Viadukt soll leiser, sicherer und stärker werden
der MOB in Gstaad totalsaniert. Er soll leiser werden, höhere Lasten tragen und
1905 hatte die Montreux-Oberland-Bahn MOB erstmals Gstaad erreicht. Als grösste Kunstbaute auf dem Abschnitt Richtung Zweisimmen war dazu der Viadukt in der «Chäle», wenige 100 Meter nach dem Bahnhof, in Betrieb genommen worden. Dieser entwickelte sich im Lauf der über 100 Betriebsjahre zum Wahrzeichen der weltbekannten Feriendestination. Einerseits gab die Stahlkonstruktion immer wieder Anlass zu Klagen über Lärmbelästigung. Anderseits befürchteten am Ortsbild Interessierte nachteilige Veränderungen durch eine dem wachsenden Bahnverkehr und neuen Vorschriften entsprechende Neukonstruktion. So hatte der damalige Saaner Gemeinderat und Planungsvorsitzende Gottfried von Siebenthal aus Gstaad 1994 die nötigen Schritte unternommen, damit der Viadukt unter Baudenkmalschutz gestellt wurde. Ganz fünf Anbieter-Konsortien bemühten sich um den Projekt-Auftrag, als die MOB, das grösste Unternehmen der Goldenpass-Line, 2005 die Sanierung mittels eines Bauingenieurwettbewerbes öffentlich ausschrieb. Enthalten war auch die Möglichkeit eines Totalersatzes, also eines Neubaus. Mehrere Einsprachen bis vor Bundesgericht verzögerten den für 2007 vorgesehenen Baubeginn. Guter Kompromiss Mit dem vorliegenden gut eidgenössischen Kompromiss hält sich die MOB an das Versprechen, dem Ortsbildschutz Rechnung zu tragen. So verändert der Viadukt sein Aussehen nur unwesentlich. Mit einer grösseren Auskragung der Mauerkronen an den Vorbrücken auf beiden Seiten des Gleises wird der Dienststeg den heutigen Normen angepasst, was die sichere Begehbarkeit und damit die Evakuierbarkeit verbessert, falls ein Zug auf dem Viadukt aus welchen Gründen auch immer stecken bleibt. Die Verbreiterung dieses Dienst- und Evakuations-stegs setzt sich über den Bereich der Fachwerkträger fort. Zudem erhält der zweite Natursteinpfeiler ebenfalls einen Fahrleitungsmast. «Nebst der ausgewogeneren Ansicht verbessern wir damit die Stromübertragung auf die Triebfahrzeuge», erklärt Projektleiter Eduard Merz. Der bisherige Abstand zwischen zwei Masten von 50 Metern sei eher unüblich. Am Sichtmauerwerk werden insbesondere die Fugen saniert; die Stabilität der Pfeiler erfüllt auch künftige Anforderungen. Anders die Stahlelemente: «Hier ersetzen wir Nieten durch Schrauben und verstärken einzelne Elemente», sagt Merz. Um die sogenannten Fachwerkträger sandstrahlen zu können, ohne die Umwelt zu belasten, erhält der Viadukt nebst dem heutigen Gerüst demnächst eine zusätzliche «Kunststoffverpackung». Zur Lärmreduktion hat sich die MOB nach Prüfung mehrerer Varianten zur holländischen Methode «Silent Bridge» (stille Brücke) entschlossen. Dazu werden per Pneukran neun vorgefertigte, je nach Einbauort verschieden lange und somit verschieden schwere Stahlkasten auf die Brückenkonstruktion gehoben, zusammengeschraubt und auf die Fachwerkträger montiert. Die beiden Schienen des Gleises kommen in Vertiefungen auf der Oberseite dieser Kasten in eine elastische Vergussmasse zu liegen, was die Übertragung von Vibrationen zu festen Brückenteilen reduziert. Die Wände der Stahlkasten sind stark genug, um einerseits Schwingungen darüber fahrender Züge zu dämpfen und andererseits nicht selber als Geräusch-verstärkender Resonanzkasten – wie etwa bei einer Geige – zu wirken. Die Fachleute erhoffen sich so eine merkliche Lärmreduktion. Die Kasten sind 55 Zentimeter hoch und beeinträchtigen das Gesamtbild nicht merklich. Wie bei Bahnbauten üblich, erwarten die Ingenieure und Konstrukteure eine Lebensdauer von weiteren 100 Jahren ohne grosse Sanierungen. Allerdings, so die Planer, wird der Unterhalt der alten Brückenteile auf die Dauer teurer sein als bei einer ganzheitlichen Neukonstruktion. Über vier Millionen Gemäss Kostenvoranschlag verschlingt die Brückensanierung insgesamt 4,13 Mio Franken. Für den Viadukt selber sind 2,65 Mio vorgesehen, also für Baumeisterarbeiten, Korrosionsschutz und neue Stahlelemente. Der Rest verteilt sich auf den Gleis- und Fahrleitungsneubau, Anpassung der Sicherungsanlagen, Honorare, Unvorhergesehenes – und die Bahnersatzbusse. Denn in der verkehrsschwachen Zeit nach Ostern – vom 26. April bis 11. Mai – wird der Zugsbetrieb zwischen Zweisimmen und Château-d'Oex eingestellt. Währenddessen werden nebst am Gstaader Viadukt auch Sanierungsarbeiten am Viadukt Flendruz durchgeführt. Guido Lauper www.goldenpass.ch >
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