«Unternehmerischer, nicht politischer Entscheid»
Das AKW Mühleberg wird aus wirtschaftlichen Gründen vom Netz genommen. Bei den aktuell tiefen Strompreisen sei kein rentabler Betrieb möglich.
Der wichtigste Grund für die BKW, das AKW Mühleberg 2019 abzustellen, sind die tiefen Strompreise. Es handle sich deshalb «um einen unternehmerischen, nicht politischen Entscheid», sagte BKW-Chefin Suzanne Thoma vor den Medien in Bern.
Der BKW-Verwaltungsrat habe den Entscheid auf Antrag der Konzernleitung gefällt, sagte Thoma weiter. Der Entscheid sei getroffen worden, weil die wirtschaftlichen Chancen eines Langfristbetriebs die wirtschaftlichen Risiken nicht mehr rechtfertigten. Wann und ob sich die tiefen Strompreise wieder erholten, sei nicht abzusehen.
Urs Gasche, BKW-Verwaltungsratspräsident, spricht über die Auswirkungen des Entscheids. Video: Keystone
BKW-Verwaltungsratspräsident Urs Gasche nannte als zweitwichtigsten Grund für den Ausstieg ab 2019 dann aber politische Gründe. Mit verschiedenen kantonalen und nationalen Initiativen zur Begrenzung der Betriebsdauer von Kernkraftwerken bestehe ein «latentes Risiko einer ungeplanten Ausserbetriebnahme». Eine solche ungeplante Ausserbetriebnahme stelle wiederum ein grosses finanzielles Risiko dar.
Folgekosten als weiterer Grund
Als dritten Grund für die Ausserbetriebnahme nannte Gasche regulatorische Aspekte. Die Auflagen der Atomaufsicht ENSI hätte Kosten zur Folge gehabt, deren Amortisation in der Restlaufzeit des Kernkraftwerks Mühleberg nicht garantiert gewesen wäre.
Thoma und Gasche stellten den Atomausstieg der BKW per 2019 auch als Chance dar. Durch eine frühe Fokussierung auf den Atomausstieg werde die neue BKW-Strategie 2030 schneller und konsequenter umgesetzt. Die BKW hatte sie im März dieses Jahres vorgestellt. Gemäss dieser Strategie hätte die BKW ab 2022 aus der Atomenergie aussteigen und danach voll auf erneuerbare Energie setzen wollen.
Beide BKW-Spitzenleute sprachen von einem schwierigen Entscheid. Für sie persönlich sei der Entscheid schwierig, so Thoma, weil für die BKW ab 2019 drei Terawattstunden Strom pro Jahr wegfalle und der grösste Teil davon mit Strom aus ausländischen AKW oder fossilen Kraftwerken gedeckt werden müsse. Insofern sei das «nicht ein Schritt in Richtung Atomausstieg».
«Es gab keine Verhandlungen»
Laut der BKW-Spitze hat der bernische Energiekonzern den Entscheid, das AKW Mühleberg 2019 zu schliessen, absolut eigenständig getroffen. «Es gibt keine Verhandlungen mit dem ENSI», sagte Chefin Suzanne Thoma.
Ein Energiekonzern könne der Schweizer Atomaufsichtsbehörde aber Vorschläge technischer Natur machen. Gestützt auf diese Darlegungen entscheide dann das ENSI. Insofern bestehe eine Unsicherheit, dass das ENSI den BKW-Plänen fürs AKW Mühleberg zustimme, sagte BKW-Verwaltungsratspräsident Urs Gasche.
Weil die BKW aber jetzt nicht mehr - juristisch gesprochen - einen Langzeitbetrieb anstrebt, entfallen laut Gasche und Thoma gewisse Forderungen, welche das ENSI im Dezember des vergangenen Jahres aufstellte. So beispielsweise, die Zuganker, die den Risse aufweisenden Kernmantel stabilisieren, bis spätestens 2017 zu ersetzen.
Billigere Lösung für Notfall
Auch will die BKW jetzt nicht mehr eine Leitung von der Saane her zum AKW Mühleberg ziehen, um im absoluten Notfall von Aare-Kühlwasser unabhängig zu sein. Geplant ist eine billigere Verbesserung der Kühlwasserversorgung und eine Verbesserung der Brennelement-Lagerbeckenkühlung. Für ausserordentliche Nachrüstmassnahmen will die BKW 15 Millionen Franken aufwenden. Bisher hiess es, für die Sicherstellung des Langzeitbetriebs seien Investitionen für einen dreistelligen Millionenbetrag nötig.
Thoma und Gasche betonten am Mittwoch bei der Erklärung des Ausstiegsentscheids vor den Medien, das AKW Mühleberg erfülle alle Sicherheitsanforderungen. Es liege über dem gesetzlich geforderten Niveau.
SDA/dln
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