Verbeugung vor der erhabenen Natur
Tjeerd Coehoorn präsentiert im Ortsmuseum Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen. Die Werke des gebürtigen Holländers zeigen Impressionen zwischen Meer und Alpengipfeln.

«Um sechs Uhr morgens war es noch dunkel», beginnt Tjeerd Coehoorn seine Erzählung von einem Erlebnis auf der Insel Kirr an der deutschen Ostseeküste. «Als es etwas heller wurde, erhob sich eine ganze Kranichfamilie, stieg in die Höhe, nahm ihre spezifische Formation ein, bei der die älteren Weibchen die Spitze bilden, und flog gegen den Morgenhimmel davon.»
Coehoorn hatte seine Kamera dabei und machte Bilder, die schliesslich den Ausgangspunkt für eines seiner Gemälde bildeten, die im Ortsmuseum Wattenwil vom 2. September bis zum 11. November ausgestellt sind.
Vögel über Vögel
Der Kranich ist der Lieblingsvogel von Tjeerd Coehoorn. In der Dichtung steht er symbolisch für das Erhabene der Natur, und folgerichtig hat der Maler auch andere Vögel gemalt, etwa den eleganten Löffler mit seinem auffälligen Schnabel, den geheimnisvollen Uhu, den edlen Silberreiher und die unspektakuläre Thunersee-Entenmutter mit ihrem Nachwuchs.
Ewig lockt das Meer
Doch nicht nur Tiere machen die Natur aus – da gibt es Blumen, Bäume, Wiesen, Seen, Berge und natürlich das Meer, Sehnsucht der Binnenlandbewohner und Heimatmetapher der Küstenvölker. «Das Meer ist mir sehr wichtig», betont der Heimweh-Holländer Coehoorn denn auch. Im Ortsmuseum zeigt er Impressionen von den Ostseeinseln Rügen, Usedom und Kirr ebenso wie vom Wasser des Thunersees und der Gürbe, eines Schlossteichs in Lettland und – in gefrorener Form – eines Kanals in Holland.

Ein weiteres wichtiges Motiv von Tjeerd Coehoorn ist das Reich der Blüten. In grossformatigen Werken festgehalten ist beispielsweise eine Tulpe, die Nationalblume Hollands und wichtiges Exportprodukt. Doch zwischen Coehoorn und Tulipa gab es keine Liebe auf den ersten Blick. Es dauerte einige Zeit, bis der Maler den Reiz dieser Liliengewächse zu schätzen wusste. In den Blumenbildern wird der Einfluss von Claude Monet, Coehoorns Lieblingsmaler, sichtbar, aber auch jener von Vincent van Gogh.
Bilder zu Kindergeschichten
Die Ausstellung im Ortsmuseum Wattenwil zeigt die grosse technische Bandbreite, über die Tjeerd Coehoorn verfügt. Neben den Ölbildern auf Leinwänden und Faserplatten gehören filigrane Tuschzeichnungen und Aquarelle zu seinen Gestaltungsmitteln. Auch thematisch hat er mehr zu bieten als die Natur in ihren verschiedenen Formen und Schattierungen. Da finden sich alte Wattenwiler Häuser, die zum Teil nicht mehr existieren, ebenso wie moderne Windräder und Illustrationen für Kinderbücher.
«Als meine Tochter noch klein war, erzählte ich ihr vor dem Einschlafen jeweils Geschichten, die ich aus dem Stegreif erfand», blickt Coehoorn einige Jahrzehnte zurück. «Irgendwann begann ich, die Handlung grafisch umzusetzen. Neben seinen Werken sind im Ortsmuseum Wattenwil auch einige kleinere Skulpturen seines Ateliernachbarn Nikolaus Kümmel zu sehen.
Ausstellung: Tjeerd Coehoorn im Ortsmuseum Wattenwil: 2. September bis 11. November, geöffnet jeweils am Sonntag 14 bis 17 Uhr. www.museum-wattenwil.ch
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