Uruguays Präsident verteidigt sein Marihuana-Experiment
Als weltweit erstes Land steht Uruguay kurz davor, Cannabis-Produkte zu legalisieren. Sollte das «Experiment» nicht die erwarteten Resultate zeitigen, will es Präsident José Mujica wieder rückgängig machen.

Uruguays Präsident will das historische Projekt der Marihuana-Legalisierung in seinem Land notfalls rückgängig machen, falls sich keine Erfolge im Kampf gegen Drogenkriminalität einstellen. «Wie bei jedem Experiment gibt es natürlich Risiken», sagte José Mujica in einem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.
«Wir müssen so weitsichtig sein, auch den Rückwärtsgang einzulegen, wenn es uns über den Kopf wächst. Wir sind keine Fanatiker.» Uruguay wird vermutlich in Kürze das weltweit erste Land sein, das den Anbau und Verkauf von Marihuana vollständig legalisiert und unter staatliche Aufsicht stellt.
Geschäft und Gewalt
Aus Sicht von Mujica sei der Kampf gegen die mächtige Drogenmafia mit den herkömmlichen Mitteln gescheitert: Jährlich koste die Gegenoffensive bis zu 80 Millionen Dollar (74 Millionen Franken), führe aber nur zur Beschlagnahmung von Rauschgift im Wert von vier bis fünf Millionen Dollar. Dies entspricht kaum mehr als einem Zehntel des Marktvolumens.
«Schon aus rein geschäftlicher Sicht wäre das ein Desaster», sagte Mujica. «Aus moralischer Sicht ist es aber noch viel schlimmer, weil die Gewalt viele unschuldige Menschen tötet.» Von der internationalen Gemeinschaft erhoffe er sich Unterstützung für den Testlauf, der schliesslich «im Interesse der ganzen Welt» sei: «Sie hat hier ein Labor, von dem sie lernen kann.»
40 Gramm Marihuana aus Apotheken
Das Abgeordnetenhaus hatte das umstrittene Gesetz vor einer Woche verabschiedet, der Senat dürfte ihm vermutlich ebenfalls zustimmen. Sollte es in Kraft treten, dürften sich in Uruguay ansässige Bürger in ein Register eintragen lassen und bis zu 40 Gramm Marihuana pro Monat in lizenzierten Apotheken kaufen oder selbst sechs Cannabis-Pflanzen kultivieren. Derzeit ist in Uruguay nur der Konsum von Marihuana, nicht aber dessen Verkauf erlaubt.
Während Mujica als vehementer Verfechter der Legalisierung auftritt, sind alle Oppositionsparteien und fast zwei Drittel der Bevölkerung dagegen. Sie fürchten vor allem eine Zunahme der Rauschgiftsüchtigen. Mujica bewirbt seinen Vorstoss hingegen als Offensive für Volksgesundheit.
«Wer sich nicht registriert und trotzdem konsumiert, muss mit härteren Strafen als bisher rechnen», versicherte der Präsident im Interview. «Am allermeisten» fürchte er sich aber vor neuen synthetischen Drogen. Diese seien nicht so einfach zu kontrollieren wie Cannabis-Topfpflanzen auf einem Balkon.
SDA/rub
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch