Vor 150 Jahren: Mächtigste Frau der Welt besuchte Thun
Höchst adeliger Besuch für Thun: Im Juli 1868 wurde bekannt, dass Königin Victoria von Grossbritannien der Kyburgstadt einen Besuch abstatten würde.

Mit einer Regentschaft von 63 Jahren war sie nicht nur die bis dahin am längsten amtierende britische Monarchin. Unter Königin Victoria erreichte das Britsche Empire auch den Höhepunkt seiner politischen und ökonomischen Macht.
Die damals mächtigste Frau der Welt, die das Grossbritannien des 19. Jahrhunderts prägte wie keine andere, besuchte in ihrem 50. Lebensjahr Thun. Wie es im «Thuner Blatt» vom 15. Juli 1868 hiess, werde sich die Königin «nach Schluss des Parlamentes inkognito über Paris nach Thun begeben».
Schliesslich weilte «Queen Victoria» während fünf Wochen, vom 7. August bis 9. September, in der Schweiz. Die Reise unternahm sie auch in Erinnerung an ihren verstorbenen Gatten, Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der von der Schweiz begeistert war.
Was vor 150 Jahren sonst noch für Schlagzeilen sorgte:
- 1.7.1868: Eine Zuckerbäckerei soll in das Schulhaus auf dem Platz, eine Treppe hoch, verlegt worden sein. Soll das Naschen der Kinder beim Schulbesuch eigentlich so sehr erleichtert und damit unverständigen Eltern die 5 oder 10 Centimestücke freiwillig oder gar auf unerlaubtem Wege aus der Tasche gezogen werden? Was sagen die wohllöblichen Schulbehörden dazu?
- 1.7.1868: Lebensmittelpreise in Thun. Anken in Ballen à 1 Pfd. Fr. –.90 bis .–95. Kartoffeln per Zentner 3.50 bis 4.–. 13 bis 14 Eier für 60 Cts.
- 4.7.1868: Konzert des Männerchores morgen Sonntag, 15 Minuten nach dem Morgengottesdienst in der Kirche. Kollekte zugunsten der oberen Primarklassen, damit denselben eine Reise ermöglicht wird.
- 4.7.1868: Alles von ausserhalb der Gemeinde eingebrachte Fleisch muss vom 29. dieses Monats hinweg in dem dazu eingerichteten Lokal im Plainpied des Rathauses zur vorgeschriebenen Inspektion durch den angestellten Fleischinspektor, Herrn Tierarzt Klopfenstein, oder seinen Stellvertreter, Herrn Simon Stettler, vorgelegt werden. Die Polizeikommission.
- 4.7.1868: Wohnungsveränderung. Dr. Lohner wohnt von nun an im Hause des Herrn Feller auf dem Plätzli.
- 8.7.1868: Unterzeichnete zeigt hiermit an, dass sie nun in dem Hause des Hrn. Lohnkutscher Dänzer im Bälliz wohnt. Unter Verdankung für das ihr bis anhin geschenkte Zutrauen empfiehlt sie sich für alle in das Fach der Weissnäherin einschlagenden Arbeiten. Verena Hunziker.
- 11.7.1868: Der Unterzeichnete, gewesener Wirt zum Maulbeerbaum, hat nunmehr die Wirtschaft auf dem Strättlighügel bezogen. Am künftigen Sonntag wird auf seiner neu erstellten Kegelbahn ein Gesellschaftskegelt stattfinden. Joh. Ulrich Krähenbühl.
- 15.7.1868: Mit dem Verkauf der Tuchwaren aus dem Geschäft von Frau Sus. Carth. Begert sel. wird fortgefahren. Die Preise sind sehr billig, damit eine vollständige Liquidation ermöglicht wird. Der Vogt der Kinder Begert: A. Häuselmann.
- 15.7.1868: Stadtbibliothek: Ferien bis 31. Juli.
- 15.7.1868: Ein Lehrer mit einer schönen Handschrift wünscht, in seinen Mussestunden unter äusserst bescheidenen Ansprüchen Skripturen zu übernehmen, welche er stets jeden Samstag zurückstellen könnte. Wer, sagt die Expedition des Blattes.
- 18.7.1868: Getreidepreise in Bern: Fremder Weizen Fr. 32.50 bis 33.50. Hiesiger Weizen 33.50 bis 35.– per Doppelzentner. Korn Fr. 11.50 bis 18.– per Malter. Hafer 17.–bis 19.–. Roggen 28.50 bis 31.–. Gerste 18.– bis 23.–.
- 18.7.1868: Der Familienzahnarzt Mr. Chardey aus Paris ist angekommen in seinem schon angezeigten Logis im Rosengarten. Diejenigen Leute, die ihn besuchen müssen und nicht Französisch sprechen, sind gebeten, jemand als Dolmetscher mitzunehmen, da er selbst nicht Deutsch spricht.
- 22.7.1868: Das von Herrn G. Müller sel. betriebene Chirurgie- und Barbiergeschäft befindet sich von jetzt an im Hause der Frau Glöckler neben der Filialbank und wird von Hrn. Georg Rohrbacher fortgesetzt.
- 22.7.1868: Die Anwohner von Bälliz, Rosengarten, Hauptgasse und Viehmarkt werden gebeten, die Häuser für das Kantonalturnfest zu schmücken. Um die Aufgabe der Hausbewohner zu erleichtern, wird das Komitee auf seine Kosten einige Wagen Kies zum Freienhof, auf den Platz und ins untere Bälliz liefern.
- 25.7.1868: Die zahlreich eingegangenen Preise für das bevorstehende Kantonalturnfest machen ihrer Reichhaltigkeit wegen den Gebern alle Ehre, und es werden sich daher bei Besichtigung derselben die wackeren Turner doppelt anstrengen, um einen dieser schönen Preise erringen zu können.
- 25.7.1868: Nur kurze Zeit hier. Mit 200 Gasflammen beleuchtet. Witwe Bayers grosser Gemäldesalon. Damit ist gratis verbunden eine grosse Präsentverteilung. Eintrittspreis 50 Cts. pro Person, ohne Präsent 30 Cts.
- 25.7.1868: Der Kanton beschloss, im Thuner Helfereigebäude zwei Wohnungen einzurichten und dieselben an den Bezirksingenieur und an den Oberförster daselbst zu vermieten.
- 25.7.1868: «Eine jüngere Dienstmagd, die willig und arbeitsam ist, sucht Platz. Lohn könnte ihr nach Belieben gegeben werden.»
- 25.7.1868: Berichtigung. Aus der in letzter Nummer dieses Blattes stehenden Anzeige des Hrn. Rohrbacher könnte man schliessen, dass im Haus des Unterzeichneten der bisher von Hrn. Müller sel. betriebene Barbierberuf nicht mehr ausgeübt wird. Dies ist unrichtig. Ich habe dieses Lokal Hrn. Lindt vermietet, der es zum gleichen Zweck benutzen wird und den ich bestens empfehle. Tschaggeny, Siegrist.
- 29.7.1868: Das «Thuner-Blatt» bedauert, dass zu dem mit grosser Anstrengung organisierten Kantonalturnfest nur 150 bis 200 Turner erschienen. Aber eben, es kamen nur die besten.
- 29.7.1868: Auf die gewaltige Hitze der vorigen Tage brachte die Nacht vom 27. auf den 28. Juni die heftigsten Gewitter. Morgens von 1 Uhr an stand der Himmel gegen Norden und Westen in einem Flammenmeer.
Quelle: Stadtarchiv Thun.
mbs
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