Vier Szenarien fürs Alpine Museum
Wie weiter mit dem Alpinen Museum am Berner Helvetiaplatz, nun, da die staatlichen Förderbeiträge drastisch zurückgehen? Vier Zukunftsszenarien und ihre Umsetzungschancen.

Szenario 1: Das Museum legt Beschwerde gegen Entscheid ein
Mit Gratulationswünschen wurde das Schreiben des Bundesamts für Kultur (BAK) ans Alpine Museum eingeleitet. Jenes Schreiben, mit welchem dem Museum mitgeteilt wurde, dass es ab 2019 250'000 Franken Betriebsbeitrag erhält – 770'000 Franken weniger als bis anhin. Die Höhe des Betrags orientiert sich an einer neuen Berechnungsmethode.
Eine Begründung hat das Museum letzte Woche beim BAK angefordert. Aus taktischen Gründen: Nur wenn eine Verfügung schriftlich vorliegt, hat das Museum die Möglichkeit, Beschwerde gegen den Entscheid einzulegen. Ob es diesen Weg gehen wird, ist noch unklar. Am 14. August wird der Stiftungsrat entscheiden.
Erfolgschancen? Gering. Die neuen Förderrichtlinien stützen sich auf die aktuelle Kulturbotschaft, die 2015 vom Parlament abgesegnet wurde.
Szenario 2: Das Museum wird reduziert weitergeführt
«Für ein nationales Museum mit debattenorientierten, mehrsprachigen Ausstellungen, mit Vermittlungsarbeit, Kooperationsprojekten in der ganzen Schweiz und Sammlungsbetreuung braucht es das jetzige Budget», so Museumsdirektor Beat Hächler. «Wenn wir das gleiche Programm mit weniger Geld durchziehen könnten, hätten wir die letzten Jahre miserabel gewirtschaftet», sagt er auf Anfrage.
Der Bundesbeitrag floss stets in den laufenden Museumsbetrieb und wurde nicht etwa für einmalige Investitionen wie den Umbau des Museums 2011 aufgewendet. Der Status quo ist also undenkbar. Bleibt die Möglichkeit, mit einem reduzierten Team ein bescheideneres Programm zu realisieren.
Erfolgschancen? Gering. 2011 wurden die Bundessubventionen verdoppelt und später auf eine Million Franken erhöht, weil das Parlament kein Vitrinenmuseum mehr wollte. An die Erhöhung war die Umsetzung eines modernen Ausstellungskonzepts geknüpft, das die Besucherzahlen von 18'000 auf immerhin 28'000 Besucher jährlich steigern konnte. Für die verbleibenden Subventionsgeber wäre es wenig attraktiv, jährlich über 2 Millionen aufzubringen für einen Rückschritt.
«Wir setzen auf das Parlament, um einmal mehr eine Lösung zu finden.»
Szenario 3: Der Kanton stockt seinen Beitrag auf
Der Kanton Bern springt als Hauptsubventionsgeber in die Bresche und stockt seine Subventionen um 770'000 Franken auf.
Erfolgschancen? Keine. Bereits heute gibt der Kanton Bern pro Kopf weniger Geld für Kultur aus als andere Kantone, wie interkantonale Vergleiche zeigen. Zudem hat er eben erst ein Sparpaket verabschiedet. 185 Millionen Franken will er ab 2021 jährlich einsparen. Eine Aufstockung der Subventionen ist in Anbetracht dieser Ausgangslage illusorisch. «Wir führen aber auf allen Ebenen Diskussionen, um eine Lösung zu finden», so Hans Ulrich Glarner, Vorsteher des kantonalen Amtes für Kultur.
Szenario 4: Die Institution wird zu einem Bundesmuseum
Die Themen des Alpinen Museums interessieren das ganze Alpenland. So der Tenor der zahlreichen Unterstützer, die sich seit dem BAK-Entscheid auf den verschiedensten Kanälen stark machen fürs Museum am Berner Helvetiaplatz.
«Eine Kürzung in diesem Ausmass ist existenzbedrohend und stellt ein Museum infrage, das sich über einen einzigartigen, gesellschaftlich und national hochrelevanten Themenfokus auszeichnet», heisst es etwa in einer Stellungnahme der regionalen Museumsverbände Bern, Wallis, Graubünden, Uri, Aargau, Solothurn und Zürich, die gestern verschickt wurde. Statt an seiner Struktur festzuhalten, könnte das Alpine Museum anstreben, als Bundesmuseum anerkannt zu werden.
Erfolgschancen? Intakt. Zu den Bundesmuseen gehören heute etwa das Schweizerische Nationalmuseum, das Klostermuseum Sankt Georgen oder das Museum für Musikautomaten. Ob das Alpine Museum in den Kreis der Bundesmuseen aufgenommen werden könnte, ist ein politischer Entscheid. Dazu müsste das Museumsgesetz geändert werden.
Zudem müsste der Bund entweder mehr Geld aufwenden oder ein anderes Museum veräussern – ein Schritt, den das Museumsgesetz zulässt. Ein sinnvoller Zeitpunkt dazu, über solche Massnahmen zu debattieren, wäre die Verhandlung der Kulturstrategie 2021 bis 2024. Diese findet voraussichtlich 2020 statt.
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