Ursula Haller sagt Thuner Politik Adieu - Gerangel um Nachfolge
Mit der BDP-Frau Ursula Haller tritt Ende Jahr eine markante Persönlichkeit von der Politbühne ab. Wer ihre Nachfolge in der Thuner Stadtregierung antritt, entscheiden die Wählerinnen und Wähler Ende November.
Ursula Haller (BDP) tritt Ende Jahr zurück. Wer auch immer Hallers Sitz erobert, wird in grosse Fussstapfen treten müssen. Die 65-jährige Haller prägte das politische Leben über Jahre nicht nur in Thun, sondern auch auf kantonaler und nationaler Ebene. Seit 1999 sass sie im Nationalrat - zunächst noch für die SVP, später dann für die BDP.
BDP-lerin der ersten Stunde
Dass sie als Mitglied der dissidenten Gruppe Bubenberg 2008 eine BDP-lerin der ersten Stunde war, nahmen ihr viele ehemalige SVP-Parteikollegen übel.
Haller hatte aus ihrem Herzen nie eine Mördergrube gemacht. Vergeblich engagierte sie sich für einen Kurswechsel innerhalb der vom Zürcher Flügel dominierten SVP. Sie hätte sich verleugnen müssen, wenn sie nicht gehandelt hätte, sagte Haller einmal über ihr Engagement bei der BDP.
Klassische Politkarriere
Die gebürtige Bernerin legte eine klassische Politkarriere aufs Parkett, mit Stationen auf allen Ebenen: 1985 Wahl ins Thuner Stadtparlament, 1990 Wahl ins Kantonsparlament und 1999 Wahl in den Nationalrat.
Seit 1999 ist Haller vollamtliche Gemeinderätin in Thun. Sie steht der Direktion Bildung, Sport und Kultur vor. Stadtpräsidentin war Haller allerdings nie. Sie habe die Hosen im Gemeinderat auch so angehabt, flachste man in Thun.
In die Nesseln gesetzt
Doch Haller agierte nicht immer klug. In die Nesseln setzte sich die Gemeinderätin etwa bei der Abstimmung zum neuen Thuner Fussballstadion oder bei einem geplanten Teilverkauf des städtischen Energieversorgers.
Eine böse Schlappe musste Haller 2007, damals noch bei der SVP, einstecken. Sie galt als Kronfavoritin für eine Ersatzwahl in die Berner Regierung, wurde aber bereits an der an der Nominationsversammlung der Berner Oberländer SVP-Sektion abgesägt. Statt auf das national bekannte Zugpferd aus Thun, setzten die Oberländer lieber auf zwei politische Nobodies aus dem eigenen Stall.
Volkstümlicher Thun-Fan
Trotz allem, die Thuner mochten die volkstümliche Politikerin immer gerne. Oft sah man sie am Samstag auf dem Thuner Wochenmarkt, hier ein Schwatz, da ein Schwatz - auch ausserhalb der Wahljahre.
Haller wurde nie müde, die Vorzüge der Region Thun zu preisen und sich über die Siege der heimischen Fussballer zu freuen. Und irgendwie nahm man ihr die Begeisterung ab. Mit ihrem Mann, der Familie und Freunden will Haller nun «den goldenen Herbst des Lebens geniessen», wie sie auf ihrer Internetseite schreibt.
Gerangel um Haller-Sitz
Ende November entscheiden die Thuner Wähler nun über Hallers Nachfolge. Ihre vier Gemeinderatskolleginnen und -kollegen, Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP), Roman Gimmel (SVP), Peter Siegenthaler (SP) und Marianne Dummermuth (SP), treten alle zur Wiederwahl an. Lanz ist einziger Kandidat fürs Stadtpräsidium.
Die BDP will Hallers Sitz verteidigen. Sie schickt den letztjährigen Stadtratspräsidenten Peter Aegerter ins Rennen, zusammen mit Vorstandsmitglied Daniela Huber-Notter und den beiden Stadträten Claude Schlapbach und Simon Werren.
Spitzenkandidat bei den Freisinnigen ist der 56-jährige Berufsoffizier Markus van Wijk. Zur Wahl stellen sich auch die beiden Stadtratsmitglieder Christine Buchs und Serge Lanz sowie Yvonne Meister, Mitglied der Geschäftsleitung der Thuner FDP.
Neben den beiden Bisherigen kandidiert bei der SVP auch Stadtrat Reto Schertenleib.
Die Fraktion der Mitte, bestehend aus CVP, EVP, EDU und GLP, hat ein Viererticket zusammengestellt mit CVP-Stadtrat Konrad Hädener, EDU-Stadtrat Manfred Locher, GLP-Stadtrat Andreas Kübli und der Thuner EVP-Parteipräsidentin Susanne Gygax.
Bei Rot-Grün steigen neben den beiden bisherigen SP-Gemeinderatsmitgliedern SP-Fraktionschefin Sandra Rupp sowie von den Grünen die Stadtratsmitglieder Andrea de Meuron, Thomas Hiltpold und Roman Gugger ins Rennen.
Für die 40 Sitze im Stadtparlament kandidieren 206 Personen, darunter die 40 Bisherigen. Auf den zehn Listen finden sich insgesamt 131 Männer und 75 Frauen.
SDA/cla
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