USA ziehen Botschaftspersonal aus Tunesien und dem Sudan ab
Die Ausschreitungen gegen ihre Botschaften in mehreren islamischen Ländern haben die USA zu raschem Handeln veranlasst. Aussenministerin Clinton arbeitet mit Hochdruck an einer diplomatischen Lösung der Verwerfungen.

Die USA wollen ihre diplomatischen Vertretungen in Tunesien und dem Sudan nicht länger einer Gefahr aussetzen. Sie ziehen alles nicht unbedingt erforderliche Personal per sofort ab. Auch Familienangehörige der Diplomaten sollten die Länder verlassen, ordnete das Aussenministerium gestern in Washington an. Es reagierte damit auf Ausschreitungen nach der Veröffentlichung eines islamfeindlichen Schmähvideos, bei denen in Libyen vier US-Diplomaten getötet wurden.
Bei Protesten vor der US-Botschaft in Tunis wurden am Freitag vier Demonstranten getötet und 49 verletzt. Das US-Aussenministerium gab eine Reisewarnung für Tunesien aus. US-Bürger sollten extrem vorsichtig sein und Demonstrationen meiden. Der Flughafen von Tunis sei geöffnet, alle US-Bürger wurden ermutigt, das Land per Flugzeug zu verlassen.
Heisser Draht bei Clinton
Auch in Khartum gab es Ausschreitungen, von denen auch die deutsche Botschaft betroffen war. Zum Schutz der US-Botschaft wollte die Regierung eine Elitetruppe der Marineinfanterie entsenden, wogegen die sudanesische Regierung jedoch Einspruch einlegte. Die Mission wurde daraufhin ausgesetzt, wie aus Regierungskreisen in Washington verlautete. Aussenamtssprecherin Victoria Nuland sagte, der Sudan habe zugesichert, die Botschaft wie in den Wiener Konventionen festgelegt zu schützen. Die US-Regierung beobachte die Lage genau, sagte Nuland.
US-Aussenministerin Hillary Clinton telefonierte gestern mit dem libyschen Ministerpräsidenten Mustafa Abushagur. Er habe sich zuversichtlich geäussert, dass die Angreifer zur Verantwortung gezogen würden, sagte Clintons Sprecherin Nuland. Ausserdem telefonierte Clinton mit dem Präsidenten von Somalia und den Aussenministern von Grossbritannien, Ägypten, Frankreich, Saudiarabien und der Türkei.
Google will Video nicht entfernen
Google lehnte unterdessen eine Bitte des Weissen Hauses ab, den islamfeindlichen Mohammed-Film von der Internetplattform Youtube zu entfernen. Der Zugang werde lediglich in einzelnen Ländern gesperrt, hiess es. Das Weisse Haus in Washington hatte am Freitag erklärt, es habe Youtube um eine Überprüfung gebeten, ob das Video gegen die Nutzungsbedingungen verstosse. Youtube erklärte daraufhin, das Video bewege sich eindeutig innerhalb der Richtlinien und werde daher nicht entfernt. Die Internetplattform gehört dem Konzern Google.
Der Zugang zu dem Video wurde in Libyen und Ägypten gesperrt. Youtube berief sich dabei auf «die sehr sensible Lage» in diesen beiden Staaten. Später sperrte Youtube den Zugang zu dem Schmähfilm auch in Indien und Indonesien. Die Regierungen dieser Länder hatten darauf hingewiesen, dass das Video gegen Gesetze verstosse.
Der mutmassliche Urheber des islamfeindlichen Films wurde gestern von Beamten der US-Behörde für Bewährungsstrafen vernommen. Ein Sprecher der Polizei von Los Angeles erklärte, die halbstündige Befragung des 55-jährigen Nakoula Basseley Nakoula habe in der Polizeiwache von dessen Heimatort Cerritos stattgefunden. Er sei freiwillig zur Wache gekommen.
Nakoula fünf Jahre auf Bewährung
Dabei hatte er sich zum Schutz vor den Kameras der zahlreichen Medienvertreter, die sein Haus belagerten, mit Hut, Schal und Brille vermummt. Nakoula steht derzeit nach einer Verurteilung wegen Bankbetrugs fünf Jahre unter Bewährung. Er darf demnach weder Computer noch das Internet nutzen oder unter falschem Namen auftreten. Wie schon am Freitag bekannt wurde, wird derzeit überprüft, ob er gegen Auflagen verstossen hat. Sollte dies der Fall sein, müsste Nakoula wohl ins Gefängnis.
dapd/rbi
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