
«Der Berg kreisst und gebiert eine Maus.» Diese Redensart beschreibt treffend, was die Langnauer Politik am Montagabend beschlossen hat: dass man nämlich am künftigen Oberstufenzentrum nach dem Modell 3b unterrichten wird. Das zu wissen, ist schön und gut, der Beschluss war allerdings überfällig. Besagter Berg lag lange in den Geburtswehen, indem Lehrkräfte, Politikerinnen und Politiker sowie externe Fachleute endlos über dem idealen Unterricht der Zukunft brüteten. Viel Energie ging verloren, weil die einen ein besonders fortschrittliches Modell einführen, die anderen aber an Bewährtem festhalten wollten. Erst spät griff der Gemeinderat ein und brachte den Prozess mit einer strafferen Organisation wieder in Gang. Dank ihm ist die Zangengeburt überhaupt noch geglückt. Die Schulkommission hat wenig politisches Fingerspitzengefühl gezeigt. Obwohl sie wusste, dass das Parlament der Modellwahl zustimmen muss, und obwohl sich schon im März abzeichnete, dass es einen heterogenen Unterricht nicht absegnen würde, hielt sie bis am Schluss an eben dieser Lösung fest. Es müsste der Schulkommission zu denken geben, dass am gleichen Tag, an dem das Parlament endlich ein Schulmodell bestimmte, im Nachbardorf Trubschachen ein neues Oberstufenzentrum seinen Betrieb aufnahm. Obwohl dies dort erst die Fusion der Schulen Trub und Trubschachen vorausgesetzt hatte. Die Idee zu einem durchlässigen System wurde in den drei Gemeinden übrigens gleichzeitig gezeugt – vor bald fünf Jahren. Doch wer nicht bereit ist, Idealvorstellungen und politisch Machbares auszuloten, darf sich nicht wundern, wenn aus dem angestrebten grossen Wurf ein Winzling wird. Bleibt zu hoffen, dass in Langnau nun alle am gleichen Strick ziehen und das Oberstufenzentrum bald Schulreife erlangt. Denn ein bisschen Durchlässigkeit ist besser als gar keine – und stünde dem Oberemmentaler Zentrum längstens gut an.
Kommentar zum Langnauer Schulmodell – Unnachgiebig bis zuletzt
Hätte die Schulkommission Idealvorstellungen mit politisch Machbarem abgeglichen, wäre sie heute weiter in Sachen durchlässigem Unterricht.