Von Cremeschnitten zum Staatsbesuch
Wangen an der Aare ist seit je eng mit der slowenischen Stadt Bled verbunden. Nun wurde dafür ein Verein ins Leben gerufen.

Primeln in allen Farben schmücken den Singsaal der Wanger Schulanlagen. Passend dazu liegen bunte Pins auf den Tischen verteilt. Rund fünfzig Interessierte strömen in den Saal und lassen sich vom ehemaligen Gemeindepräsidenten Fritz Scheidegger eine Brosche anheften. Mitunter seinetwegen findet dieser farbenfrohe Anlass statt. Die langjährige Freundschaft zwischen Wangen an der Aare und der slowenischen Stadt Bled wird offiziell gemacht.
Das Erbe Riklis
Angefangen hat alles mit dem Sonnendoktor Arnold Rikli. Den 1823 in Wangen geborene Naturheiler verschlug es 1854 nach Bled, wo er seine eigene Praxis gründete. Auch dank Rikli wurde die Gemeinde am Bleder See zu einem bedeutenden Kurort und erlebte bis zum Ersten Weltkrieg einen Aufschwung. Noch heute werden in der Region Oberkrain Kuren angeboten, die auf Riklis Theorien beruhen.
Fast 150 Jahre nach Arnold Riklis Ankunft in Bled organisierte ein slowenischer Tourismusdirektor Ende der 1990er-Jahre eine Reise durch die Schweiz – und liess dabei das mit seiner Heimat verbundene Städtli im Oberaargau nicht ausser Acht. Dieser Reiseplaner war der heutige Bürgermeister Bleds, Janez Fajfar. Wiederholt fanden seither Treffen der Behörden statt, sowohl auf Schweizer, als auch auf slowenischem Boden. Erst letzten Sommer haben Fajfar und Scheidegger – damals noch in seinem Amt als Gemeindepräsident – im Burghof von Bled einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet.

Fliessend Deutsch
Am Donnerstag ist nun der Bürgermeister, begleitet von einer ganzen Delegation, nach Wangen gereist. Zwischen seinem Amtskollegen Luciano Falabretti und der slowenischen Botschafterin Marta Kos nimmt er mitten im Singsaal Platz. Die Hände über dem Bauch gefaltet, ein verschmitztes Lächeln auf dem Gesicht: Janez Fajfar ist es im Aarestädtli sichtlich wohl. Paul Hostettler führt als Tagespräsident des zu gründenden Vereins durch den Abend. Fajfar und auch Marta Kos können ihm problemlos folgen: Sie sprechen beide fliessend Deutsch.
Mit Applaus wird die Gemeindepartnerschaft Wangen - Bled aus der Taufe gehoben. Als Vereinspräsident stellt sich Fritz Scheidegger zur Verfügung, er wird ohne Gegenkandidatur gewählt. «Er hat sich in einer Führungsposition schon vielfach bewährt und möchte sie jetzt noch als Hobby übernehmen», sagt Hostettler. Sofort werden Briefbögen rumgereicht und fleissig Mitgliedschaften ausgefüllt.
Sie habe sich zunächst vor ihrer Arbeit in der Schweiz gefürchtet, sagt Marta Kos in ihrer Ansprache. «Ich hörte von allen Seiten, dass die Schweizer sehr distanziert sind.» Vielleicht seien andere so – aber die Einwohner von Wangen sicher nicht. Die Botschafterin wünscht den beiden Gemeinden einen guten Austausch und verweist auf die bestehende Beziehung zwischen Lützelflüh – für sie schwierig auszusprechen, entschuldigt sie sich in ihrem lupenreinen Deutsch – und Velike Laš?e in Slowenien.
Es gibt Geschenke
Die Slowenen seien schon ein besonderes Volk, redet sich Marta Kos so richtig warm. «Freunde bedeuten uns viel, wir essen und trinken gerne gut.» Sie wünsche sich auch in diesen Bereichen einen Austausch, der doch ganz in Arnold Riklis Sinne wäre. Sie wolle selber dazu beitragen, die Verbindung zwischen Wangen und Bled zu vertiefen. Und lässt ihren Worten gleich Taten folgen: «Am 19. September findet der slowenische Staatsbesuch in Bern statt. Darf ich den Staatspräsidenten auch nach Wangen einladen?» Verlegen, etwas überrumpelt, stimmt Fritz Scheidegger zu.
Der offizielle Teil ist zu Ende, Janez Fajfar lässt sich nicht zweimal bitten: Eigenhändig verteilt der Bleder Bürgermeister Geschenke im Saal. Nun ergänzen Weinflaschen, Cremeschnitten, Schlüsselanhänger mit dem Bleder Wappen und Kühlschrankmagnete die Primeln und bunten Anstecker auf den Tischen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch