US-Tech-Riesen treiben die Börse von einem Rekord zum nächsten
Seit der Finanzkrise haben sich die US-Technologiewerte an der Börse vervierfacht. Einige Investoren wetten bereits auf das Platzen einer Blase.

Jeden Tag ein neuer Rekordhöchststand – das zeigt die Technologiebörse der USA gemessen am sogenannten Nasdaq-Index. Aktuell liegt dieser bei 8110 Punkten. Noch Anfang Jahr lag er bei 7007 Punkten. Damit hat der Index seither um 16 Prozent zugelegt. Seit dem Tiefpunkt nach der Finanzkrise ist er sogar um fast 500 Prozent angestiegen.
Getrieben wird der Index von den grössten in ihm enthaltenen Firmen Apple, Amazon, Microsoft, Google (unter dem Namen der Mutter Alphabet) und Facebook. Sie dominieren angesichts ihrer Marktkapitalisierung den Nasdaq zu fast der Hälfte. Mit Ausnahme von Facebook haben die Aktien all dieser Firmen in jüngster Zeit deutlich zugelegt.
Ausdruck von Marktmacht
Ihre Börsenentwicklung widerspiegelt einerseits die zunehmende Macht auf den Märkten, die sie weltweit immer mehr einnehmen. Ihre Produkte und Dienstleistungen werden von der gesamten Weltbevölkerung genutzt und sind kaum mehr wegzudenken. Konkurrenten können ihnen kaum mehr Einfluss streitig machen. Apple hat jüngst bereits damit Schlagzeilen gemacht, einen Börsenwert von einer Billion Dollar erreicht zu haben. Amazon wird bald folgen, das Unternehmen liegt bereits beim Wert von 975 Milliarden Dollar. Bei Google und Microsoft liegt diese Summe je höher als 850 Milliarden Dollar. Facebook bringt es auf 508 Milliarden. Zum Vergleich: Das grösste Schweizer Unternehmen Nestlé mit weltweit 323'000 Mitarbeitern bringt es umgerechnet mit 255 Milliarden Dollar etwa auf die Hälfte davon, beziehungsweise auf ein Viertel der Kapitalisierung von Apple.

An electronic screen displays the Apple Inc. logo on the exterior of the Nasdaq Market Site following the close of the day's trading session in New York City, New York, U.S., August 2, 2018. REUTERS/Mike Segar
Es gibt aber weitere Faktoren, von denen nicht nur die Tech-Giganten alleine profitieren, die für höhere Kurse sorgen: Zum einen ist das die Gewinnentwicklung. Vor allem die Steuersenkungen durch die Trump-Administration hatten laut Daten des US-Handelsministeriums vom Donnerstag die Steuerkosten der amerikanischen Firmen um 33 Prozent reduziert. Das sind aufs Jahr gerechnet 100 Milliarden Dollar tiefere Kosten. Das hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass die Gewinne der US-Firmen allein im letzten Quartal im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 16,1 Prozent angestiegen sind. Einen solchen Zuwachs haben die US-Firmen seit sechs Jahren nicht mehr gesehen.
Die Geldpolitik hilft weiter
Der Technologie-Index Nasdaq ist deshalb nicht der einzige, der sich auf einem Höhenflug befindet. Das gilt für die gesamte amerikanische Börse, wie sich am breiten S-&-P-500-Index zeigt, der die grössten 500 Unternehmen der USA abbildet. Allerdings wird auch er von den gleichen Technologieunternehmen dominiert, wie der Nasdaq, aber ihr Anteil darin ist deutlich geringer.
Dass jüngst der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, erklärt hat, die US-Wirtschaft sei noch nicht in einer Phase der Überhitzung, hat die Börsianer beruhigt, weil die Aussage darauf hinweist, dass sich Powell nicht zu radikalen Zinsanhebungen hinreissen lässt. Aktuell werden im laufenden Jahr nur zwei weitere Zinserhöhungen um 0,25 Prozent auf ein Zielband von 2,25 bis 2,5 erwartet. Höhere Zinsen sind Gift für die Aktienmärkte, weil sie die Kosten für Investitionen erhöhen und weil dann künftig erwartete Unternehmensgewinne einen geringeren Gegenwartswert haben. Nachdem Präsident Trump nicht zuletzt aus Interesse an einer weiter boomenden Börse die Notenbank gedrängt hat, Zinserhöhungen zu unterlassen, bestand das Risiko, dass sie hier erst recht vorwärtsmacht, um ihre Unabhängigkeit unter Beweis zu stellen. Die extrem grosszügige Geldpolitik der Notenbank und die tiefen Zinsen sind der wichtigste Grund für die Kurssteigerungen seit der Finanzkrise.
