Vollmondnacht, edle Prinzessinnen und schreckliche Gestalten
Einmal mehr liessen sich rund 40 Kinder und Erwachsene von Märchen und Sagen bei nächtlichem Mondschein im Schloss Spiez in Bann ziehen.
Mit Taschenlampen ausgerüstet, machten sich Kinder und Erwachsene gestaffelt auf zur dritten und letzten Vollmondnacht im dunklen Schloss. Angeführt von Barbara Büchi, freischaffende Kulturvermittlerin und Erzählerin, die nahe dem Schloss wohnt und mit diesem und seinen Gestalten auf Du und Du zu leben scheint.
Nicht nach jedermanns Geschmack war die dargestellte Schlemmerei in der Schlossküche, umso faszinierender die Vielfalt, mit welcher Tirel, Chefkoch von König Karl V., seine Gäste einst verwöhnt hatte, dass mancher aus lauter Gier den Hals nicht voll bekommen konnte – vorwärts und rückwärts. Den heutigen Gästen dürfte es nur recht gewesen sein, waren doch die anschliessend verteilten Schlossigeli aus Kastanien und Zahnstochern nicht zum Verzehr bestimmt.
Kaum schlaflose Nächte bei handyerprobten Kindern
Nicht nur im Festsaal, auch in der Ahnengalerie liess die Erzählerin im Porträt gefangene Persönlichkeiten lebendig werden. Wie damals üblich, waren Reiche die Guten, Arme dafür Schmarotzer und Betrüger, vom Adel im Zaun gehalten. Bewegte etwa der Vergleich mit heutigen Machtverhältnissen da oder dort die Gedanken Erwachsener?
Für schlaflose Nächte bei den sozialmediengewohnten Kindern dürften die Figuren hingegen kaum gesorgt haben. Zumal das estnische Märchen beim Mann im Mond das Böse wirklich dem Bösen zugeordnet hatte. Besser als «unser» armer Familienvater, der fürs Wildern oder Holzen am Sonntag für seine hungernde Familie mit ewigem Büssen im Mond bestraft worden sei.
Der Erzählerin die Schwarzweissmalereien zuzuordnen, wird auch niemanden eingefallen sein. Schliesslich erzählte sie, was Leute aus der weiten Welt lange vor ihr aufgeschrieben hatten. Was der Kunst ihrer Darstellungen keinen Abbruch tat, umso weniger, als sie den Ausgang der Geschichten auch mal offen beziehungsweise der Fantasie der Zuhörenden überliess.
Mann im Mond zu erkennen, war nicht jederzeit leicht
Das Wetter und der Mond spielten mit – im Schlossgraben und auf der Terrasse bei den Kastanien. Den Mann im Mond genau zu erkennen, war nicht jederzeit leicht. Doch die selten farbige Aureole um ihn herum sprach nur für angefressene Naturwissenschaftler von einem Wetterphänomen. Alle andern liessen sich vom magischen Licht hinter der begnadeten Erzählerin noch so gerne bis in die Träume begleiten.
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