USA nutzen Machtvakuum für Drohnenattacken aus
Im Jemen herrscht Chaos. Seit sich Saleh in Saudiarabien befindet, herrschen in dem Land unklare Machtverhältnisse. Die USA machen sich das zu nutzen und verstärken ihre Drohnenangriffe auf Terroristen.

Einem Zeitungsbericht der «New York Times» zufolge haben die USA ihre verdeckten Drohnenangriffe gegen mutmassliche Extremisten im Jemen verstärkt. Bei einem Luftangriff am vergangenen Freitag wurde dabei der Terrorist Abu Ali al-Harithi, ein Mitglied der mittleren Führungsebene von al-Qaida im Jemen, getötet.
Der meistgesuchte jemenitische Al-Qaida-Führer im Jemen, Anwar al-Awlaki, war bei einem Angriff am 3. Mai nur knapp verfehlt worden, wie es im Bericht heisst. Al-Awlaki gilt als wichtiges Ziel der US-Streitkräfte, weil er in Internet-Predigten auch Muslime im Westen zu Anschlägen gegen die USA aufruft.
Die Offensive der USA ist in den vergangenen Wochen intensiviert worden, weil die jemenitischen Truppen, die im Süden des Landes gegen Al-Qaida-Extremisten gekämpft hatten, in die Hauptstadt Sanaa zurückbeordert worden sind. Dort tobt ein Kampf zwischen Regierungskräften von Präsident Ali Abdullah Saleh und Kämpfern um den Stammesführer Sadek al-Ahmar. Saleh befindet sich gegenwärtig in Saudiarabien, nachdem er bei einem Angriff auf den Präsidentenpalast in Sanaa am 3. Juni schwere Verletzungen erlitten hatte.
Salehs Kampf gegen al-Qaida
Jemens scheidender Präsident gilt als Verbündeter der USA im Kampf gegen den militanten islamischen Extremismus. Auf Druck der USA hatte Saleh Ende 2009 seine Aktivitäten gegen al-Qaida intensiviert, nachdem sich die Organisation zu einem gescheiterten Attentat auf ein Passagierflugzeug in Detroit bekannt hatte. Bis zu 10'000 jemenitische Soldaten sollen zeitweise in den Kampf gegen al-Qaida im Jemen involviert gewesen sein. Die Grösse der Terrororganisation wird ihrerseits auf 300 Kämpfer geschätzt, die sich mehrheitlich in der unzugänglichen Bergwelt im Südjemen versteckt halten sollen.
Wie stark sich die USA am Kampf gegen al-Qaida im Jemen beteiligen, wird von der US-Regierung nicht offen dargelegt. Saleh hatte die Vereinigten Staaten im Jahr 2009 autorisiert, Militärschläge gegen al-Qaida durchzuführen. Angesichts der zu erwartenden zivilen Opfer begab er sich damit jedoch auf eine innenpolitische Gratwanderung. Gegenüber der jemenitischen Öffentlichkeit wurde stets beteuert, dass nicht die USA, sondern das jemenitische Militär für sämtliche Operationen gegen al-Qaida verantwortlich sei.
Risiken für den Ruf der USA
Den amerikanischen Geheimdiensten gilt Jemens Ableger von al-Qaida als grösste unmittelbare Terrordrohung. Angesichts des gegenwärtigen Chaos im Golfstaat fürchten die USA nun, al-Qaida könnte den freigewordenen Raum für eine Ausweitung ihrer Macht ausnutzen. Gemäss «New York Times» hat der amerikanische Botschafter im Jemen, Gerald M. Feierstein, bereits den Kontakt zur jemenitischen Opposition gesucht und von ihr grünes Licht zur Fortführung der Operationen gegen al-Qaida erhalten.
Doch das Vorgehen der USA ist nicht ohne Risiken, wie aus Geheimdienstkreisen zu vernehmen ist. Denn für seine Angriffe auf die Terroristen sei das US-Militär auf Informationen des saudischen Geheimdienstes sowie auf lokale Hinweise angewiesen. Im gegenwärtigen Konflikt sei die Gefahr gross, dass Regierung oder Opposition die USA dazu anstiften, Angriffe auf die rivalisierende Fraktion anstatt auf terroristische Ziele zu fliegen. Kämen bei militärischen Angriffen auch Zivilisten ums Leben, so seien die Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus eher kontraproduktiv, sagt der Jemen-Experte Christopher Boucek in der «New York Times».
Über die tatsächliche Stärke von al-Qaida und ihre Teilnahme in der aktuellen Auseinandersetzung herrscht eine gewisse Unklarheit. Die Regierung von Ali Abdullah Saleh warnte in jüngster Vergangenheit öfters vor der Gefahr, die von al-Qaida ausgehe. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums haben Regierungstruppen erst gestern zwölf mutmassliche Mitglieder der al-Qaida getötet. Die Soldaten hätten sich beim Vorrücken auf die Stadt Sinjibar, die vergangene Woche von Aufständischen eingenommen wurde, Feuergefechte mit den Extremisten geliefert.
dapd/ssc
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