USA und Pakistan suchen den Neuanfang
Die Kommando-Aktion gegen Osama bin Laden hat das Verhältnis der USA zu Pakistan arg strapaziert. Mir einer Vereinbarung bemühen sich die strategischen Partner um Schadensbegrenzung.

Pakistan und die USA wollen bei zukünftigen Aktionen gegen «hochrangige Ziele» in Pakistan zusammenarbeiten. Die gemeinsame Erklärung beider Länder wurde am Montag im Anschluss an einen Besuch des US-Senators und Vorsitzenden des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des Senats, John Kerry, in Islamabad veröffentlicht.
Kerry reiste gestern als erster hochrangiger US-Politiker seit dem Angriff auf bin Ladens Anwesen nach Pakistan. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern haben durch den US-Kommandoeinsatz, bei dem am 2. Mai Top-Terrorist Osama bin Laden in Pakistan getötet wurde, Schaden genommen. Aus US-Kreisen hiess es, die pakistanischen Stellen seien aus Angst vor Verrat nicht vorab über die Aktion informiert worden.
US-Politiker fordern Ende der Finanzhilfe
Vor den Gesprächen übergab Kerry dem pakistanischen Armeechef Asfhaq Parvez Kayani eine Liste mit Forderungen der USA. Ein Regierungssprecher erklärte, die Liste stehe im Zusammenhang mit Verdachtsmomenten der USA, wonach Pakistan Extremisten Unterschlupf gewähre.
In Washington lasse die Geduld mit Pakistan immer mehr nach, sagte Kerry am Sonntag. Viele Abgeordnete im US-Kongress würden ein Ende der Finanzhilfe für Islamabad einfordern.
USA brauchen Pakistan
Gleichzeitig sind sich die USA aber über die Risiken im Klaren, die aus einem möglichen Bruch mit der Atommacht einhergehen könnten. Die Unterstützung des Landes wird als unumgänglich für die Beendigung des Afghanistan-Einsatzes und ein Vorgehen gegen Aufständische in der gesamten Region angesehen.
Am Sonntag telefonierte US-Aussenministerin Hillary Clinton mit dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari, um die Folgen der US-Operation zu besprechen, wie Zardaris Büro mitteilte. Clinton hat stets die Notwendigkeit enger Beziehungen mit Islamabad betont und erklärt, dass es keine Beweise gebe, wonach die pakistanische Armee- oder Regierungsspitze über den Aufenthaltsort bin Ladens Bescheid wusste.
Unmut in Islamabad
Welche Positionen die militärische und politische Führung in Islamabad am Montag gegenüber Kerry einnimmt - er ist bekanntermassen ein Freund Pakistans -, könnte die Zukunft der Beziehungen zwischen den beiden Ländern entscheidend beeinflussen.
Auch auf pakistanischer Seite ist der Unmut gross. Armeechef Kayani teilte Kerry mit, seine Soldaten hätten «intensive Gefühle» im Bezug auf den Angriff auf das Bin-Laden-Anwesen am 2. Mai und bezog sich dabei offensichtlich auf den Ärger darüber, dass Islamabad nicht über die Militäroperation auf seinem Staatsgebiet informiert worden sei.
Auch Taliban-Führer in Pakistan vermutet
Das Parlament in Islamabad warnte in einer Resolution vom Samstag vor den Folgen weiterer US-Einsätze auf pakistanischem Boden. Gleichzeitig drohten die Abgeordneten auch, Transportfahrten der USA und der NATO auf der Landroute nach Afghanistan zu verbieten, sollten diese Angriffe nicht aufhören.
Washington hat Islamabad immer wieder gedrängt, hart gegen afghanische Taliban-Kämpfer auf pakistanischem Staatsgebiet vorzugehen. Der Anführer der afghanischen Aufständischen, Mullah Omar, soll sich in der pakistanischen Provinz Baluchistan aufhalten. Seit dem Tod bin Ladens haben sich die Anschuldigungen, Islamabad gewähre Omar Unterschlupf, weiter verstärkt.
(Nahal Toosi ist Korrespondent der AP)
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