Groundhog Day in KanadaUnd plötzlich stirbt das Murmeltier
Wenige Stunden bevor Fred, das offizielle Murmeltier von Québec, den Frühling vorhersagen sollte, wurde der Nager tot aufgefunden. Es war nicht der erste tödliche Vorfall anlässlich des Groundhog Day.

Seit 2010 hat der weltberühmte Groundhog Day auch im beschaulichen kanadischen Val-d’Espoir Einzug gehalten. Jährlich am 2. Februar verkündet dort Fred, das offizielle Murmeltier von Québec, seine Vorhersagen zur Ankunft des Frühlings. Doch in diesem Jahr sahen sich die Organisatoren der traditionellen Zeremonie zur Improvisation veranlasst. Denn als der buschige Wetterprophet aus seinem Winterschlaf geholt werden sollte, war er tot.
«Ich kündige den Tod von Fred an. Als ich ihn letzte Nacht aufwecken wollte, stellte ich fest, dass er keine Vitalfunktionen mehr hatte», erklärte Roberto Blondin, einer der Organisatoren des Groundhog Day, den lokalen Medien. «Wahrscheinlich starb Fred bereits während seines Winterschlafs», so Blondin. Die pelzigen Nager können bis zu 15 Jahre alt werden; Fred wurde nur 9.
«Wir sind traurig, dass er von uns gegangen ist, aber er hatte ein tolles Murmeltierleben», sagte eine Sprecherin der Veranstaltung zu den Zuschauerinnen und Zuschauern vor der Kirche von Val-d’Espoir. «Woran wir uns immer erinnern werden, ist, wie er bei jeder Vorhersage seine Pfote hob, um die Sonne zu grüssen.»
Rund ein Dutzend Nagetier-Prognostiker gibt es in Kanada. Doch Fred, ein Frühlingsschmöcker in zweiter Generation, war eine Art Superstar unter seinesgleichen. Jährlich wurde der Groundhog Day in Val-d’Espoir per Livestream im Internet übertragen. Fred hat sowohl eine eigene Website als auch einen Wikipedia-Eintrag. Und die «Montreal Gazette» führte einst sogar ein fiktives Interview mit ihm, in dem es unter anderen um die Bürde seines Amtes und Schattenphobie ging.
Trotz der traurigen Nachricht über Freds Ableben schien am Donnerstagmorgen, dem Groundhog Day, die Sonne in Val-d’Espoir, und der Anlass wurde trotzdem durchgeführt. Aus der Zuschauermenge wurde ein Kind mit Murmeltierkappe auf die Bühne gerufen. Blondin überreichte ihm ein Plüschmurmeltier und bat um eine Vorhersage. Ein Schatten fiel und die Prognose wurde verkündet: Es gibt einen langen Winter, der Frühling verspätet sich.

Freds Tod bedeutet indes nicht das Aus des Groundhog Day in Val-d’Espoir: Damit die Tradition fortgesetzt werden könne, so versprach Blondin, werde es im nächsten Jahr ein neues Murmeltier geben.
Die Tücken des Groundhog Day

Der Vorfall in der kanadischen Provinz im Zusammenhang mit dem Tod eines Murmeltiers am Groundhog Day erinnert an einen anderen von 2014. Damals entglitt dem New Yorker Bürgermeister, Bill de Blasio, das Murmeltier namens Charles G. Hogg – genannt Chuck – aus einem dicken Handschuh. Das Tier stürzte aus beachtlicher Höhe, de Blasio ist fast zwei Meter gross, auf den Boden. Eine Woche später war Chuck tot. Die Todesnachricht wurde jedoch über ein halbes Jahr verheimlicht.
Auch de Blasios Vorgänger, Mike Bloomberg, leistete einen unfreiwilligen Stoff für die Gazetten: Er war der erste New Yorker Bürgermeister, der Chuck in den Händen hielt. Doch nachdem Bloomberg von Chuck gebissen worden war, nannte er das Tier einen «Hurensohn». Dies veranlasste die Organisatoren, den Zoo von Staten Island, die Bürgermeister während der Zeremonie jeweils mit dicken Handschuhen auszustatten. Just einem dieser Art, aus dem Chuck bei de Blasio in den Tod stürzte.
Das bekannteste Murmeltier, Phil, sagt weitere Wochen Winter voraus
Der Groundhog Day ist vor 30 Jahren zu einem Medienphänomen avanciert, zurückzuführen auf die US-Filmkomödie «Und täglich grüsst das Murmeltier» (Originaltitel: «Groundhog Day») aus dem Jahr 1993 mit Bill Murray und Andie MacDowell. Im Film spielt Murray einen zynischen TV-Wetteransager, der, während er aus der Kleinstadt Punxsutawney im US-Bundesstaat Pennsylvania vom Tag des Murmeltiers berichten soll, in einer Zeitschleife hängen bleibt.
Und deshalb ist der tierische Vertreter aus Punxsutawney auch der berühmteste seiner Zunft, namens Phil. Für dieses Jahr sagt Phil nach der Extremkälte um Weihnachten den USA sechs weitere Wochen Winter vorher.

«Ich sehe einen Schatten auf meiner Bühne – und deshalb, egal wie man es sieht, noch sechs Wochen Winterwetter», wurde ein Gedicht im Namen des Murmeltiers verlesen. Das Publikum klatschte und johlte dem Nager zu, der auf den Armen eines Mannes etwas teilnahmslos dreinschaute.
Phil liegt allerdings nicht so oft richtig. In den vergangenen Jahren habe seine Trefferquote bei rund 40 Prozent gelegen, haben US-Klimaforscher errechnet.
AFP/SDA/nag
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