Velos im Taschenformat
Faltvelos kann man überall hineinnehmen und fast überall verstauen. Die Marke Brompton umweht zudem ein gewisser Kult. Am autofreien Sonntag trifft sich die Szene zur Schweizer Meisterschaft.

Der Start ist bei einem Radrennen in der Regel nicht besonders spektakulär. Es sei denn, er erfolgt im Le-Mans-Stil, benannt nach dem Autorennen, bei dem die Fahrer bis vor rund 50 Jahren zu Fuss zu ihrem Wagen sprinten mussten, ehe sie damit losdonnerten.
Ende Woche kommt es am autofreien Sonntag in Bern zu einer verschärften Le-Mans-Variante: Die Teilnehmer der Brompton-Schweizer-Meisterschaft müssen am Start zu ihrem Velo rennen – losfahren können sie aber erst, nachdem sie dieses aufgefaltet haben. Das dauert allerdings bloss einige Sekunden: Zwei, drei Handgriffe, zwei, drei Schrauben fixiert, los gehts.
Auffällig wird auch die Kleidung der Fahrerinnen und Fahrer sein, von denen nicht alle mit heiligem Ernst mitfahren: Im Kleid die Damen, mit Hemd, Jacket und Schlips die Herren.
«Vielen Brompton-Fahrern sieht man ihre Affinität für Britisches ein bisschen an», sagt Michel Bernhard. Er ist OK-Mitglied beim Rennen am Sonntag und als Angestellter des Velokurierladens einer von drei Brompton-Händlern in der Region Bern. Und er fährt selber eines der Faltvelos, die seit über 40 Jahren in London in Handarbeit hergestellt werden.
Sieger fährt nach London
Die meisten nutzen ihr Brompton aber ohne den Anspruch, dabei an Sherlock Holmes oder Margaret Thatcher zu erinnern – sondern, weil ihnen das Velo gefällt und weil es praktisch ist. Entstanden sei die Idee faltbarer Velos in Grossstädten, sagt Bernhard, wo der Platz so knapp sei wie die Diebstahlgefahr gross. «In Hongkong etwa ist es praktisch, ein Velo unter dem Küchentisch verstauen zu können.»

Den gleichen Effekt nutzten Pendler, die ihr Velo im Zug wie eine Aktentasche mitführen, Firmen, die ihr Aussendienstpersonal vor Staus und Parkplatzsuche bewahren wollen, oder Leute, die eine Auto- oder Hausbootfahrt auf zwei Rädern ergänzen möchten. «Immer öfter wird es einfach als normales Alltagsvelo eingesetzt», sagt Bernhard und erwähnt einen weiteren Vorzug: Weil sich vorne eine grosse Tasche befestigen lasse, tauge das Faltvelo auch beim Wocheneinkauf oder auf Reisen.
Das Rennen am Sonntag ist eher der Kategorie Sprint zuzuordnen: Mit Start um 15.30 Uhr führt es vom Helvetiaplatz aus dreimal über eine Runde von gut drei Kilometern. Die Renndistanz von 10 Kilometern ist wie die Kleidung eine Vorgabe aus London.
Schliesslich qualifiziert sich der Sieger für die Brompton-WM 2019 in der englischen Hauptstadt – sofern er in der Schweiz angemeldet ist; starten darf am Sonntag nämlich jedermann, und unter den 200 erwarteten Teilnehmern wird es rund 30 aus halb Europa, aus Korea und den USA haben. «So wie es Leute und Firmen gibt, die Brompton-Zubehör erfinden und auf Instagram zeigen, so gibt es jene, die auf der ganzen Welt den Brompton-Rennen nachreisen.»
Meet the CEO
Die Brompton-Schweizer-Meisterschaft fand schon 2017 in Bern statt, und auch damals am autofreien Sonntag. «Weil ohnehin ein Perimeter gesperrt ist, brauchen wir keine speziellen Bewilligungen, was die ganze Organisation sehr viel einfacher macht», sagt Bernhard. Zudem profitieren alle, die zum Programm beitragen, vom Publikum, das die anderen anzieht. «Und alle Aktivitäten haben automatisch ein grosses Rahmenprogramm.»
Ein Teil der Brompton-Szene wird sich bereits am Samstag treffen: Es steht eine Stadtrundfahrt an, für die auch Brompton-Chef Will Butler-Adams aus England anreist. Danach wird dieser auf einem Podium im Hotel The Bristol zu sehen sein, dem Hotel an der Schauplatzgasse, das seit seiner Wiedereröffnung Anfang Jahr auf «very British» macht. Natürlich: Für Gäste, die Bern mit dem Velo entdecken möchten, stehen im Bristol Brompton-Räder bereit.
Miet-Bromptons vor Ort erhältlich. Mehr Infos auf www.brompton.ch.
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