Was geht? Die Ausgehtipps der WocheUnd zum Klimawandel singt er: «Die Welt wird knusprig»
Der König und die Königin der Kleinkunst werden gekürt, ein französischer Akkordeonist verströmt aristokratische Noblesse, und eine Schwedin kreiert filigrane Folk-Pop-Perlen.
Es lebe die Monarchie der Hofnarren: «Die Krönung»

Die Bernerin Nina Wägli tingelt als Dr. PönK seit Jahren durch Schweizer Spitäler und trainiert die Lachmuskeln der Kinder. Und in ihrem Kleinkunstprogramm «Verheddert» nimmt sie Abstimmungsvorlagen so gründlich auseinander, dass man schliesslich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Nina Wägli ist eine von sechzehn nationalen und internationalen Neuentdeckungen, die sich im Rahmen des 16. Kleinkunstfestivals «Die Krönung» zur Wahl stellen. Vergeben werden vom Publikum begehrte Titel wie Hofnärrin, Ritter, Prinzessin, Scharfrichter, Gräfin und natürlich Königin oder König der Kleinkunst. Pro Block treten an zwei Tagen vier Künstlerinnen und Künstler bzw. Gruppen auf. Im Anschluss geben die zum König oder zur Königin gekrönten Häupter in der Late-Night-Show nochmals ihr Bestes. Am Freitag wird der Slam-Poet Kilian Ziegler durch den Abend führen, am Samstag fungiert der unvergleichliche Christoph Simon (»Der Suboptimist») als Master of Ceremony. (lex)
Casino-Theater Burgdorf, Freitag, 10. März, 19 Uhr, und Samstag 11. März, 18 Uhr
Pracht, Schönheit und Vehemenz: Vincent Peirani
Selten sind die Künstlerinnen und Künstler, unter deren Händen irgendwie alles zu Pracht und Schönheit gedeiht. Der französische Akkordeonist Vincent Peirani hat gerade so einen Lauf. Seinen Alben, die er in hoher Kadenz über das Jazz-Label Act in die Welt sendet, ist eines gemein: Sie sind alle von einer himmeltraurigschönen Wehmut umschmeichelt. Und es ist eigentlich egal, in welcher Besetzung er zu Werke geht, ob – wie aktuell gerade – im Quartett mit Kora, Cello und Saxofon, ob im Trio mit dem Gitarristen Ulf Wakenius oder im Duo mit seinem Lieblingssaxofonisten Emile Parisien: Am Ende ist da immer schwerblütige, unorthodoxe und selig machende Jazzmusik. Nach Bern kommt der 43-jährige Franzose nun mit seinem bisher wildesten Projekt: Akkordeon, Gitarre und Schlagzeug ist die Besetzung. Jokers nennt sich die Band, und fast schon zornig ist die Musik, die dieses Trio anzettelt. Wäre da nicht Peiranis Akkordeon, das immer wieder Stossseufzer in diesen schweisstreibenden Jazz-Rock haucht. (ane)
Bee-Flat in der Progr-Turnhalle, Mittwoch, 15. März, 20.30 Uhr
Schwedische Poesie: Sophie Zelmani
Sophie Zelmani ist ein Paradoxon: Wie kann jemand so zurückhaltend singen, dass sie fast flüstert, und gleichzeitig eine solche Kraft entfalten? Vielleicht, weil die 51-Jährige damit komplett authentisch wirkt: Sie spielt wegen Schüchternheit nur wenige Konzerte, gibt kaum Interviews und lebt mit Mann und Tochter zurückgezogen auf einer schwedischen Insel. Seit über 25 Jahren kreiert die Schwedin mit einer beeindruckenden Regelmässigkeit Folk-Pop-Perlen, so filigran und ergreifend, dass sie sich wie Oasen in einer hektischen Welt anfühlen. Auf ihrem dreizehnten Album «The World Ain’t Pretty» hat sie ihr Erfolgsrezept beibehalten, sprenkelt aber – angefangen beim Titelsong – ab und zu auch eine Prise mehr Tempo in die Lieder. Ein Album zum Geniessen. (jek)
Mühle Hunziken, Montag, 13. März, 20 Uhr.
Wegweisendes: Joanna Mallwitz und das Berner Symphonieorchester

Bei der Uraufführung von Mahlers vierter Sinfonie 1901 reagierte das Publikum mit Befremden: Nach seinen vorherigen Sinfonien hatte man viel Pomp erwartet – Mahler aber wandte sich in der Vierten komplett ab vom romantischen Pathos. Was nur wenige Fans und Kritiker zu dieser Zeit realisierten: Der Komponist läutete mit seiner wegweisenden Vierten den Übergang in die Epoche der Neuen Musik ein. Heute zählt das Werk zu Mahlers meistgespielten Kompositionen. Das Berner Symphonieorchester spielt die Vierte diese Woche unter Joanna Mallwitz – einer weiteren aufstrebenden Gästin am Dirigierpult, die seit ihrem Auftritt als erste Dirigentin an den Salzburger Festspielen hoch gehandelt wird. (mar)
Casino Bern, Donnerstag und Freitag, 9. und 10. März, jeweils 19.30 Uhr
Sternstunden: Legenden des Hamburger Indie-Rock
«Hallo Euphoria» heisst das neue Album der Indie-Rock-Band Die Sterne aus Hamburg. Die Texte der zehn Songs sind dann aber weniger euphorisch, als der Name vermuten lässt. Und auch die Band selber schreibt auf ihrer Website, dass ihr Albumtitel mit Blick auf die Weltlage eigentlich irritierend sei. Systemkritische, melancholische Texte prägen das Album, das einen in nachdenklicher Stimmung mit dem Song «Wir wissen nichts». entlässt. Sänger Frank Spilker singt von der Machtlosigkeit der Menschen gegenüber Naturkatastrophen wie einem Vulkanausbruch, einer Seuche oder einem Meteoriteneinschlag. Und zum Klimawandel singt er: «Die Welt wird knusprig.» Zum Glück lindert die Band mit Gitarren, Schlagzeug und besänftigenden Synthesizer-Melodien Schwermut und Schuldgefühle. Denn Die Sterne möchten vor allem auch eines: «Lieder singen, die dich dazu bringen, Huf und Arsch und Hirn zu schwingen.» (sab)
Reitschule Dachstock, Mittwoch, 15. März, 19 Uhr
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