Verschobene Prioritäten
Gewehrschütze Simon Beyeler nimmt im südkoreanischen Changwon letztmals in seiner Karriere an einer WM teil. Der Schwarzenburger hat aufwühlende Monate hinter sich.

Er weilte in Mexiko, weit weg von zu Hause. Doch als dieser Anruf kam im März, da wünschte er, sich ins Schwarzenburgerland beamen zu können. Seine Gattin war am Telefon, es ging ihr nicht gut, und sie erzählte, sie werde sich ins Spital einweisen lassen. Eine Schwangerschaftsvergiftung war diagnostiziert worden, Mutter wie Kind befanden sich in kritischem Zustand.
So liess Beyeler während der Weltcupbewerbe alles stehen und liegen, reiste sofort zurück in die Schweiz. Nach 30 Stunden kam er daheim an; Söhnchen Dario kam in der 26. Schwangerschaftswoche zur Welt, gut drei Monate zu früh. Er wog gerade mal 600 Gramm (Durchschnittsbaby: 3400 Gramm). Der Bub hat überlebt, ist bald halbjährig, und man versteht Gewehrschütze Beyeler, wenn er erzählt, eine intensive Zeit hinter sich zu haben.
Der Sport wurde zweitrangig
Das Schiessen, es geriet natürlich in den Hintergrund im Verlauf der vergangenen Monate. Beyeler trainierte selten und sagte Wettkämpfe ab, die Familie genoss Priorität. Den Kopf hätte er ohnehin nicht bei der Sache gehabt, was sich mit einer Hochkonzentrationssportart nicht vereinbaren lässt. Die Flinte ins Korn aber warf Beyeler nicht. Im Sommer stieg er mit reduziertem Pensum wieder ein und erfüllte gar die Limite für die Weltmeisterschaften im südkoreanischen Changwon, welche am Sonntag eröffnet wurden und bis Mitte Monat dauern.
Der Kleinkaliberschütze (50-Meter-Distanz) stand in der Nacht auf Dienstag erstmals im Einsatz, allzu viel erwartet er in den nächsten Tagen nicht. «Mir fehlen viele Trainingstage. Aber immerhin kann ich unbeschwert antreten.» Beyeler (36) will sich anständig von der WM-Bühne verabschieden – in vier Jahren wird er bestimmt nicht mehr dabei sein.
Ärgerliche Terminkollision
In Südkorea wird mit Gewehr und Pistole über 10, 25, 50 und 300 Meter geschossen, die Vorgabe für die Schweizer Delegation lautet vier Medaillengewinne sowie die Sicherung eines Quotenplatzes für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Neben dem zweifachen Olympiateilnehmer Simon Beyeler nehmen aus dem Bernbiet auch seine Schwester Irene sowie Vanessa Hofstetter an der WM teil.
Siebzehn weitere Schweizer sind zugegen – was wiederum den Verantwortlichen der Thuner Anlage Guntelsey nicht in die Karten spielt. Parallel zu den Welttitelkämpfen finden derzeit die nationalen Meisterschaften (bis 9. September) statt, die helvetische Elite fehlt im Oberland zu grossen Teilen. Hört man sich bei den Athleten um, ist das Unverständnis über die Terminkollision spürbar. Von offizieller Seite her heisst es, die Schweizer Meisterschaften würden traditionell in der ersten Septemberwoche ausgetragen, organisatorisch sei ein Abtausch kaum möglich. Was erstaunt, ist die Überschneidung doch seit geraumer Zeit bekannt.
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