40 tote Zivilisten bei GefechtenUSA werfen Taliban mögliche Kriegsverbrechen in Afghanistan vor
Beim Vormarsch der militanten Islamisten soll es zu Massakern an Zivilisten gekommen sein. Beim Kampf um die Stadt Laschkargah sind mindestens 40 Einwohner getötet worden.

Die Gefechte um die südafghanische Provinzhauptstadt Laschkargah fordern immer mehr zivile Opfer. Binnen 24 Stunden seien in der Stadt mindestens 40 Zivilisten getötet und 118 verletzt worden, teilte die UNO-Mission in Afghanistan (Unama) am Dienstag auf Twitter mit. Sie rief zu einem sofortigen Ende der Kämpfe in städtischen Gebieten auf.
Die USA haben die Taliban beschuldigt, mögliche Kriegsverbrechen in von ihnen kürzlich eroberten Gebieten begangen zu haben. Im Bezirk Spin Boldak der Provinz Kandahar im Süden von Afghanistan hätten Taliban-Kämpfer Dutzende Zivilisten aus Rache massakriert, hiess es in einem am Montag von der US-Botschaft veröffentlichten Tweet. Diese Morde könnten Kriegsverbrechen darstellen, daher müssten die verantwortlichen Taliban-Kämpfer oder Taliban-Kommandeure zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Taliban-Führung müsse für die Verbrechen ihrer Kämpfer verantwortlich gemacht werden, hiess es weiter. «Wenn Sie Ihre Kämpfer jetzt nicht kontrollieren können, haben Sie später nichts in der Regierung zu suchen.»
Die Taliban wiesen die Vorwürfe kategorisch zurück und bezeichneten sie als Propaganda des Feindes. Den Islamisten zufolge wurden zwei Menschen in Spin Boldak in einer persönlichen Fehde getötet. Man bemühe sich, die Täter festzunehmen und den Fall zu untersuchen.
Ein Vertreter des Provinzspitals in Herat sagte, binnen sechs Tagen seien 24 Tote und fast 200 Verletzte eingeliefert worden, ein Teil davon Sicherheitskräfte. In Kandahar seien binnen zehn Tagen 28 Zivilisten getötet und 191 verletzt worden, sagte ein lokaler Behördenvertreter. Einem Spital in Laschkargah zufolge wurden binnen vier Tagen 14 Tote und 64 Verletzte eingeliefert.

Die UNO hatte im Mai und Juni Rekordwerte verwundeter und getöteter Zivilisten dokumentiert und davor gewarnt, dass 2021 zum Jahr mit der höchsten Zahl an zivilen Opfern werden könnte.
Brutaler Mord vor der Haustüre
In der Stadt Jalalabad im Osten des Landes wurde ein ehemaliger Übersetzer des US-Militärs getötet. Der Mann, der zuletzt den Provinzrat von Nangarhar in juristischen Fragen beriet, sei am Montag vor seinem Haus von zwei Unbekannten erschossen worden, teilten lokale Behördenvertreter am Dienstag mit.
Dem gut vernetzten Journalisten Bilal Sarwari zufolge hatte der Vater von vier Kindern versucht, in die USA zu übersiedeln. Die USA nehmen aktuell Zehntausende ehemalige Mitarbeiter des US-Militärs und anderer amerikanischer Einrichtungen mit ihren Familienmitgliedern aus Sorge vor Racheakten der Taliban auf.
AFP/SDA/fal
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