Von der Marke zur Manufaktur
Die kleine Luxusuhrenmarke Armin Strom aus Biel spielt bei den Grossen der Schweizer Uhrenindustrie mit. Das hat ihr eine Nominierung für den Unternehmerpreis 2017 eingebracht.
Claude Greisler legt mit einer kleinen Pinzette eine winzige Schraube auf seinen Handrücken. Das goldene Teilchen ist etwa so gross wie die Poren auf der Haut des gelernten Uhrmachers. «Wir verbauen in unseren Ateliers nicht eine, sondern gleich mehrere dieser Schräubchen in unseren Uhrwerken», sagt der Direktor von Armin Strom.
Wir sitzen in seinem Büro im unauffälligen Firmengebäude am Rande des Industriequartiers in Biel. Auf Greislers Computerbildschirmen prangt ein dreidimensionales Modell einer Uhr mit einer speziellen Illustration auf der Rückseite des Gehäuses – eine Sonderanfertigung für einen adeligen Kunden aus Nordafrika.
Armin Strom baut nicht nur Uhren zusammen, sondern produziert die dafür notwendigen Komponenten gleich selber. Das Unternehmen kann deshalb mit Recht behaupten, neben Rolex die einzige Manufaktur in der Uhrenstadt zu sein. Dies hat aus Kundensicht seinen Preis: Eine Luxusuhr von Armin Strom kostet zwischen 10'000 und 129'000 Franken. Mit ihren durchwegs jungen 23 Mitarbeitern stellt die Marke 600 Uhren pro Jahr her.
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Der 360-Grad-Blick ins Atelier: Schauen Sie sich um, indem Sie die linke Maustaste gedrückt halten oder mit dem Finger wischen.
«Kein Massenprodukt»
«Armin Strom ist kein Massenprodukt», sagt Firmeninhaber Serge Michel. «Es richtet sich vor allem an Liebhaber und Sammler von Luxusuhren.» Das hat mit dem Alleinstellungsmerkmal der Marke zu tun: Armin Strom stellt skelettierte Uhren her.
Skelettiert, das heisst: Die nichttragenden Teile einer mechanischen Uhr werden so aus dem Uhrwerk entfernt, dass durch das offene Zifferblatt und den offenen Uhrenboden die kunstvoll bearbeiteten Werkteile sowie der gesamte Mechanismus der Uhr sichtbar sind. Diese Fertigkeit ist nicht nur Handwerk, sondern auch Kunst.
Der begnadete Uhrmachermeister und Firmengründer Armin Strom hat seine gleichnamige Firma Ende 2006 im Sinne einer Nachfolgeregelung an die befreundete Unternehmerfamilie Michel aus Burgdorf verkauft. Serge Michel, Sohn von Ypsomed-Gründer Willy Michel, entwickelte 2007 zusammen mit Claude Greisler die Marke zur Manufaktur weiter. Seither führen die beiden 38-Jährigen das Unternehmen. Michel kümmert sich ums Marketing und um den Verkauf. Greisler ist fürs Design und die Produktentwicklung verantwortlich.
Die exportorientierte Marke ist USA-lastig: Ausgerechnet dort ist Anfang Jahr ein Mann zum Präsidenten vereidigt worden, der eine protektionistische Wirtschaftspolitik anstrebt. «Donald Trump ist ohne Zweifel eine Blackbox», sagt Michel. Es sei aber noch zu früh, abzuschätzen, wie sich die Präsidentschaft Trump auf die Verkäufe in den USA auswirken werde.
Bei Sammlern aus Europa, dem Nahen Osten, Japan und Südostasien ist Armin Strom ebenfalls beliebt. Der Mix der Absatzmärkte ist der Grund, weshalb die Marke von der aktuellen Krise in der Uhrenindustrie weniger betroffen ist. Im einstigen Boommarkt China hat die Nachfrage nach Schweizer Luxusuhren abgenommen. Im Reich der Mitte ist Armin Strom aber nicht präsent.
Online-Shop im März 2017
2017 hat sich die Führungsriege von Armin Strom vorgenommen, die Distribution auszubauen. Bereits im März will die Marke einen Onlinekonfigurator aufschalten. Es ist ein ungewöhnlicher Schritt, denn die Schweizer Luxusuhrenmarken stehen dem Internet als Vertriebskanal eher skeptisch gegenüber. «Das Personalisieren von Produkten im Internet ist ein Trend», sagt Michel. «Der Kunde kann seine Uhr mitgestalten und verleiht ihr so den ganz persönlichen Touch.»
Konkret lassen sich mit dem Onlineinstrument die wichtigsten Uhrenkomponenten einzeln auswählen und virtuell zu einem Zeitmesser zusammenfügen. Ist man mit dem Resultat zufrieden, kann man die Uhr mit einem Klick bestellen.
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