Von Deschwanden verlässt Wacker
Wacker Thun verliert mit Lukas von Deschwanden den wichtigsten Spieler. Der 28-jährige Aufbauer wechselt im Sommer in die Bundesliga. Der Klub reagiert mit einer Kampfansage.

Die Winterpause hält für Spitzenreiter Wacker mehr Rückschläge bereit als die komplette erste Saisonhälfte. Drei Wochen nachdem Captain Roman Caspar entschieden hat, nach der laufenden Spielzeit seine Karriere zu beenden, kündigt mit Lukas von Deschwanden, dem zweimaligen MVP, die zweite zentrale Figur ihren Abschied an. Der Urner wechselt im Sommer zum TVB Stuttgart.
Der Klub aus dem Südwesten Deutschlands ist in der Bundesliga engagiert, der stärksten Spielklasse der Welt. Mit dem Berner Abwehrspezialisten Samuel Röthlisberger beschäftigen die Schwaben bereits ein Mitglied der Schweizer Nationalauswahl.
Von Deschwanden hat seit Jahren Angebote aus dem In- wie aus dem Ausland vorliegen. Der Aufbauer zog es stets vor, in Thun, seiner «zweiten Heimat», wie er sagt, zu bleiben – der Verbundenheit zum lieb gewonnenen Klub wegen, aber auch, weil Zeitpunkt und Bauchgefühl nicht gepasst hatten.
Nun vollzieht er den Schritt, den einige ob seines fortgeschrittenen Alters – der Urner ist 28 – und seiner Dominanz in der Liga für überfällig halten. «Der Moment, es zu versuchen, ist ein guter», erzählt der Innerschweizer, welcher im Sommer sein Studium abgeschlossen hat und von seiner Freundin nach Stuttgart begleitet werden wird.
Der vielseitige Rückraumakteur wird sich in anspruchsvollerem Umfeld durchsetzen; daran zweifelt nicht, wer vorab die jüngsten Auftritte des Rechtshänders verfolgt hat. Von Deschwanden führt in der Meisterschaft das Torschützenklassement an, mal wieder, er ist zu einem formidablen Passgeber gereift, der es versteht, das Spiel seines Teams zu prägen.
Unter Michael Suter, dem aktuellen Nationaltrainer, hat der Routinier auch in der Landesauswahl eine tragende Rolle inne. In Abwesenheit von Weltklasseakteur Andy Schmid, der vor der WM-Qualifikation um eine Pause gebeten hat, ist Wackers Schlüsselkraft der zentrale Mann, der Leader, über den die Angriffe laufen.
Früh lenkte der Spätzünder etwa am Sonntag in der Partie gegen Estland das Spiel in die richtigen Bahnen. Als sein Team 5:1 führte, hatte der Regisseur schon zweimal getroffen und zwei weitere Tore vorbereitet. Zudem hinderte er als Verteidiger Dener Jaanimaa, einen Bundesligaprofi und den Eckpfeiler der Mannschaft, an der Entfaltung. Null Tore gelangen dem Linkshänder. An Abwehrspieler von Deschwanden war kein Vorbeikommen.
«Wir werden weiterhin ein exzellentes Team stellen»
Die Verantwortlichen des Thuner Klubs reagieren mit einer Mischung aus Stolz, Bedauern und Zweckoptimismus auf den Entscheid ihres wichtigsten Angestellten. Präsident Georges Greiner sagt: «Von Deschwanden ist ein überragender Akteur, dem wir viel zu verdanken haben und an dem wir bis zuletzt grosse Freude haben werden. Doch wir wollen ein Spitzenklub bleiben.»
Greiner hält fest, eine Strategie zu haben. «Wir sind eine Kaderschmiede. Wir haben nicht die Möglichkeiten, im grossen Stil Ausländer an Bord zu holen.» Bei Wacker werde auf junge Leute mit Entwicklungspotenzial gesetzt. Der Präsident weist auf den bevorstehenden Zuzug des 22-jährigen Linkshänders Ron Delhees hin, der zuletzt in der Nationalmannschaft überzeugt hat, und er verrät, dass mit einem potenziellen Ersatz von Deschwandens Gespräche geführt werden. «Wir werden weiterhin ein exzellentes Team stellen.»
Wahrscheinlich ist, dass Eigengewächse wie Shooter Joel Christinat und Vertreter der zweiten Reihe wie Mittelmann Damien Guignet öfter zum Einsatz gelangen werden. Eine wichtige Rolle in den Plänen der Verantwortlichen spielen neben den Zuzügen Nicolas Suter, der vermehrt im linken Aufbau gebraucht werden dürfte, und Nicolas Raemy. Der hoch begabte Linkshänder ist seit September 2016 und einem Schleudertrauma nicht verfügbar. Wie kompetitiv die Thuner in der nächsten Saison sein werden, hängt auch davon ab, ob und in welcher Verfassung der Nationalspieler zurückkehrt.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch