezählt während je 16 Stunden. 3507 motorisierte Fahrzeuge brummten 1936 über die Lorrainebrücke, eine Zunahme von 55 Prozent, dazu 524 Omnibusse der Verkehrsbetriebe der Stadt Bern. Insgesamt gab es im Jahr 1935 in Bern 3049 Autos. Heute sind es 82’432, und im letzten Jahr 2020 passierten 566 Unfälle. Die Autos von Auswärtigen, die in die Stadt fahren, sind nicht mitgezählt.





Zeitungen brachten mehr oder weniger regelmässig kleine Unglückschroniken. Diese waren unterteilt in Unfälle in den Bergen, Verkehrsunfälle mit Bahn, Auto und andern Fahrzeugen und in Sonstige, wobei es sich hier vorwiegend um Vergiftungen, beispielsweise Gas, und Unfälle beim Holzen handelte. Einige Ausschnitte aus der «Berner Woche» von 1935:
Unfallmeldungen von 1935
«Auf einem vereisten Stutz in Gerzensee kam ein Fuhrwerk ins Rutschen und seine drei Insassen wurden vom Wagen geschleudert. Dabei erlitt der Gutsbesitzer D. aus Gerzensee schwere Kopfverletzungen, sein Sohn musste schwerverletzt ins Spital verbracht werden. Frau D. wurde nur leicht verletzt. - Auf dem Weg zur Belper Käserei wurde während eines Schneesturmes ein Knecht samt seinem Milchkarren von einem Auto überfahren. Er musste mit gebrochenen Oberschenkeln ins Spital verbracht werden. – In Bern wurde am 26. Januar abends an der Kreuzung Marienstrasse-Ringstrasse Dr. jur. P. A., Sekretär des Verbandes schweizerischer Schuhindustrieller, beim Überqueren der Fahrbahn nach dem Aussteigen aus dem Autobus von einem Personenauto erfasst und weggeschleudert. Er erlag noch während des Transports ins Inselspital einem schweren Schädelbruch. Herr A. war Witwer und ist Vater von zwei Kindern im Alter von 15 und 17 Jahren. Der Autofahrer, ein junger Landwirt, der etwas angeheitert war und in übersetztem Tempo fuhr, wurde verhaftet. – In Bern geriet am 3. Februar beim Bierhübeli ein Radfahrer in eine Strassenbahnschiene, stürzte und erlitt einen Unterschenkelbruch. - Am 4. Februar wurde auf der Zufahrtsstrasse zum Eilgutbahnhof eine Fussgängerin von einem Lastwagen angefahren und erlitt einen Beinbruch. - Am 6. Februar prallte ein radfahrender Ausläufer an einen Personenwagen an, wurde auf die Fahrbahn geworfen und erlitt eine Schädelfraktur, mit der er bewusstlos ins Inselspital verbracht wurde. - Während einer Probefahrt mit dem Autmobil kollidierte der 25-jährige A. H. aus Wosen bei Aarau mit einem anderen Auto und erlitt einen Schädelbruch, dem er im Kantonsspital erlag.»



Unfallbilanz für die Stadt Bern Dezember 1935
Monat Dezember 1935 der Stadt Bern: «Verkehrsunfälle ereigneten sich im Dezember 64 (gegen 62 im gleichen Zeitraum des Vorjahres). Davon waren 42 Zusammenstösse zwischen Fahrzeugen und 10 solche mit Fussgängern, die angefahren oder überfahren wurden. Beteiligt waren an den Unfällen: 87 Automobile, 2 Motorräder, 10 Fahrräder, 4 Strassenbahnzüge und 3 andere Fahrzeuge. Getötet wurde niemand, verletzt 22 Personen, darunter 1 Kind unter 15 Jahren.»
Die folgenden Bilder sind Unfälle aus den Folgejahren mit den Legenden, verfasst von den jeweiligen Fotografen.





April 1951,
Bern, Sulgenbach, Wabernstrasse.
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