Ungenügende Noten für Biotreibstoffe
Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt hat Treibstoffe unter die Lupe genommen, die aus Pflanzen gewonnen werden. Das Resultat ist ernüchternd.

Nur wenige Biotreibstoffe sind in der Gesamtbilanz umweltfreundlicher als Benzin. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Empa, des PSI und der Agroscope, die eine im Jahr 2007 durchgeführte Analyse zum gleichen Thema aktualisiert. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach den vermeintlich umweltfreundlichen Biotreibstoffen weltweit deutlich angestiegen, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) mitteilte.
Es wurden mehr sogenannte Energiepflanzen angebaut und neue Herstellungsmethoden für eine zweite Generation von Biotreibstoffen entwickelt. Doch auch die Methoden zu deren Umweltbeurteilung wurden verfeinert.
Schon 2007 kam eine Empa-Studie zum Schluss, dass Biotreibstoffe nicht unbedingt besser für die Umwelt sind als Benzin. Sie verursachen zwar im Vergleich über dreissig Prozent weniger Treibhausgase. Vor allem beim Anbau der Pflanzen fallen aber andere Umweltbelastungen an.
Im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) haben nun Forscher der Empa, der Agrarforschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) und des Paul Scherrer Instituts (PSI) die Umweltbilanzen zahlreicher Biotreibstoffe inklusive ihrer Produktionsketten neu erstellt. Sie haben dazu neuartige Energiepflanzen und Verarbeitungsprozesse einbezogen, sowie die Bewertungsmethodik auf den neuesten Stand gebracht.
Gut ist Biogas aus Abfall
Die Forscher kommen zum selben Schluss wie 2007: «Die meisten Biotreibstoffe verlagern lediglich die Umweltbelastungen», sagte Studienleiter Rainer Zah von der Empa gemäss der Mitteilung. «Es gibt weniger Treibhausgase, dafür mehr anbaubedingte Schäden an landwirtschaftlich genutzten Böden.»
Ein positives Beispiel sei Biogas aus Rest- oder Abfallstoffen. Es belastet - je nach Ausgangsmaterial - die Umwelt bis zur Hälfte weniger als Benzin.
Unter den Biotreibstoffen haben Ethanol-basierte Treibstoffe tendenziell eine bessere Ökobilanz als diejenigen auf Öl-Basis. Das Resultat hängt allerdings erheblich von der individuellen Herstellungsart und -technologie ab.
Problem Rodung
Die neue Studie liefert zudem bessere Schätzungen zu den Auswirkungen der Umwandlung natürlicher Flächen auf die Treibhausbilanz als jene von 2007. Sie zeigt zum Beispiel auf, dass Biotreibstoffe aus Rodungsflächen in der Regel mehr Treibhausgase ausstossen als fossile Treibstoffe.
Dies gilt auch für eine indirekte Landumwandlung, nämlich wenn bestehende Agrarflächen zwar erstmals für die Biotreibstoffproduktion verwendet werden, dafür aber neue Waldflächen für die Nahrungs- oder Futtermittelproduktion gerodet werden müssen.
Die Studie weist indes auch positive Effekte nach, zum Beispiel in Fällen, in denen der Energiepflanzenanbau den Kohlenstoffgehalt des Bodens erhöht hat. Das kann etwa durch den Anbau von Ölpalmen auf ungenutztem Weideland in Kolumbien oder durch Jatrophaplantagen in Indien und Ostafrika geschehen, wodurch verödetes Land wieder urbar gemacht wurde.
«Trotzdem kann man nicht generell von Jatropha als 'Wunderpflanze' sprechen, da deren Ökobilanz erheblich von der landwirtschaftlichen Praxis vor Ort und der vorherigen Nutzung des Landes abhängig ist», sagte Zah. Jeder neue Biotreibstoff müsse daher genau und separat unter die Lupe genommen werden.
Biotreibstoffe in der Schweiz steuerbefreit
Seit Juli 2008 sind Biotreibstoffe wie Biogas, Bioethanol und Biodiesel in der Schweiz von der Mineralölsteuer befreit. Sie müssen dafür ökologischen und sozialen Mindestanforderungen genügen, sowie eine positive ökologische Gesamtbilanz aufweisen. Der Bundesrat sprach sich Mitte September 2012 gegen eine weiterreichende Förderung der Biokraftstoffe aus.
SDA/kpn
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