Von Neerach ohne Halt bis in die Sahara
Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar liessen sich am internationalen Zugvogeltag im Neeracherried blicken.
Von Andreas Frei Neerach – Wussten Sie, dass ein Schwarzmilan im Herbst vom Unterland bis nach Afrika über 7000 Kilometer ohne Halt durchfliegt? Dass einige Zugvögel ihr Gewicht für die Reise nach Süden verdoppeln und damit sogar noch Energie sparen? Dass gewisse Vögel während des Fluges sogar schlafen? Die meisten Besucher am internationalen Zugvogeltag im Naturschutzzentrum Neeracherried kannten diese Fakten noch nicht. Diese sowie unzählige andere Fragen wurden auf dem gut durchdachten Postenlauf vom Zentrum bis zu den Beobachtungshäusern im Ried gestellt. An acht Stationen, welche extra für diesen Tag erdacht wurden, kamen Jung und Alt so über die fliegenden Wirbeltiere ins Staunen. Mit dabei war das Ehepaar Burkart aus Kloten, das alle Aufgaben begeistert zu lösen versuchte. «Wir zogen diesen Zugvogeltag einem Konzert am Flughafen vor und sind vom Angebot positiv überrascht», sagte Myrtha Burkart. Das Ehepaar interessiert sich generell für Vögel, konnte am Sonntag aber noch einiges lernen. Genauso Urs Eugster aus Winkel. «Ich habe letzten Dezember an einer Nistkastenaktion in Winkel die Begeisterung für Vögel entdeckt», verriet der junge Familienvater. «Ich bin sehr froh um solche Anlässe, da man hier mit Spezialisten in Kontakt kommt und in kurzer Zeit viel erleben kann.» Vögel: Keine Fluglärmgegner Viele Unterländer waren vom Euro-Birdwatch, wie der Anlass international heisst, begeistert. Aber auch aus Winterthur und dem Thurgau reisten interessierte Besucher an. Und so waren am frühen Nachmittag bei bestem Spätsommerwetter das Zentrum und der Holzsteg ins Flachmoor mit so vielen Menschen gefüllt, dass mancher Sportverein der Region vor Neid erblasst wäre. Auf der Dachterrasse erwartete Stefan Heller, der Leiter des Naturschutzzentrums, die Besucher mit Apfelmost, Feldstechern und Liegestühlen. «Wer es sich hier einige Minuten bequem macht, sieht mit Sicherheit einige Vogelschwärme vorbeiziehen», versprach Heller. Er sollte recht behalten, denn das Flachmoor ist für die Zugvögel ein wichtiger Rast- und Sammelplatz auf dem Weg nach Süden. Fabian Hegi und die angehende Umweltingenieurin Silvie Mösch aus Opfikon waren mit dabei, als einer der zahlreichen Zivildienstleistenden im Zentrum eine Gruppe von 25 Bartmeisen entdeckte. «Wir wussten gar nichts von diesem Anlass, sondern kamen eher zufällig heute vorbei, weil wir das Zentrum mal anschauen wollten», erklärte die naturinteressierte Silvie Mösch nach der Aufregung, welche die erste Sichtung dieser Vögel im Unterland seit gut drei Jahren auslöste. Stefan Heller erklärte derweil ohne Unterbruch weiter. «Die Flugzeuge im Landeanflug stören den Menschen weit mehr als die Vögel», wusste der Experte die Antwort auf eine häufig gestellte Frage. «Da die Anflugroute immer die gleiche ist, stellen die Metallvögel auch keine Gefahr für die Vögel dar, im Gegensatz zu anderen menschlichen Erfindungen wie Glasfenstern oder Windrädern.» An den weiteren Posten gab es wieder weniger Action, aber viel zu erfahren. Unter anderem konnte man sich mit Hilfe von Gewichtsjacken in einen Vogel hineinversetzen, der für die Reise ziemlich an Gewicht zugelegt hat. Oder die grössten natürlichen Hindernisse der Zugvögel kennenlernen: die Alpen, das Mittelmeer und die Sahara. Seltene Beobachtungen Wie sich die gefiederten Tiere anhand des Erdmagnetfeldes auf ihrem Flug orientieren, konnte man an einer weiteren Station mit verbundenen Augen erfahren. Als Zückerchen zum Schluss lud der letzte Posten in ein Beobachtungshäuschen mit gutem Blick auf das Moor, in welchem sich eine Vielzahl von Vögeln – wie für den Anlass bestellt – tummelte. Weitere Fachpersonen liessen die unkundigen Besucher durch ihre Fernrohre an seltenen Beobachtungen wie dem Seidenreiher oder Eisvogel teilhaben. So verliessen wohl alle Neo-Ornithologen das Neeracher Naturschutzzentrum mit einer gehörigen Portion neuem Wissen, einer guten Prise Naturverbundenheit, von der Sonne gewärmt und mit Erlebnissen beschenkt.
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