Von Jaja bis Krasnojarsk
Abenteuer auf zwei Rädern: Die pensionierte Journalistin Laura Fehlmann fährt mit dem Velo über 6000 Kilometer quer durch Russland.

5112 Kilometer haben wir mit den Velos zurückgelegt. Dazu kommen circa 300 Kilometer mit der Bahn, der Transsib, um Nowosibirsk bequem zu verlassen. Wir hatten Billette für uns und die Velos. Der Schaffner des Gepäckwagens verlangte aber zwei Tickets pro Velo, weil ein Gepäckstück nicht länger als 80 Zentimeter sein darf. Ich schaltete auf stur, wies auf den hohen Preis und die fortgeschrittene Zeit hin, blieb aber nett.
Kurz vor der Abfahrt luden wir die Velos einfach ein und fuhren bis Jaja, ein Dorf mit einem palastähnlichen Bahnhof. Anders als in grösseren Bahnhöfen vermietet die Transsib dort leider keine Zimmer. Wir fanden eines bei Anna, einer lieben alten Dame. Am Morgen machte sie ein Selfie mit uns, weil wir ihre ersten ausländischen Gäste waren.
«Obschon die ganze Nacht Bremsen quietschten, Züge fuhren und Lautsprecher dröhnten, schlief ich gut.»
Wir fuhren weiter nach Marinsk, wo der Bahnhof wie ein Schloss im Städtchen thront, mit viel weiblichem Personal in Uniform und sauberen Räumen wie in einer Arztpraxis. Gerne vermietete man uns ein Zimmer. Zum Duschen musste man sich bei der Toilettenfrau melden. Obschon die ganze Nacht Bremsen quietschten, Züge fuhren und Lautsprecher dröhnten, schlief ich erstaunlich gut. Klar, in Jaja wäre es sicher ruhiger gewesen, der Name des Dorfs origineller. Aber wer kann schon von sich behaupten, eine Nacht lang hautnah Transsib erlebt zu haben, ohne einen Meter gefahren zu sein?
Tags darauf stiegen wir auf die Velos und radelten die 500 Kilometer nach Krasnojarsk in vier Tagen. Die Nächte verbrachten wir im Zelt, in Birkenwäldern, auf blühenden Trockenwiesen und immer in Hörweite der Transsib, deren Geräusche uns mittlerweile schon vertraut sind.
Von Kiew an den Baikalsee: Rund 6150 Kilometer quer durch Russland. Quelle: Google Maps
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