Angst vor einer Blasenbildung
Der massive Kursanstieg über die letzten Wochen und Jahre weckt zunehmend die Sorge, dass hier eine Blase entstanden ist und sich die Börsenwerte mit fundamentalen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht mehr rechtfertigen lassen. Die gängigste Bewertung ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das die Aktienkurse zu den erwarteten Gewinnen je Aktie in Beziehung setzt. Mit 25 ist dieses Verhältnis für den breiten US-Aktienmarkt gemessen am S & P 500 zwar deutlich höher als der langfristige Mittelwert von 15,7, eine Extrembewertung deutet er aber nicht an. Noch stärker vom langfristigen Durchschnitt entfernt ist das vom Ökonomen Robert Shiller eingeführte geglättete Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE), das die Aktienkurse zum Mittelwert der inflationsbereinigten Unternehmensgewinne über die vergangenen zehn Jahre ins Verhältnis setzt. Der aktuelle Wert liegt hier für den S & P 500 bei 33,5 Punkten, der langfristige Durchschnitt liegt mit 16,6 Punkten aber nur bei der Hälfte.
Hinweise auf künftige Kurskorrekturen vor allem bei den Tech-Aktien liefern auch Daten zu den sogenannten Leerverkäufen – in der Händlersprache «Shorts» genannt. Damit sind Wetten auf fallende Kurs, meist durch Hedgefonds, gemeint. Dafür leihen sich diese Investoren Aktien aus und verkaufen sie in der Hoffnung, sie bei gesunkenen Kursen wieder zurückzukaufen. Das Risiko besteht hier allerdings in einem weiteren Anstieg der Kurse, da die Titel am Ende der Leihfrist dann zu höheren Kursen zurückgekauft werden müssen. Laut Bloomberg belaufen sich Leerverkäufe auf die Unternehmen Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Alphabet (Google) auf eine Summe von 37 Milliarden Dollar – das sind 42 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die meisten solcher Wetten sind mit einer Summe von 10 Milliarden Dollar auf einen Fall der Aktie von Amazon eingegangen worden.
Keine Aussage über die Schweizer Börse
Weder die hohen Bewertungen, noch die Leerverkäufe liefern allerdings ein verlässliches Signal dafür, dass es bald zu einem Einbruch der Technologie-Aktien kommt oder der US-Börse generell. Selbst Übertreibungen können lange anhalten, wie die Geschichte zeigt. Auch die Dotcom-Blase, die Anfang des neuen Jahrtausends platzte, hat sich in den 1990er-Jahren über mehrere Jahre gebildet.
Für die Schweizer Börse lässt sich aus der Entwicklung in den USA wenig ableiten. Der Schweizer Leitindex SMI hat zwar im Januar mit 9612 Punkten ebenfalls seinen höchsten je erreichten Wert erreicht. Doch aktuell liegt er nicht mehr viel höher als 9000 Punkte und damit sogar tiefer als beim letzten Höhenflug im Jahr 2007, als er bis auf 9531 Punkte kletterte. Der weniger erratische Verlauf der Schweizer Börse hat vor allem damit zu tun, dass hier sogenannt defensive Werte mit dem Nahrungsmittelmulti Nestlé und den Pharmakonzernen Roche und Novartis dominieren. Diese drei haben alleine einen Anteil am SMI von 57 Prozent. Defensiv bedeutet, dass die Gewinne dieser Unternehmen weniger schwanken als andere, weil der Bedarf an Nahrungsmitteln und Medikamenten nur unwesentlich vom Auf und Ab der Wirtschaftsentwicklung abhängt und ihre Entwicklung in weit ruhigeren Bahnen verläuft.
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