Mambimbi und Sulejmani treffenUnd plötzlich fällt YB alles ganz leicht
Die Young Boys besiegen in der Europa League ZSKA Sofia 3:0 und rücken in der Tabelle auf Rang 2 vor.

Als Miralem Sulejmani nach 68 Minuten ausgewechselt wird, wäre ihm der tosende Applaus des Publikums sicher – wenn es denn eines hätte. Der Serbe blickt auf einen enttäuschenden Saisonstart. Er spielte nicht oft, und wenn er es tat, dann überzeugte er selten. Warum die Young Boys seinen Vertrag im Sommer um zwei Jahre verlängert hatten, es blieb zuletzt ein klein wenig fragwürdig.
Doch diesmal verläuft die Partie im leeren Wankdorf ganz nach dem Gusto des Technikers. Er findet Räume vor und er weiss sie zu nutzen. Er dribbelt leichtfüssig, streichelt mal den Ball, dann wieder drischt er ihn mit Wucht aufs gegnerische Tor. Er zeigt, wie er in all den Jahren in Bern zum Publikumsliebling geworden ist. Als Sulejmani ausgewechselt wird, führen die Young Boys auch dank ihm 3:0. Von Trainer Gerardo Seoane gibt es einen Klaps auf den Rücken, von den Teamkollegen auf der Tribüne Applaus.
Mambimbis Doppelpack
Seoane wünschte sich im Vorfeld, dass sein Team den Gegner unter Druck setzt und ihn so zu Fehlern zwingt. Und Captain Fabian Lustenberger forderte, endlich wieder einmal drei, vier Tore zu erzielen. In diesem Stil geht es los: Nach einem langen Ball von Linksverteidiger Jordan Lefort und einem Missverständnis in der ZSKA-Abwehr lupft Felix Mambimbi den Ball zum 1:0 ins Tor.
Der 19-jährige Stürmer ist im Vergleich zum 1:1 in Cluj vor einer Woche einer von fünf Neuen in der Startaufstellung, Assistgeber Lefort ein zweiter. Und ein dritter, Sulejmani, schnippelt kurz darauf den Ball in den Lauf von Christian Fassnacht, der Nationalspieler scheitert an Goalie Gustavo Busatto. Kurz davor hatte schon Mambimbi das 2:0 auf dem Fuss, nachdem er dem gleichaltrigen ZSKA-Captain Valentin Antov den Ball im Strafraum wegschnappt hatte. Die Young Boys überrollen ihren bulgarischen Gegner. Sie verleiten ihn zu Fehlern. Seoane und Lustenberger dürfen zufrieden sein.
Und es geht in diesem Takt weiter. Auch wenn sich die Gäste nun zumindest ein paar Mal in die Berner Hälfte vorwagen. Jean-Pierre Nsame spielt Flügel Sulejmani frei, der dribbelt Goalie Busatto aus und hat keine Mühe, mit seinem schwächeren rechten Fuss das 2:0 erzielen. YB fliegt und zaubert. Seoanes Personalrochaden haben sich bereits ausgezahlt.
Die Young Boys treffen jedoch auf eine Mannschaft, die – zumindest an diesem Abend – nicht einmal das Einmaleins des Verteidigens beherrscht. In der 31. Minute genügt nach einem Corner der Gäste ein langer Ball von Goalie David von Ballmoos, ein Flügellauf und eine Flanke von Fassnacht, damit Mambimbi unbedrängt zum 3:0 einköpfeln kann. Der Einwand, wie ZSKA vor einer Woche bei der AS Roma zu einem 0:0 kam, kann mittlerweile mit drei dicken Ausrufezeichen versehen werden.
Lauter erstaunliche Resultate
Das Zwischenresultat passt zu den aussergewöhnlichen Geschehnissen in der Gruppe A an diesem Donnerstag. Zuvor besiegte die AS Roma Cluj gleich 5:0. Zur Erinnerung: Die Rumänen hatten den Young Boys vor einer Woche das Leben mit ihrer defensiven Spielweise enorm schwer gemacht. Doch was nimmt in Zeiten von Corona-Pandemie und Geisterspielen schon seinen gewohnten Lauf? Mönchengladbach gegen Schachtar, Bayern gegen Salzburg, Liverpool gegen Atalanta – es kam in dieser Woche europaweit zu erstaunlichen Resultaten.
Nach dem 3:0 rückt YB in der Tabelle auf den zweiten Rang vor. In drei Wochen gastieren die Berner in Sofia. So leicht wie am Donnerstag dürfte es dann nicht werden.
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