Organspende in der SchweizVerwirrung um neues Register
Für die Neuregelung der Organspende will der Bund ein sicheres Register schaffen. Dazu ist eine elektronische Identifikation nötig, was aber manche von einem Eintrag im Register abhalten könnte.

Die Bundeskanzlei hat noch nicht einmal bestätigt, dass das Referendum gegen die neue Organspenderegelung zustande gekommen ist, da eröffnet Gesundheitsminister Alain Berset am Dienstag bereits den Abstimmungskampf zur umstrittenen Revision des Transplantationsgesetzes. Künftig sollen alle als potenzielle Organspender gelten, die das nicht mit einer Willenserklärung ausgeschlossen haben. Ziel ist es, mehr Organspenden zu generieren. Grosse Bedeutung kommt bei dieser erweiterten Widerspruchslösung dem Organspenderegister zu.
Bisher wurde in einem von Swisstransplant geführten Register die Bereitschaft zur Organspende dokumentiert. Allerdings geriet dieses Register vor einigen Wochen wegen gravierender Sicherheitslücken in die Schlagzeilen. Deshalb will der Bund nun mit der Widerspruchslösung ein neues, vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) beaufsichtigtes Register einrichten.
Gemäss Aussagen von BAG-Direktorin Anne Lévy wird der Zugang zum neuen Register über die E-ID erfolgen, also mit einer digitalen Identität. Allerdings wird nach dem Scheitern der E-ID in der Referendumsabstimmung vom März 2021 eine solche digitale Identitätskarte nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen. Berset ergänzte vor den Medien am Dienstag, eine Registrierung werde wie bei bereits existierenden Plattformen mit Gesundheitsdaten auch anders möglich sein. Eine solche Plattform ist das elektronische Patientendossier. Wer dieses eröffnen will, muss jedoch ebenfalls eine anerkannte elektronische Identität haben.
Ein hoher Aufwand zur Registrierung könnte dazu führen, dass manche Einwohnerinnen und Einwohner ihren Willen nicht entsprechend festhalten. Wo kein Wille festgehalten sei, werde die Konsultation der Angehörigen entscheidend sein, sagt Berset. Hat jemand gegenüber seinen Angehörigen aber nie über seine Haltung zur Organspende gesprochen, sollen die Nächsten den mutmasslichen Willen des Betreffenden wiedergeben.
Die Gegner der Widerspruchslösung kritisieren, dass ein Teil der Bevölkerung nicht in der Lage sein werde, den Willen betreffend Organspende festzuhalten, etwa wegen mangelnder Sprachkenntnisse. Zudem wollten sich nicht alle mit dem Sterben befassen. Es sei zweifelhaft, ob es mit der erweiterten Widerspruchslösung tatsächlich mehr Organspenden gebe.
Markus Brotschi ist Bundeshausredaktor von Tamedia, Schwerpunkt seiner Berichterstattung ist die Sozial- und Gesundheitspolitik. Er arbeitet seit 1994 als Journalist und Redaktor.
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